Hohenlimburg. Das Brautmodengeschäft „Kurvenschön“ hat sich in Hohenlimburg etabliert. Wieso Kundinnen selbst aus den USA anreisen:
Ein Meer aus Tüll und Spitze. Hochzeitskleider wohin das Auge reicht. Ein weißes Sofa im schönen Rokoko-Stil. Das Brautmodenatelier „Kurvenschön“ nimmt einen direkt im Hochzeitsfieber gefangen. Der Brautmodenladen an der Herrenstraße 12 ist längst in der Hohenlimburger Innenstadt etabliert. Dass sich das Geschäft mal einer so großen Beliebtheit erfreue, überrascht die Inhaberinnen Antje Linxweiler und Nadine Darmstädter noch heute. Vor allem in der Hauptsaison von September bis November haben sie alle Hände voll zutun, so Linxweiler. Dabei kommen die wenigsten Kunden aus dem Stadtgebiet.
Kundinnen aus Kairo und USA
Als Brautmodengeschäft seien sie in der leeren Hohenlimburger Innenstadt nicht auf Laufkundschaft angewiesen. „Die Bräute kommen auf Termin zu uns“, erklärt Linxweiler und dafür nehmen die Kundinnen meist einen weiten Weg in Kauf. Vor wenigen Wochen hatten sie eine Kundin aus Kairo zu Gast, eine Braut nahm sogar den langen Flug aus Amerika auf sich, um im „Kurvenschön“ ihr Traumkleid zu finden. „Wir sind schon fast geschockt, wenn eine aus Hagen oder der Nähe kommt“, lachen die Inhaberinnen. Denn normalerweise stehe den Bräuten rund hundert Kilometer Anfahrt bevor.
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„Wir machen alles möglich“
Auf den 350 Quadratmetern Fläche im Laden finden sich knapp 300 bis 350 Traumkleider. Kurvenschön ist eines der wenigen Brautmodengeschäfte, die sich auf „Plus Size Mode“ – sprich: Übergrößen – spezialisiert haben. Von Konfektionsgröße 42 bis 58 finden die Bräute hier ihr Hochzeitskleid. Und dabei sei kein Wunsch zu groß. „Wir machen alles möglich“, laute das Motto im Kurvenschön. Egal ob locker-leichtes Vintage oder Boho-Kleid, ob klassische A-Linie oder Prinzessinnen-Schnitt, ob in Weiß, Ivory, Rosa, Rot, Blau oder Schwarz, Linxweiler und Darmstädter bemühen sich, jeden Wunsch der Braut zu erfüllen. Dabei komme man am besten knapp acht Monate vor geplanter Hochzeit, um alle Änderungen einzuarbeiten, erklärte Linxweiler. Und obwohl sie sich vor allem den „curvy“-Bräuten verschrieben haben, so freuen sie sich, auch Bräute in kleineren Kleidergrößen zu bedienen.
Ein ungleiches Duo
„Ich habe mein Leben lang alles geliebt, was royal oder Prinzessin war“, erinnert sich Linxweiler zurück. Vor fünf Jahren wagten die beiden Freundinnen dann gemeinsam den Schritt ins ungewisse und eröffneten den Brautmodeladen für curvy Bräute. Dass Gegensätze ein gutes Team bilden, dafür sind sie der Beweis: Glitzer trifft auf sportlich. „Ich habe den Lipgloss in der Tasche und sie den Akkuschrauber“, beschreibt Linxweiler ihre Dynamik. Drei Jahre haben die beiden den Laden im Zweiergespann gemanagt, seit zwei Jahren bekommen sie durch vier Mitarbeiterinnen tatkräftige Unterstützung. Und vor vier Jahren haben sie sich bei der TV-Sendung „Zwischen Tüll & Tränen“ beworben. Durch die Dreharbeiten haben sie enorm an Reichweite gewonnen, eins der großen Erfolgsrezepte hinter ihrem Laden. Die meisten ihrer Kundinnen seien durch die Fernsehshow auf sie aufmerksam geworden, so Darmstädter.
Die Braut ist der Mittelpunkt
Bei den Terminen drehe sich alles nur um die Braut, erklärt Linxweiler. Drei Stunden nehmen sie sich dabei Zeit, statt einer sind immer zwei Beraterinnen vor Ort, die die Braut alleine durch das große Atelier führen. Das sei auch eine ihrer Besonderheiten. Obwohl es ihnen an Platz nicht mangeln würde, ist immer nur eine Braut im Laden. „Es ist ein Highlight für die Braut, dass sie allein sind“, sagt Linxweiler. Im intimen und sicheren Ort zwischen den Beraterinnen und Begleitungen können es sich die Bräute wohl fühlen lassen. Nicht nur versuchen sie jedes Kleid wunschgenau zu fertigen, sondern auch bei den Terminen richten sich die Beiden nach den Wünschen der Braut. Die offiziellen Öffnungszeiten seien zwar von 14 bis 21 Uhr, doch haben sie auch abends nach Wunsch geöffnet. „Wann immer die Braut will, außer sonntags“, erklärt Darmstädter die ungewöhnlichen Öffnungszeiten. Da viele Kundinnen von weiter weg kommen, würden sie schon Freitagabends anreisen und sich ein Hotelzimmer nehmen, so Linxweiler. Sie habe auch mal Freitagnachts eine Anprobe durchgeführt. Ein Mädelsabend mit Hochzeitskleidern, könnte man sagen.
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Plus Size Mode im Brautmodengeschäft
„Was ist heutzutage in Deutschland noch eine normale Größe“, antwortet Darmstädter auf die Frage, warum sie sich auf Plus-Size-Mode spezialisiert habe. Frauen mit der Konfektionsgröße 34, 36 oder 38 fänden fast überall ein passendes Traumkleid, die große Auswahl an Curvy Brautkleidern sei etwas Besonderes. „Viele der Bräute sind unfassbar dankbar“, freut sich Linxweiler. Etliche Ihrer Kundinnen seien unsicher wegen ihres Körpers, haben gar mit Krankheiten wie Lipödem zu kämpfen und haben sich seit Jahren nicht mehr in einem Kleid gesehen. Diesen Frauen ihr Traumkleid zu bescheren, gebe ihnen so viel Freude, so Linxweiler. Dabei sei jedes Kleid ein Unikat. Darmstädter und Linxweiler schauen sich jedes Kleid persönlich an, bevor es in den Verkaufsraum kommt und manchmal finden auch eigene Designs ihren Weg in die Schaufenster. Die Möglichkeit zu haben, ihren Kundinnen ein Stück des Weges zur Hochzeit begleiten zu können, sei für sie das Schöne an ihrem Beruf.
Durch Höhen und Tiefen
Doch warteten auch schwierige Zeiten auf das ungleiche Duo. Während der Pandemie mussten sie, wie viele andere Einzelhändler auch, ihr Geschäft zeitweise schließen. „Das war eine ganz bittere Zeit“, erinnert sich Linxweiler zurück. Vor allem, da Brautmodengeschäfte in anderen Städten bereits öffnen durften, während sie, aufgrund der hohen Inzidenzzahlen in Hagen, immer wieder Bräuten absagen mussten. Bei der Jahrhundertflut 2021 sind sie jedoch noch knapp der Katastrophe entkommen. Mit ihrer fröhlichen und offenherzigen Art freuen sich die beiden jede Braut auf ihrem persönlichen Weg zu begleiten. Und wenn eine Braut ihr Traumkleid gefunden hat bleiben auch ihre Augen nicht immer trocken.