Hagen. Der Hauptstadt-Journalist Benedikt Weimer entscheidet sich zunächst gegen die Arbeit: Er will ein Jahr mit seinem Fahrrad die Welt bereisen:
Er lebt nicht minimalistisch, nein. „Aber Minimalismus als Lebensmodell finde ich irgendwo inspirierend. Für einen gewissen Zeitraum nur mit dem Nötigsten auszukommen, das kann, glaube ich, beruhigend und gewissermaßen auch erhellend sein“, sagt Benedikt Weimer aus Hagen.
Er hat als Journalist in der Hauptstadt gearbeitet – dort eine zweijährige Ausbildung bei der Springer-Akademie gemacht und parallel im Politik-Ressort für die Bild-Zeitung geschrieben. „Das war eine arbeitsintensive, aber vor allem schöne Zeit, in der ich viele Erfahrungen sammeln konnte“, sagt der 20-Jährige. „Nach der Ausbildung stand ich dann vor der Wahl, dort eine feste Stelle anzunehmen. Das war auch lange mein Plan.“ Dann aber fiel die Entscheidung anders aus.
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(Zunächst) Gegen die Arbeit – für eine Reise, die Benedikt Weimer schon lange gereizt hat. Nur mit dem Fahrrad, einem Zelt und dem Allernötigsten ausgestattet, will er in den nächsten elf Monaten die Welt bereisen. Startpunkt ist Neuseeland, Ende offen. „Die Hinflüge sind schon gebucht.“
Zwischen Rad und Journalismus
Die Begeisterung für das Fahrradfahren, aber auch den Journalismus hat sein Leben schon seit vielen Jahren begleitet. „Ich bin schon in der Kindheit viel Rad gefahren. Als ich klein war, sind wir mit dem Rad von Juist aus nach Hagen und regelmäßig den Jakobsweg in kleinen Abschnitten gefahren“, erinnert sich Weimer an Familienreisen zurück. Es gab Fahrradreisen mit seinem Vater von Danzig nach Rügen, oder mehrere Wochen die amerikanische Westküste entlang. „Das war also kein Spontan-Entschluss, die Idee hatte ich schon länger“, sagt Weimer. „Und wenn ich es nicht jetzt mache, wird sich vielleicht nie wieder die Möglichkeit bieten.“
Spannende politische Zeit
Denn so gerne er seine Arbeit auch macht – bereits im Alter von 15 Jahren schrieb er seine ersten Texte als freier Mitarbeiter für diese Zeitung – weiß er auch darum, wie stressig der Redaktionsalltag sein kann. „Politikjournalismus beschäftigt dich über den Feierabend hinaus, du musst immer auf dem aktuellsten Stand sein. Gerade in den vergangenen zwei Jahren haben wir mit der Coronakrise, dem Ukraine-Krieg und den Folgen eine spannende politische Zeit erlebt. Das gemeinsam mit den Kollegen zu begleiten, war etwas Besonderes, aber eben auch arbeitsintensiv“, gibt Weimer, der sich allem voran für Wirtschaftsthemen interessiert, Einblicke in seinen Alltag in Berlin. „Ich stand immer voll hinter der Arbeit. Viele würden es vielleicht nicht glauben, aber für die ,Bild’ zu schreiben, ist bei Interviewanfragen oft ein Türöffner – und bei WG-Partys Diskussionsstoff“, sagt Weimer und lacht.
Vor kurzem ist der 20-Jährige wieder zurück nach Hagen gezogen, um von der Heimatstadt aus die große Reise zu planen, nach der er sich übrigens durchaus vorstellen kann, wieder zu seinem alten Arbeitgeber in die Hauptstadt zurückzukehren. „Vorher möchte ich aber gerne noch studieren.“
Zwischen Nervosität und Vorfreude
Startpunkt für seine Radreise, auf der ihn in den ersten vier Wochen sein Vater – ebenfalls passionierter Radfahrer – begleiten wird, ist von Auckland (Neuseeland) aus Richtung Süden. Weimer plant dort eine ungefähr sechswöchige Tour, bevor es nach Australien an die Ostküste weitergehen soll. „Es geht mir dabei nicht darum, jeden Tag unendlich viele Kilometer zu reißen. Ich will etwas von den Ländern sehen, die Kultur erleben, aber auch entspannen.“ Auf dem Reiseplan stehen bislang außerdem Timor-Leste (Inselstaat in Südostasien), Indonesien, Malaysia, Singapur,Thailand, Kambodscha, Laos und Vietnam. „Wenn es die Einreisebestimmungen zulassen und ich genug Zeit und Geld habe, will ich gerne von da aus noch nach China und Nepal.“ Wie lange und wohin es ihn verschlagen wird: offen.
„Ich habe nicht extra trainiert. Ich bin total gespannt wie es wird. Man ist natürlich nervös, aber die Vorfreude überwiegt“, sagt der Hagener, der so gut wie alles an benötigtem Equipment bereits besorgt hat. Übernachten wird er im Zelt. Bei Wind und Wetter. „Am Rad habe ich vier Packtaschen. Richtig viel mitnehmen kann ich also nicht“, sagt Weimer. Im Februar geht es los. Auf große Reise auf zwei Rädern. Minimalismus, aber eben auf Zeit.