Hagen. Nach dem Abschied von „Zeus“ steht in Hagen ein neuer Anbieter für den E-Scooter-Verleih in den Startlöcher. Der Starttermin ist nahe.

Obwohl der Rat in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause noch einmal mehrere Hürden aufgetürmt und Bedingungen formuliert hat, um eine bereits weitgehend eingefädelte Rückkehr eines Elektro-Tretroller-Anbieters (E-Scooter) nach Hagen zumindest auf die lange Bank zu schieben, geht jetzt doch plötzlich alles ganz schnell: Die belgische Firma Hoppsharing BV – in der Branche eher bekannt als „Hoppy“ – bietet bereits in mehreren europäischen Städten E-Scooter-, E-Moped- und E-Bike-Verleihsysteme an und steht kurz davor, eine entsprechende Vereinbarung auch mit der Stadt Hagen zu unterzeichnen. Doch dieser Kontrakt muss auf Wunsch der Politik erst noch einmal nachgearbeitet werden. Dennoch ist das Unternehmen, das nach Informationen der Stadtredaktion bereits eine dreistellige Zahl an Rollern für seinen Start in Hagen beschafft hat, präpariert für einen Restart an diesem Freitag, 23. Juni.

Bei der Markteinführung am Freitag um 11 Uhr vor dem Hauptbahnhof erwartet die Besucher ein attraktives Quiz. 
Bei der Markteinführung am Freitag um 11 Uhr vor dem Hauptbahnhof erwartet die Besucher ein attraktives Quiz.  © Hoppy

„Wir freuen uns, die gemeinsame Mobilität nach Hagen zu bringen“, sagt Kenny Vercruysse, Geschäftsführer von Hoppy, auf Anfrage der Stadtredaktion. „Unsere Elektroroller wurden speziell entwickelt, um den Bewohnern von Hagen eine bequeme und nachhaltige Transportlösung zu bieten. Bei der Entwicklung unserer Fahrzeuge stand die Sicherheit an erster Stelle. Wir haben eng mit der Stadt zusammengearbeitet, um sicherzustellen, dass unser Angebot perfekt auf die Bedürfnisse der Gemeinde abgestimmt ist. Mit Hoppy möchten wir die Vorteile der Elektromobilität in Hagen bekannt machen und einen positiven Beitrag zur Mobilität in der Stadt leisten.“

„Zeus“-Premiere scheitert

Transportmittel für lebenswerte Städte

„Hoppy“ ist ein Startup-Unternehmen mit Sitz in Belgien, das sich auf die Fahnen geschrieben hat, eine Lösung zur sinkenden Luftqualität beizutragen sowie Verkehrsstaus, Parkplatzprobleme und andere städtische Probleme zu reduzieren: „Wir stellen uns eine Welt vor, in der alle Städte über sichere, grüne und gut fließende Straßen verfügen und alle Stadtbewohner einfachen Zugang zu zuverlässigen Transportmitteln haben.“


Dies geschehe durch das Angebot innovativer Mobilitätslösungen für Städte und Unternehmen. Das Hoppy-Team besteht nicht nur aus einem jungen Team, sondern auch aus starken Investoren, die das Unternehmen unterstützen. „Gemeinsam wollen wir einen Mehrwert bieten und die Städte dabei unterstützen, ihre Mobilitätsziele zu erreichen“, formulieren die Belgier ihren Anspruch.

Ihr Lösungsansatz: „Der Druck auf den öffentlichen Raum zwingt uns dazu, auf kompakte Elektroleichtfahrzeuge anstelle unserer eigenen und ungenutzten Verkehrsmittel umzusteigen.“ Die zunehmende Urbanisierung müsse zudem dazu führen, mehr Menschen mit weniger großen, umweltschädlichen und eigenen Transportmitteln zu transportieren: „Unsere Mission ist es, ein ökologisches, gemeinsames und nachhaltiges Transportmittel zu schaffen, um die Stadt für alle lebenswert zu machen.“


Vertreten sind die türkisen Hoppy-Scooter bislang in Belgien in Gent, Mechelen, Blankenberge und Hasselt sowie in Spanien entlang der Costa Brava in La Manga, Cullera, Torrevieja, El Campello, Orihuela, Albir, Altea und La Nuci.

Im Frühjahr dieses Jahres kehrte der erste E-Scooter-Anbieter in Hagen, die Firma „Zeus“, der Stadt den Rücken, nachdem er sich im Vorjahr bereits aus Haspe verabschiedet hatte. Die Firma ließ wortlos über die Stadt ausrichten, dass angeblich Vandalismusschäden in Kombination mit zu geringen Umsätzen während der Wintermonate die ausschlaggebenden Gründe für den Rückzug gewesen seien. Doch bei einer kollegialen Nachbetrachtung der Standortdefizite in Hagen zwischen „Zeus“ und „Hoppy“ stellte sich heraus, dass es vor allem Abrechnungsprobleme bei der immer wieder gehackten Zeus-App gewesen seien, die zu dem Aus geführt haben – Sachbeschädigungen spielten lediglich eine nachgelagerte Rolle. Diese Betrugssorgen werden von den Belgiern, die mit einer anderen Software operieren, so gar nicht geteilt.

Elektro-Tretroller können zu einem wichtigen Mosaikstein werden, damit auch in Hagen die Mobilitätswende gelingt.
Elektro-Tretroller können zu einem wichtigen Mosaikstein werden, damit auch in Hagen die Mobilitätswende gelingt. © dpa | Britta Pedersen

Ebenso würde die von der Stadtverwaltung ausgearbeitete vertragliche Vereinbarung zwischen Anbieter und Kommune, die inzwischen von anderen Städten in Deutschland bereits als Muster-Kontrakt gerne kopiert wird, von „Hoppy“ vollumfänglich akzeptiert. Das ergaben die bislang geführten, konstruktiven Gespräche mit dem Hagener Rathaus, bei denen das Unternehmen auch das zuletzt etablierte stationsgebundene System als geeignet empfand.

Der Hagener Rat hatte zuletzt der Fachverwaltung ins Stammbuch geschrieben, mit einem potenziellen Neuanbieter zugleich noch eine Schnittstelle für Mobilitäts-Apps auszuverhandeln und obendrein die finale Entscheidung noch durch sämtliche zuständige Gremien kreisen zu lassen. Ein Drehbuch, das faktisch dazu führt, dass ein Anbieter, der all diese Bedingungen erfüllen soll, erst starten kann, wenn der Sommer vorbei ist und das Wetter sich wieder E-Scooter-unfreundlich entwickelt. Doch die Firma „Hoppy“ kommt diesem zähen Drehbuch jetzt zuvor.

Freier Zutritt zum Hagener Markt

Denn die gesetzliche Lage lässt es nicht zu, die Hürden durch eine Kommune so sperrig zu gestalten, dass das potenzielle Angebot eines E-Scooter- und E-Bike-Verleihers faktisch unterbunden wird. Grundsätzlich könnte ein Anbieter seinen Service sogar jeden Tag in Hagen starten. „Er muss mit seinem Verleihangebot lediglich die Regeln der Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung (eKFV) sowie des Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetzes NRW einhalten“, erläutert Stadtsprecher Michael Kaub den rechtlichen Rahmen. Dabei kann der Anbieter seinen Service wahlweise sogar entweder als stationsgebundenes oder stationsungebundenes (free-floating) System anbieten. Letztlich gelten hier ähnliche Regeln wie bei jedem Autoverleiher, der lediglich dafür Sorge zu tragen hat, dass seine angebotenen Fahrzeuge den Regeln der Straßenverkehrsordnung entsprechend platziert werden.

Das Unternehmen
Das Unternehmen "Hoppy" setzt auf eine modere Roller-Flotte, bei der der Komfort im Vordergrund steht. © Hoppy

An diesem Freitag findet somit um 11 Uhr die offizielle Markteinführung statt, begleitet von einem unterhaltsamen Quiz und einem Promotionstand am Berliner Platz vor dem Hauptbahnhof. Dafür kann die Firma die bereits eingerichteten Abstellflächen an den Straßenrändern, die zurzeit leer stehen oder von parkenden Autofahrern illegal missbraucht werden, wieder nutzen. Die Elektroroller-Flotte von Hoppy ist mit fortschrittlichen Funktionen ausgestattet, die ein komfortables und sicheres Fahrerlebnis gewährleisten. Zu den Highlights gehören ein duales Bremssystem, Blinker, dicke Reifen für eine verbesserte Stabilität und eine hochwertige Federung, die Unebenheiten auf der Straße effektiv ausgleicht. Darüber hinaus verfügen die Roller über eine praktische Telefonhalterung, die es den Nutzern ermöglicht, ihre Mobiltelefone während der Fahrt aufzuladen und gleichzeitig die Hände frei zu haben.