Haspe. Jörg Klöpping aus Hagen-Haspe schafft sich in seinem Garten eine eigene Tierwelt aus Kunstharz. Wir gehen mit ihm auf Entdeckungstour:
Über den Rand der Dachrinne lugt ein Eichhörnchen, wenige Meter daneben baumelt ein Schimpansen-Baby vor der Fassade, auf dem Vordach thront ein ausgewachsenes Orang-Utan-Männchen, an die Klinker-Fassade krallt sich ein Papagei und über den Rand der Garage hangelt sich ein lebensgroßer Dackel in luftige Höhen. Dieses Einfamilien-Zuhause an der Hestertstraße in Hagen-Haspe bietet eine Expedition ins Tierreich und gleicht dem Entree eines Zoologischen Gartens. Dabei betont der Hausherr gleich zur Begrüßung: „Ich habe eine Hunde- und Katzenhaar-Allergie.“ Kein Problem, denn die Fauna um ihn herum besteht – von den imposanten Kois im heimischen Gartenteich einmal abgesehen – komplett aus Kunstharz.
Vor zehn Jahren hat der Hasper Handwerker, der ursprünglich von einem Bauernhof in Breckerfeld-Zurstraße stammt, zusammen mit seiner Familie eine Sammelleidenschaft für zum Teil handbemalte Kunststoff-Tierfiguren in Original-Lebensgröße entdeckt. „Angefangen hat alles mit einem ausgewachsenen Gorilla, den wir als Pilotprojekt auf das Garagendach gesetzt haben“, erzählt der 50-Jährige von seinem ersten Silberrücken.
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Ein Spaß für die Passanten
„Wir hatten damals durchaus die Sorge, dass irgendwelche Idioten dort mit Steinen oder auch Schneebällen für mutwillige Zerstörungen sorgen, doch bis heute ist nichts passiert. Das ist einfach ein Hingucker, der den Leuten Spaß macht“, kann Klöpping nur von positiven Reaktionen berichten. „Manchmal halten sogar die Busfahrer an und quatschen mich an, andere stoppen mit ihren Autos, um erst einmal die Ruhe staunen zu können“, erzählt ein Mann, dem niemals ein klassischer Gartenzwerg über die Türschwelle gekommen wäre.
Mit einem Profi-Spezialkleber sind die stattlichen Tierfiguren am Gebäude erdbebensicher fixiert: „Die kann keiner klauen“, zeigt sich der Hasper überzeugt, dass selbst die Klimaaktivisten in puncto Spezialleim von ihm noch was lernen könnten. „Drei neue Tiere pro Jahr schaffen wir an“, erzählt er von Kosten, die pro Objekt locker im oberen dreistelligen Bereich liegen, „mehr möchte ich dann aber auch nicht ausgeben“. Doch ein Blick in den Garten zeigt sehr schnell, dass diese selbstauferlegte Beschränkung offenkundig nicht immer so diszipliniert funktioniert: Pandas und eine Gorilla-Familie sitzen um den Koi-Teich herum, in den Beeten tummeln sich ein Löwe, Meerschweinchen, Kängurus, Schildkröten, Faultiere, Schnee-Eule, Frösche, Flamingos, Erdmännchen, Igel, Waschbären und ein Truthahn. Wie einst in Noahs Arche verwandeln sich Fressfeinde hier zu einer friedfertigen und harmonischen Lebensgemeinschaft.
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Ein Herz für die Exoten
Und mittendrin eine stattliche Teichanlage mit einem imposanten Stör und 15 stets hungrigen Kois, von denen der Größte mit goldfarbenem Schuppenkleid zurzeit zehn Kilo auf die Waage bringt und 83 Zentimeter lang ist. Vorzugsweise mit seinem 14-jährigen Sohn macht sich Jörg Klöpping gerne auf den Weg nach Wesel, um im örtlichen Figurenparadies die aktuellsten Attraktionen zu bewundern. Die gibt’s zwar auch im Internet zu bestaunen, aber der direkte Blick vor Ort ist einfach durch keine Google-Recherche zu ersetzen.
„Eigentlich reicht’s jetzt auch“, kann er den Sammlervirus dennoch nicht ganz unterdrücken, zumal der Junior gerade sein Herz für Exoten wie den Leguan, einen Alligator, die Klapperschlange oder auch den Python entdeckt hat. „Er träumt ja von einem T-Rex-Modell, vier Meter lang, zwei Meter hoch und etwa 2000 Euro teuer – da hört es jedoch wirklich auf.“
Es gibt noch Figuren-Träume
Aber auch der 50-Jährige hat noch Ideen, wenn er beispielsweise an die Kunstpalmen am Spielplatz an der Corbacher Straße denkt. Eine solche könnte er sich gut im Garten vorstellen, um daran weitere Tiere zu drapieren, schwärmt er von einem Koala-Bären und bunt gefiederten Vögeln. Und er hat noch einen Traum: „Es gibt da einen Panda-Bären in Lebensgröße mit einem ganz tollen Gesicht…“ – eigentlich unbezahlbar.
Draußen vor der Tür spannt sich noch ein Seil von der Dachrinne des Einfamilienhauses über den Bürgersteig hinweg in den nächsten Straßenbaum. Daran hangelt sich in luftiger Höhe eine Affenbande entlang, was selbst behördlicherseits ohne kritische Untertöne toleriert wird.
Der Sims der Dachrinne ist derweil luftiger Aussichtspunkt für Katzen, einen Adler oder auch einen Uhu. Davor ein stattlicher Wegweiser, der unter anderem auf die Freiheitsstatue, eine Strandbar auf Malle, den Eiffelturm sowie eine Wal-Bucht vor Island hinweist. „Wäre ein solcher Meeressäuger nicht der ultimative Höhepunkt für den Garten“, folgt prompt die Reporter-Frage. Jörg Klöpping zögert kurz, atmet einmal tief durch, schweigt und lächelt vielsagend. „Nein“ hat er nicht gesagt.