Haspe. 200 Gäste trafen sich vor dem Hasper Kirmesfestzug traditionell zum Erbsensuppenessen. Ein festlicher Rahmen, um Brauchtumsfreunde zu würdigen.

Das hat es in Haspe schon lange nicht mehr gegeben: Beim traditionellen Erbsensuppenessen - dem alljährlichen Gute-Laune-Warmup für den Kirmesfestzug – wurde diesmal kein Bolzen für einen schamlosen Sünder vergeben, der die Befindlichkeiten am Ennepestrand übel verletzt hat. Dabei gibt es in Hagen bei Haspe doch eigentlich immer jemanden, der auf der Seele der Brauchtumsfamilie ohne das notwendige Fingerspitzengefühl herumtrampelt. Doch nach dem langen Darben in Corona-Zeiten zeigten sich die Krimesfreunde diesmal milde gestimmt. „Aber wir halten die Augen offen“, versicherte HHBV-Vizepräsident Thomas Eckhoff.

Heimatkette für Thieser

Stattdessen beschränkten sich der Vorstand des Hasper Heimat- und Brauchtumvereins darauf, verdiente Unterstützer und engagierte Mitstreiter zu ehren. Allen voran Ehrenpräsident Dietmar Thieser (70), der sichtlich gerührt von seinem Amtsvorgänger, zugleich Wolkenschieber-Obermeister Fritz Gerke (90) mit der Heimatkette dekoriert wurde. Aufgrund seiner Ketten-Allergie – gemeint ist die panische Sorge um verschlissene Oberhemden – wurde er zudem von Ex-Kirmesbauer Udo Röhrig und Ex-Iämpeströter Lothar „Lotti“ (wegen der Frauenquote) Weber mit einem knatschroten Lätzchen ausgestattet, das als Kragenschoner dienen soll.

Wolkenschieber-Obermeister Fritz Gerke (links) und HHBV-Vizepräsident Thomas Eckhoff (rechts) zeichneten HHBV-Ehrenpräsident Dietmar Thieser mit der Heimatkette aus.
Wolkenschieber-Obermeister Fritz Gerke (links) und HHBV-Vizepräsident Thomas Eckhoff (rechts) zeichneten HHBV-Ehrenpräsident Dietmar Thieser mit der Heimatkette aus. © WP Hagen | Martin Weiske

Die Verdienstmedaillen für vier Persönlichkeiten, die sich kontinuierlich für die Vereins- und Kirmeswelt im Westen der Stadt einbringen, gingen an Damian Tatusch, Tim Siewert, Brigitte Nieland und Dagmar Siedenstein.

Bezirksbürgermeister Horst Wisotzki war es zudem vorbehalten, mit seinem XXXL-Schwert die neuen Wachholderritter zu ernennen: „Sie müssen nicht bloß Sinn für Tradition, sondern zugleich Standfestigkeit unter dem Einfluss des Hasper Maggis mitbringen“, ließ er keinen Zweifel: „Hasper Verbundenheit ist für die Ritter ab sofort eine Lebensaufgabe.“

Rittertum als Lebensaufgabe

Naturgemäß wurde der amtierende Iämpeströter Sven Karnath, (Wisotzki: „Er verkauft gepolsterte Bollerwagen mit Stern“) ebenso in den Adelsstand erhoben wie Wolkenschieber-Lehrling Herbert Gitt, der aufgrund seines ausgeprägten Sinns für Humor künftig jedes Jahr eine Haspe-Anekdote erarbeiten muss. Sparkassen-Finanzexpertin Angela Schaefer, deren Tugend der Großzügigkeit ritterliche Dimensionen angenommen hat, wird derweil in ihrem Garten einen Geldautomaten aufstellen müssen, um den Abbau am Spielbrink und Quambusch zu kompensieren. Ritterwürden auch für den neuen Hasper „Town-Marshall“ Jan Grothmann (Wisotzki: „der White Earp vom Hasper Kreisel“), der künftig die Polizei-E-Scooter mit Beiwagen gegen Tandem-Lastenfahrräder mit Transportpritsche für Verhaftete – ein Pilotprojekt des Innenministeriums – eintauschen muss.

Die neuen Hasper Wachholderritter wurden von Bezirksbürgermeister Horst Wisotzki (2.v.re.) und HHBV-Vizepräsident Thomas Eckhoff (Hintergrund) gewürdigt (von links): Jan Grothmann, Angela Schaefer, Herbert Gitt und Iämpeströter Sven Karnath.
Die neuen Hasper Wachholderritter wurden von Bezirksbürgermeister Horst Wisotzki (2.v.re.) und HHBV-Vizepräsident Thomas Eckhoff (Hintergrund) gewürdigt (von links): Jan Grothmann, Angela Schaefer, Herbert Gitt und Iämpeströter Sven Karnath. © WP Hagen | Martin Weiske

Für musikalisch-optisches Entertainment sorgte nach 65 teilweise zähen, showfreien Minuten die Tanzsportgarde der KG Grün-Weiß Vorhalle. Bauer Heinrich Schulte Brömmelkamp aus dem Münsterland (nicht der mit den Schafen) deckte letztlich bis zur namensgebenden kulinarischen Versorgung des Erbsensuppenessens die humoristischen Bedürfnisse der Gäste ab. Dabei trampelte er nicht bloß genüsslich auf der Seele aller Schalke-Fans herum, sondern pflegte auch klischeehaft und wenig frauenfreundlich den Flachwitz.

Fazit: Viel Erwartbares, zu langatmige Willkommensgrüße, zu wenige Überraschungen und: Es muss dringend wieder ein Bolzenträger her, denn diesem Erbsensuppenessen fehlte eindeutig die launige Würze.