Hagen. Krankenschwester Dorita leitet die Rheumatologie im Krankenhaus Mops in Hagen-Haspe. Was sie über Rheuma an sich und über Patienten sagt.
Ein Besuch im „Mops“-Krankenhaus: „Dass ich seit fast 40 Jahren hier arbeite, kann ich kaum glauben“, schüttelt Dorita Drobnitza lächelnd den Kopf, „aber tatsächlich ist es so, schließlich bin ich hier 1984 angefangen“. Mit „hier“ spielt die 59-Jährige auf das evangelische Krankenhaus (Mops) in Hagen-Haspe an.
Seit langem die gute Seele der Rheumatologie
Schwester Dorita gehört nicht nur beinahe zum Inventar des Hauses, sondern ist auch die gute Seele der Rheumatologie, auch wenn die bescheidene Frau diesen lobenden Titel gar nicht hören mag. „Ich hab’ hier von 1981 bis‘84 schon meine Ausbildung zur Krankenschwester gemacht“, blickt Schwester Dorita zurück.
Interesse am OP
Danach wollte sie eigentlich als OP-Schwester arbeiten, „der OP hat mich immer interessiert“, aber dort war zu dem Zeitpunkt im Hasper Krankenhaus keine Stelle frei. Also kam sie erst mal in die Warteschleife und arbeite in der Rheumatologie, „und dann fühlte ich mich dort wohl, ich hab’ den Bereich kennen- und liebengelernt“. Das Ergebnis? „Ich bin noch immer hier“, lacht die patente Frau.
+++ Lesen Sie auch: Rathaus-Galerie Hagen: Diese beliebten Mieter kehren zurück +++
Seit Jahren leitet Schwester Dorita die Abteilung, ihr Team besteht aus 20 Krankenschwestern und Pflegern.
300 Formen von Rheuma
Rheuma ist eine heimtückische, chronische Krankheit, „und sie kann jeden treffen, schon Kinder“, sagt die 59-Jährige. Es gibt verschiedene Ursachen für Rheuma. Es ist ein Sammelbegriff für sehr unterschiedliche Erkrankungen des Bewegungsapparats. Die moderne Medizin kennt bis zu 300 Formen von Rheuma.
Also ein Kampf gegen Windmühlen? „Nein“, sagt Schwester Dorita mit fester Stimme, „die Medizin hat in diesem Bereich in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht“. Durch moderne Biologika (Medikamente, die aus biologischen Substanzen hergestellt werden) gäbe es heute bei den Erkrankten nicht mehr so viele zerstörte Gelenke, „früher waren die Patienten weit pflegebedürftiger“.
+++ Lesen Sie auch: Hagen: Endlich geht’s im Schlosscafé Werdringen wieder los +++
Zahlen untermauern ihre Aussage: Während die durchschnittliche Liegezeit eines Patienten früher bei etwa sechs Wochen lag, sind es heute im Schnitt nur noch neun Tage. Schwester Dorita führt dies auch auf begleitende Maßnahmen wie Krankengymnastik, Ergotherapie und physikalische Therapien zurück.
Schwester Dorita erklärt: „In der Ergotherapie wird zum Beispiel die Feinmotorik trainiert. Patienten kneten Figuren oder erstellen Weidenkörbchen. Das ist viel mehr als einfaches Basteln“.
Rheumabehandlung ist Teamarbeit
Die physikalische Therapie basiere auf Kälte, Wärme und Strom. „Rheumabehandlung ist Teamarbeit“, betont Schwester Dorita, „da arbeiten verschiedene Berufsgruppen zusammen, das ist schon klasse“. Ärzte, Pflegekräfte, Therapeuten, aber auch Mitarbeiter in der Orthopädietechnik, der Orthopädieschuhtechnik und des Sozialdienstes zögen an einem Strang, „und das spürt auch der Patient“.
+++ Lesen Sie auch: Hagen: Termin steht: Alle Infos zur längsten Theke der Stadt +++
Apropos an einem Strang ziehen: „Wir hier in der Rheumatologie sind ein tolles Team, das muss ich wirklich sagen. Jeder springt ein, wenn es mal einen Engpass gibt. Wir können uns aufeinander verlassen“, sagt die gebürtige Hasperin mit ein wenig Stolz in der Stimme.
Schichtdienst gehört dazu
Und dabei weiß die Leiterin der Abteilung, dass die Arbeit mit Früh,- Spät- und Nachtschicht auch belastend sein kann, „aber das muss man, bevor man sich für den Beruf entscheidet, wissen. Doch wir achten auch darauf, dass niemand pro Monat zu viele Nachtdienste machen muss“. Als Leitungskraft arbeitet Schwester Dorita nicht im Schichtdienst, „ich hab’ eine Kernarbeitszeit von 7 bis etwa 15.15 Uhr, erstelle Dienst- und Urlaubspläne, arbeite aber auch wie früher normal auf der Station“.
Als Krankenschwester müsse man schon einiges wegstecken können, „ich bin hart im Nehmen“, sagt Schwester Dorita, fügt dann aber hinzu: „Wenn meine Tochter, meine Enkel oder mein Mann krank sind, bin ich anders. Da bin ich dann keine Krankenschwester mehr, sondern Angehörige.“
Ja, die Familie . . . Dorita Drobnitza lacht: „Jeder aus der Verwandtschaft ruft mich an, wenn er krank ist und fragt mich ,Dorita, was könnte das wohl sein?’. Ich bin für sie eben die Fachfrau der Familie.“
Lesen Sie auch: Hagen: Im Garten gewinnen Patienten ihre Lebensfreude zurück +++
Aber zurück in die Rheumatologie: An einen Patienten erinnert sich die 59-Jährige besonders gut: „Der Mann war verwahrlost, lebte mit seiner alten Mutter zusammen und kam aufgrund seiner schweren Gichterkrankung zu uns.“
Ganze Station kümmert sich
Und dann? „Die ganze Station hat sich um ihn gekümmert. Wir haben ihn gewaschen, ihm die Nägel gekürzt, eine Schwester hat ihm die Haare geschnitten.“ Nachdem der Mann einigermaßen genesen war, wurde er entlassen. „Wir hatten für ihn einen Platz in einer Wohngruppe gefunden – darüber freute er sich genauso wie wir.“
+++ Lesen Sie auch: Hagen: Alle Infos über die neue Bar auf dem Dach der Volme-Galerie +++
Schwester Dorita, die gute Seele der Rheumatologie, spricht auch gern über einen weiteren Patienten - einen echten Stammgast: „Er war immer höflich, freundlich und arbeitete in der Therapie gut mit. Er gehörte einfach zu uns“, lächelt die Hasperin, „und deshalb haben wir ihm - er heißt Bernd - das ,Du’ angeboten. Das ist eine absolute Ausnahme.“ Normalerweise wahren Ärzte, Schwestern und Pfleger das „Sie“, „darin spiegeln sich Distanz, aber auch Respekt wider“.
Krankenhausaufenthalt ist kein freiwilliger Ausflug
Ein Krankenhausaufenthalt – für die meisten Menschen ein „Ausflug“, den niemand freiwillig unternimmt. „Natürlich macht man bei uns keine Ferien. Wohlfühlen in einem Urlaubshotel ist etwas gänzlich anderes. Aber auch wir arbeiten daran, dass sich unsere Patienten hier Wohlfühlen. Allerdings bedeutet Wohlfühlen bei uns, dass die Patienten spüren, dass wir ihnen helfen, sie pflegen, unterstützen und ihre Schmerzen lindern.“
>>> Weitere Infos >>>
Gerade bei Rheuma-Erkrankten bewähren sich Alltagshilfen. So gibt es, um den Patienten das Essen zu erleichtern, Verdickungen für Gabel-, Messer- und Löffelgriffe.
Außerdem gibt es praktische Greifer, um Flaschen zu öffnen, ferner lange Greifzangen, um sich selbstständig die Strümpfe anzuziehen.