Hagen. Die Löscharbeiten an einem Kraftwerk in Hagen ziehen sich noch eine Woche hin. Das sind die Gründe für den Dauereinsatz der Feuerwehr.

Die Feuerwehr Hagen wird noch mindestens eine Woche mit den Löscharbeiten auf dem Gelände des Biomasse-Kraftwerks in Kabel beschäftigt sein. Das erklärte Feuerwehr Sprecher Peter Thiele am Montagmorgen: „Wir sind jetzt dabei, nach und nach das brennende Holz mit Baggern aus dem Silo zu fahren. Es wird auf dem Platz mit Wasser abgelöscht, dann in Container geladen und abgefahren.“

Während der Arbeiten, so Thiele weiter, komme es immer wieder zu stärkerer Rauchentwicklung. „Das muss man sich wie bei einem Osterfeuer vorstellen“, so der Feuerwehrsprecher. „Wir raten den Anwohnern in Kabel, Bathey, Boele, Westhofen und Garenfeld, Fenster und Türen geschlossen zu halten.“

Großeinsatz der Feuerwehr am Sonntag

Die Feuerwehr ist weiterhin mit 30 Feuerwehrleuten vor Ort. „Wir arbeiten jetzt rund um die Uhr im Schichtbetrieb“, so Thiele, der nicht ausschloss, dass Feuerwehrleute aus den Nachbarstädten zur Unterstützung hinzugezogen werden.

Die Tore des Silos sind geöffnet. Mit Baggern wird seit Sonntagabend das Brenngut hinausgefahren und dann abgelöscht.
Die Tore des Silos sind geöffnet. Mit Baggern wird seit Sonntagabend das Brenngut hinausgefahren und dann abgelöscht. © Alex Talash | Alex Talash

Der Großeinsatz der Feuerwehr startete am Sonntagmorgen: Auf dem Gelände des Energieversorgers Enervie an der Biomasse-Verstromungsanlage Kabel war es zu einem Feuer in einem 26 Meter hohen Silo-Turm gekommen, in dem Holz gelagert wird. Mehr als 100 Feuerwehrleute der Berufsfeuerwehr Hagen und von Freiwilligen Einheiten waren vor Ort im Einsatz, rund 30 Fahrzeuge waren zum Einsatzort ausgerückt.

Behälter bis zum Rand mit Holz gefüllt

Obwohl der riesige Behälter nahezu bis zum Rand mit Holz gefüllt war, war der Brand auf dem Gelände zwischen „Kabel Premium Pulp & Paper“ und der Druckerei von außen zunächst kaum wahrzunehmen. Vor Ort berieten Experten lange darüber, wie man das Feuer am besten bekämpfen könne. Dabei kam am Ende auch Stickstoff als Löschmittel zum Einsatz.

Mit einem Bagger werden die brennenden Holzreste an einem Kraftwerk in Hagen aus dem Silo gezogen.
Mit einem Bagger werden die brennenden Holzreste an einem Kraftwerk in Hagen aus dem Silo gezogen. © WP | Michael Kleinrensing

Um sich ein Bild machen zu können, hatte die Feuerwehr eine Drohne eingesetzt. Sie flog über dem Silo und lieferte Bilder von oben.

Keine Gefahr für die Bevölkerung

Eine Gefahr für die Bevölkerung bestand nach Angaben der Mark-E zu keinem Zeitpunkt des Großeinsatzes. Auch seien keinerlei schädliche Stoffe in der Luft nachweisbar.

Die Feuerwehr Hagen ist mit zahlreichen Einsatzfahrzeugen am Kraftwerk in Kabel.
Die Feuerwehr Hagen ist mit zahlreichen Einsatzfahrzeugen am Kraftwerk in Kabel. © Alex Talash | Alex Talash

Auch die Stromversorgung in Hagen sei, so Unternehmenssprecher Andreas Köster, zu keinem Zeitpunkt in Gefahr gewesen: „Das Kraftwerk ist gerade ohnehin nicht am Netz, befindet sich in Revision.“ Darüber hinaus macht Köster Dimensionen und Bedeutung deutlich: „Kraftwerke und Windräder Enervie-Gruppe verfügen über eine Gesamtleistung von 600 Megawatt, auf das Biomasse-Kraftwerk Kabel entfallen dabei 20 Megawatt.“ Damit habe Kabel zwar eine gewisse Bedeutung – insbesondere in der Grundlast, da die Stromproduktion nicht abhängig sei von Sonne oder Wind –, aber letztlich spiele das Kraftwerk für Hagen nicht die wichtigste Rolle. „Hinzu kommt, dass unsere Netze offen sind und wir Strom bei Bedarf auch von außen zuführen können“, so Köster.

Zukunft des brennenden Silos offen

Wie es in Kabel weitergeht, ist noch völlig offen. „Wir haben ja noch ein zweites Silo auf dem Gelände, das gerade komplett leer ist“, so Köster. „Wir müssen klären, unter welchen Umständen wir diese Kapazitäten nutzen können.“

Die Löscharbeiten der Feuerwehr Hagen in dem Silo am Kraftwerk Kabel haben die ganze Nacht über angedauert und sind noch längst nicht abgeschlossen.
Die Löscharbeiten der Feuerwehr Hagen in dem Silo am Kraftwerk Kabel haben die ganze Nacht über angedauert und sind noch längst nicht abgeschlossen. © Alex Talash | Alex Talash

Auch was aus dem brennenden Silo wird, ist noch völlig offen. „Es ist nicht klar, ob wir es weiter nutzen können“, so Köster, der damit rechnet, dass sich diese Fragen erst nach Abschluss der Löscharbeiten beantworten lassen. „Der Fokus liegt jetzt erst einmal darauf, dass der Einsatz reibungslos läuft und so schnell wie möglich beendet werden kann.“

Auch am Montag steigt am Silo im Biomasse-Kraftwerk in Hagen immer wieder Rauch auf. Anwohner sollen Türen und Fenstergeschlossen halten – so empfiehlt es die Feuerwehr.
Auch am Montag steigt am Silo im Biomasse-Kraftwerk in Hagen immer wieder Rauch auf. Anwohner sollen Türen und Fenstergeschlossen halten – so empfiehlt es die Feuerwehr. © WP | Michael Kleinrensing

„Gegen 11 Uhr hat der Brandmelder in Silo 1 Alarm geschlagen“, sagte Andreas Köster, Sprecher der Mark-E, der sich vor Ort über den Einsatz informierte. „Unsere Mitarbeiter vor Ort haben Rauch aufsteigen sehen. Sie haben dann zunächst selbst ein C-Rohr verlegt und versucht, mit Wasser das Feuer von oben zu löschen.“

Mitarbeiter der Mark-E alarmieren Feuerwehr

Als sie allerdings gemerkt hätten, dass sie nicht entscheidend voran kommen, so Köster, hätten sie die Feuerwehr alarmiert. Die wiederum rückte sofort mit einem Großaufgebot zu dem Gelände aus, das zwischen dem Druckzentrum und dem Areal des Papierherstellers Kabel Premium Pulp & Paper fernab der Wohnbebauung liegt.

Komplexe Lage: Feuerwehrleute und Polizei besprechen am Biomasse-Kraftwerk in Hagen die Situation. In einem Silo ist ein Feuer ausgebrochen.
Komplexe Lage: Feuerwehrleute und Polizei besprechen am Biomasse-Kraftwerk in Hagen die Situation. In einem Silo ist ein Feuer ausgebrochen. © Alex Talash | Alex Talash

„Das Kraftwerk ist aufgrund einer technischen Überprüfung derzeit nicht in Betrieb“, so Andreas Köster, der zu einer möglichen Ursache des Brandes noch keine Angaben machen konnte, „in Silo 1 befinden sich rund 2000 Tonnen Altholz unterschiedlichster Qualität, das Silo 2 ist derzeit leer.“ Weil das Holz allerdings getrocknet ist, bietet es dem Feuer reichlich Nährstoff.

Verstromungsanlage seit 2005 in Betrieb

Die Biomasse-Verstromungsanlage (BVA) in Hagen-Kabel wurde im Jahr 2005 als Gemeinschaftsprojekt von Mark-E und dem Papierhersteller Kabel Premium Pulp & Paper in Betrieb genommen. Mit einer elektrischen Leistung von 20 Megawatt ist die BVA Hagen-Kabel nach Angaben der Mark-E die größte Anlage ihrer Art in der Region.

Zahlreiche Feuerwehrleute sind am Kraftwerk im Norden von Hagen im Einsatz.
Zahlreiche Feuerwehrleute sind am Kraftwerk im Norden von Hagen im Einsatz. © Alex Talash | Alex Talash

Das umweltfreundliche Kraftwerk nutze zur Erzeugung von Strom und Prozessdampf ausschließlich Altholz. Der Brennstoff werde nach der Entnahme aus Lagersilos in zwei Dampferzeugern verfeuert. Die dabei freigesetzte Wärme werde vom Wasser-Dampf-System aufgenommen, es entsteht überhitzter Hochdruckdampf. Dieser Dampf wiederum werde in einer Turbine in mechanische Energie umgewandelt. Die Turbine treibe einen Generator an, der die elektrische Energie erzeugt.

Rauchgase werden gereinigt

Bei dem Prozess entstehende Rauchgase würden von Schadstoffen wie Schwermetallen, Schwefeldioxid, Stickoxiden, Chlor und auch der entstehenden Flugasche gereinigt. Im Vergleich zu einem Kohlekraftwerk erspare die BVA nach Angaben der Mark-E der Umwelt rund 160.000 Tonnen CO2 pro Jahr.