Hohenlimburg. Wie kann man in Hohenlimburg Heimat finden, wenn man als Geflüchteter herkommt. Ein bemerkenswertes Projekt geht dieser Frage auf den Grund.
Es ist eine der größten Herausforderungen, vor denen Hagen und Hohenlimburg stehen: die Integration geflüchteter Menschen in Stadtgesellschaft. Ein bemerkenswertes Projekt unter der Führung von Ghandi Chahine und Dirk Schuster findet vor genau diesem Hintergrund aktuell im Werkhof Kulturzentrum statt. Es trägt den Titel „Homebase Hohenlimburg“ und geht künstlerisch der Frage auf den Grund, wie Hohenlimburg Heimat werden kann, wenn es das vorher nicht war.
Klingt erstmal wie vieles, was im Werkhof so geboten wird, was da am kommenden Sonntag, 18 Uhr, ansteht: Multimedia-Performance – Tanz , Schauspiel, Musik. Das ist im Grunde eine ziemliche Untertreibung, denn das Thema ist groß. Die Leistung der Protagonisten noch mehr. Es sind 40 Jugendliche aus vielen Winkeln der Welt mit völlig unterschiedlichen Flucht- und Migrationsgeschichten, schwierigen Reisen, komplizierten Bedingungen, Hemmnissen, Hürden, Widerständen. Sie alle eint: Sie wollen ankommen in dieser Gesellschaft.
Wobei auch das eigentlich pures Understatement ist. Viele der Jugendlichen, die die Performance im Rahmen des Projekts erschaffen, verhalten sich so partizipativ, sie wollen teilhaben. Das Interesse an Dingen, die manch angestammten gewöhnlich und selbstverständlich vorkommen, ist gewaltig. Darunter fallen so simple Dinge wie eine Kommunalwahl. Viele in der Gruppe warten auf den deutschen Pass. Ein Stück Papier, das in letzter Konsequenz aus ihrer Sicht leider den Unterschied macht zwischen gefühlter Integration und formeller Integration.
Zuhause fühlen und beteiligen
„Der Pass ist sicherlich die eine Sache. Aber wenn du dich nicht zuhause fühlst, dann willst du dich auch nicht beteiligen“, sagt Projektleiter Ghandi Chahine. Zum ersten Mal hat er eines seiner Projekte aus dem Kultopia woanders hin verpflanzt. Hohenlimburg sei eine besondere Herausforderung. Die Jugendlichen haben sich mehrere Monate nun mit Blick auf diesen Stadtteil mit Werten, Grundrechten und Migration beschäftigt. Das Ergebnis ist die eingangs erwähnte Performance, die am kommenden Sonntag im Werkhof gezeigt wird. Mitreißende Songs, berührende Theaterszenen.
Heimat, das ist so unfassbar different, so schwierig zu erklären und zu greifen, so ein komplexes Gefühl, aber auch ein gewaltig großer gemeinsamer Nenner. Goethe und ein Straßenfeger, Kant und eine Pflegerin – jeder definierte und definiert für sich, was Heimat ist. „Dass ich mich wohl und sicher fühle“, sagt Projektteilnehmerin Fitila Ola Ogbikali. Dass ich mich willkommen fühle“, beschreibt Teilnehmer Anas Reda Heimat. Und Shahir Nasir sagt: „Für mich bedeutet Heimat, dass ich Menschen um mich habe, die mir zuhören.“ Allein diese drei Antworten zeigen, wie weit das Heimatfeld ist.
Selenay ist eine der Teilnehmerinnen. In vierter Generation ist sie in Deutschland. Trotzdem stellt sie sich die Frage, wann sie endlich dazu gehören wird. Wie sie und ihre Mitstreiter das verarbeiten: zu sehen am Sonntag im Werkhof.