Hohenlimburg. Ein Leben ohne Grundrechte und ohne Freiheiten? Junge Migranten zeigen eine intensive Performance im Lutz Theater und im Werkhof Kulturzentrum:
Was wäre, wenn es grundlegende Rechte in Deutschland plötzlich nicht mehr gäbe? Diese Frage haben sich junge Menschen mit und ohne Migrationshintergrund gestellt und dazu eine besondere Multimedia-Performance entwickelt, die sie heute im Werkhof Kulturzentrum der Öffentlichkeit präsentieren. Titel: „Lichter der Großstadt“. Gestern feierte die Performance bereits im Lutz Theater in Hagen Premiere.
Grundrechte – ein kostbares Gut
„Die Grundrechte wurden von Menschen erschaffen, also können sie auch wieder weggenommen werden“, beschreibt Gandhi Chahine eine für viele undenkbare, aber eben nicht unmögliche Situation. Chahine als künstlerischer Leiter des Projektes und sein Kollege Dirk Schubert haben sich hierzu mit dem Werkhof Kulturzentrum zusammengetan. Seine Gruppe besteht aus jungen Menschen mit unterschiedlicher Herkunft: Viele sind Kinder von Migranten aus der ersten, zweiten, dritten Generation, sind in Deutschland aufgewachsen, oder nach Deutschland geflüchtet.
„Die Gruppe spiegelt die aktuelle Gesellschaft in Hagen wider“, erklärt Chahine. In den Auftritten, die zwischen Tanz, Gesang, Poetry-Slam und Schauspiel variieren, wird die Bedeutung von Demokratie und Grundrechten erarbeitet. Die Aufführung habe mit der Lebenswirklichkeit der jungen Menschen zutun.
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Impressionen aus dem Stück
„Eine Erfahrung vergleichbar wie Nadelstiche, die irgendwann eine so große Wunde hinterlassen, die kaum heilbar ist“, wird die Erfahrung von Akzeptanz – oder auch Ablehnung – in diesem Land verglichen. „Um Gerechtigkeit zu erzielen, müssen wir uns zuallererst der Ungerechtigkeit stellen“, heißt es in der Aufführung zur Frage, ob die Chancen eines Menschen nicht von deren Voraussetzungen im Leben abhänge. Auch wenn die Themen durchaus ernst sind, gehe die junge Gruppe doch humorvoll mit dem Erlebten um. „Das Erlebte ist teilweise so grotesk, da kann man oft drüber lachen“, erzählt Norbert Höhne, Chef des Werkhofs. Denn die Wahrheit sei noch viel härter als die gezeigten Stücke.
Es gehe auch um Sichtbarkeit, darum, eine Bühne zu schaffen für das, was die jungen Menschen durchgestanden haben und immer noch erleben müssen, erklärt Chahine. Dabei konnten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen sich ausprobieren, ihre Erfahrungen nach außen tragen und darstellen. Chahine versuche mit der Gruppe einen „geschützten Raum“ zu schaffen, in dem sich junge Menschen wohlfühlen. Einen Ort der Gemeinsamkeit, von Spaß, von Begegnung und Lernen. Ohne Zuwanderung würde sich eine Gesellschaft kaum weiterentwickeln, ist Chahine sicher. Und so solle man die positiven Fähigkeiten der Menschen sehen, nicht deren vermeintliche Defizite.
„Wir freuen uns, dass die jungen Leute das Haus beleben“, sagt Werkhofchef Höhne. Die Kooperation mit Chahine und Schubert, die seit Jahren aktiv Projekte in der Jugendarbeit anstoßen, ist für beide Seiten ein Glücksfall und soll kein Einzelfall bleiben. „Wir werden einen Weg finden, die Kooperation fortzusetzen“, hofft Höhne. Die Performance findet am heutigen Freitag, den 28. April, ab 18 Uhr im Werkhof Kulturzentrum an der Herrenstraße 1 statt. Der Eintritt ist frei.
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