Hohenlimburg. Ihre Brautmode ist regelmäßig bei „Zwischen Tüll und Tränen“ im TV zu sehen. Doch aktuell herrscht Tristesse bei „Kurvenschön“ in Hohenlimburg
Still ist es dieser Tage im Brautmodengeschäft von Antje Linxweiler und Nadine Darmstädter. Wie so viele Händler und Dienstleister warten die Beiden auf den Tag, an dem sie ihr Geschäft wieder öffnen und Bräute mit Kleidern in großen Größen (42 bis 58) ausstaffieren können. Diesen Monat geht „Kurvenschön“ in sein viertes Geschäftsjahr. Was als Nebenprojekt begann, hat sich zu einer der bundesweit bekanntesten Adressen für große Größen bei Brautkleidern gemausert. „Der Laden ist eingeschlagen wie eine Bombe“, sagt Antje Linxweiler. „Das wäre unser Jahr gewesen.“
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Mit regelmäßigen Auftritten in der Brautdoku-Serie „Zwischen Tüll und Tränen“ erreichte der Laden bundesweit ein Millionen-Publikum. Verbunden mit vielen Videos und Fotos in den Sozialen Netzwerken kam so eine Kundschaft zusammen, die im Schnitt mehrere hundert Kilometer Anfahrt in Kauf nahm, um sich in Hohenlimburg ankleiden zu lassen. „Wir hatten hier Bräute, die kamen aus Berlin, Hamburg oder sogar Rotterdam, Belgien und Amerika.“
Internationale Kundschaft
Es lockte das Rundum-Event mit persönlichem Willkommensschild vor der Tür und drei Stunden Beratung und Anprobe in einem Brautladen, der nur für die eine Braut geöffnet wird. Ein privates und persönliches Erlebnis, für das Kundinnen eine weite Anreise gerne in Kauf nahmen. Doch gerade der Fokus auf den Brautmarkt bundesweit sorgte zuletzt auch für viel Frust, weil die Spielregeln durch Corona-Auflagen verändert wurden. Während in der einen Stadt die Inzidenz niedrig war und die Läden geöffnet, mussten in Städten wie Hagen mit hoher Inzidenz die Läden zu bleiben. „Das war Wettbewerbsverzerrung ohne Ende“, sagt Linxweiler.
Mehr Differenzierung gefordert
„Viele Bräute hängen an uns, aber sie wollen natürlich auch ihr Kleid haben – und dann fahren sie eben dorthin, wo geöffnet ist.“ Dass der Bund nun mit der „Corona-Notbremse“ um mehr Einheitlichkeit bemüht ist, bleibt ein schwacher Trost, weil allein dadurch die Infektionszahlen nicht sinken und die Türen bei Kurvenschön weiter zu bleiben müssen. „Ich verstehe nicht, warum man bei den Läden nicht mehr differenziert“, so Linxweiler. „Im Flieger nach Mallorca sitzen die Leute dicht an dicht und wir dürfen einen Laden mit 380 Quadratmetern Platz für eine Braut nicht öffnen.“Seit Mitte Dezember musste „Kurvenschön“ fast durchgängig geschlossen bleiben, mit Ausnahme von drei Wochen Ladenöffnung im März. „In den drei Wochen haben wir Tag und Nacht gearbeitet und alles mitgenommen, was möglich war“, erzählt Nadine Darmstädter, „Weil wir wussten, dass wir sicher bald wieder schließen müssen.“
Hoffen auf den Sommer
Inzwischen schießen sie Geld aus der privaten Tasche hinzu, um ihren Laden zu halten. Möglich ist das, weil die Inhaberinnen das Geschäft nebenbei betreiben. Antje Linxweiler ist Beamtin, Nadine Darmstädter arbeitet als Pflegehelferin im Krankenhaus. „Finanziell ist die Situation schlimm, aber emotional ist es für uns noch schlimmer. Das ist unser Herzblut, was hier langsam den Bach runtergeht“, sagt Linxweiler. Völlig verschwunden ist der Optimismus aber noch nicht, wovon auch ein frisch gefülltes Lager von Brautkleidern neuester Kollektion zeugt – bereit, das Geschäft und die fast täglichen Anfragen von Bräuten auch bald wieder bedienen zu können. „Irgendwann muss es doch mal besser werden.“
Doku-Dreh im Laden
Weiterhin ist das Brautmodengeschäft in der Dokuserie „Zwischen Tüll und Tränen“ auf dem Privatsender „Vox“zu sehen. Die Dreharbeiten dürfen laut Produktionsfirma unter Corona-Auflagen laufen.
Die unsichere Pandemie-Lage erschwere jedoch auch die Suche nach Bräuten für die Serie. Da es an Planungssicherheit fehlt, verschieben viele die Hochzeit.