Haspe. Mit großer Gelassenheit blickt die Evangelische Stiftung Volmarstein, Träger des Hasper Krankenhauses, auf die anstehenden Reformen.

Wenn ein Konzern in diesen Zeiten sich vorzugsweise in der Gesundheits- und Sozialbranche tummelt, erlebt er schon seit Jahren aufregende Zeiten. Doch beim Blick auf die besonderen Klippen des Bilanzjahres 2022 erstaunt es durchaus, dass der Vorstand der Evangelischen Stiftung Volmarstein, Markus Bachmann, am Ende noch das versöhnliche Fazit ziehen kann: „Mit einem Umsatzplus von zwei Prozent konnten wir nicht ganz an das Wachstum der Vorjahre anknüpfen.“ Im Klartext: Bei einem Gesamtumsatz von 344 Millionen Euro erwirtschafteten die knapp 4200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiten am Ende immerhin noch ein siebenstelliges Ergebnis.

Stiftung ist inzwischen in ganz Hagen aktiv

Für die Evangelische Stiftung (ESV), die mit ihren Einrichtungen und Angeboten vorzugsweise im Ennepe-Ruhr-Kreis präsent ist, wird das Standbein in Hagen immer wichtiger. Vorzugsweise das Evangelische Krankenhaus Haspe (Mops) trägt ganz wesentlich zum Gesamtumsatz des Konzern bei.


Zudem bieten die Volmarsteiner in Hagen an: Therapiezentrum am Mops, Evangelisches Alten- und Pflegeheim Haspe, Tagespflegen in Haspe und Eilpe, Bildungsakademie Volmarstein (BAVO) am Mops, Dietrich-Bonhoeffer-Haus, Haus Berchum, Werkstatt für behinderte Menschen, Fachdienst Unterstütztes Wohnen, WGs Schulstraße und Boeler Straße, Matthias-Becker-Haus, Servicewohnen Altes Stadtbad sowie das Therapiezentrum Altes Stadtbad.

Dazu haben diesmal vor allem die vielfältigen Sozial-Angebote (+5 Prozent) beigetragen, während der Gesundheitsbereich, zu dem entscheidend das Evangelische Krankenhaus Hagen-Haspe beiträgt, im vergangenen Geschäftsjahr schwächelte. „Das wird jedoch durch andere Geschäftsfelder aufgefangen“, betont Bachmann, „das Gesamtkonstrukt kommt dadurch nicht in Schwierigkeiten“. Vor allem die Corona-Auswirkungen haben im ersten Halbjahr noch den Rhythmus geprägt, während zum Jahresende wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht wurde.

Patientenaufkommen steigt

„Dieser Trend setzt sich in diesem Jahr fort“, unterstreicht Frank Bessler, Geschäftsfeldleiter Gesundheit, und betont, dass inzwischen sogar drei Prozent mehr Leistungen in den Krankenhäusern erbracht würden als vor der Pandemie. Durch die Schließung des St.-Johannes-Hospitals in Boele sei natürlich in Haspe die Patientenzahl – auch das Notfallaufkommen – gestiegen. Durch die vergrößerte Intensivstation und das zweite Herzkatheterlabor sieht man sich hier für die Zukunft gut gerüstet.

Die Evangelische Stiftung Volmarstein präsentiert die 2022er-Bilanz und blickt trotz diverser Unwägbarkeiten optimistisch in die Zukunft (von links): der medizinische Geschäftsführer Frank Bessler, Stiftungsratsvorsitzender Hans-Peter Rapp-Frick, Bereichsleiterin Soziales Sabine Riddermann und Vorstand Markus Bachmann.
Die Evangelische Stiftung Volmarstein präsentiert die 2022er-Bilanz und blickt trotz diverser Unwägbarkeiten optimistisch in die Zukunft (von links): der medizinische Geschäftsführer Frank Bessler, Stiftungsratsvorsitzender Hans-Peter Rapp-Frick, Bereichsleiterin Soziales Sabine Riddermann und Vorstand Markus Bachmann. © WP | Yvonne Held

Eine Einschätzung, die auch vom Land NRW im Rahmen der anstehenden Krankenhausplanung anerkannt würde. „Wir sind ein solides Haus der Grund- und Regelversorgung auf Top-Niveau, das im internistischen, chirurgischen und gynäkologischen Bereich die Notfallversorgung sichert“, reklamieren die Hasper für sich eine hohe Leistungsfähigkeit. Bessler unterstreicht zudem, dass Spezialisierungen wie die Urogynäkologie, das Adipositaszentrum, die Hernienchirurgie oder auch die Klinik für schwerst-mehrfachbehinderte Menschen höchste Anerkennung genießen und daher bei allen aktuellen Reformzwängen die Existenz des Hauses in den bestehenden Strukturen sicherten.

„Die NRW-Krankenhausplanung ist eine Bestätigung unserer Arbeit – wir sehen für uns deutlich mehr Chancen als Risiken“, sehen Vorstand Bachmann und sein Team die strategischen Weichenstellungen der Vorjahre bestätigt. „Natürlich ist das gesamte System – und das stets im laufenden Betrieb – renovierungsbedürftig“, ist Bessler von den anstehenden Reformen im Gesundheits- und Krankenhauswesen durchaus überzeugt: „Aber die Patientenversorgung muss bei der Krankenhausplanung immer das Hauptthema bleiben.“

An der Seite der Menschen

Entsprechend möchte die ESV, trotz fehlender Extra-Finanzierung, die allerorten hoch anerkannte Station für behinderte Menschen in Haspe auch unbedingt bewahren: „Dazu fühlen wir uns als Stiftung verpflichtet“, hebt Hans-Peter Rapp-Frick, Vorsitzender des Stiftungsrates, die Rolle der Volmarsteiner als „verlässlicher Partner an der Seite der Menschen“ hervor. „Natürlich sind wir bei der Krankenhausplanung in NRW und im Bund nicht mit allem zufrieden. Finanziell steht hier einiges auf dem Spiel, aber es zeigt sich, dass unsere strategische Orientierung bislang richtig war“, freut sich der Stiftungsratvertreter, dass auch der Weg der orthopädischen Fachklinik in Volmarstein mit ihrer Akut- und Reha-Versorgung, so die bisherigen Zwischensignale aus Düsseldorf, in Richtung Zukunft gesichert scheint.

Ein weiteres großes Thema bleibt die Personalakquise. „Wir haben aktuell 150 offene Stellen, die wir immer häufiger durch Fremdpersonal auffangen müssen“, hat Bachmann im Vorjahr acht Millionen Euro in diesem Bereich an Externe investieren müssen. Hinzu kamen nicht zuletzt durch Corona auch im Jahr 2022 noch einmal Rekord-Krankenstände, die es in den Kliniken und Pflegeeinrichtungen aufzufangen galt. Vor der Sommerpause 2023 zeichnete sich hier jedoch wieder eine Normalisierung der Lage ab: „Neben unseren intensiven Bemühungen beim Recruiting – auch im Ausland – sind die Verbesserung der Arbeitsbedingungen sowie familienfreundliche Arbeitszeitmodelle eine Daueraufgabe.“

Investitionen in Photovoltaik

Zudem will die Stiftung im Geiste der christlichen Werteorientierung und als Ausdruck der Schöpfungsbewahrung einen weiteren Fokus auf das Thema Ökologie richten. Auch wenn die Finanzierungsmodelle der Kostenträger hier bislang wenig Spielraum für Investitionen in nachhaltiges Handeln zulassen, haben sich die Volmarsteiner auf die Fahnen geschrieben, ihren jährlichen Energiebedarf von 45 Millionen Kilowattstunden deutlich zu optimieren: So sollen 6,5 Millionen Euro in den nächsten drei bis vier Jahren investiert werden, um zumindest ein Drittel des künftigen Stromvolumens über Photovoltaikanlagen zu liefern. Ein Effekt, der sich in künftigen Bilanzen widerspiegeln soll.