Elsey. Er verdiente gut, sein Job war angesehen. Doch irgendwie war Tim Schrader nicht vollends zufrieden. Also ging er einen unerwarteten Schritt.

„Ich habe ihn nicht dazu gedrängt“, weist Martin Schrader jegliche Verantwortung für den Entschluss seines Sohnes von sich. Dieser ist Feuer und Flamme für den Heizungsbetrieb Oppitz und hat sich vor ein paar Jahren entschlossen, deshalb seinen Job als Betriebsingenieur an den Nagel zu hängen und stattdessen in der Firma des Vaters an der Iserlohner Straße einzusteigen. Dabei hatte er eine feste Stelle bei Thyssenkrupp, ehemals Hoesch. „Die Bezahlung war super, die Arbeitszeiten waren super und die Perspektive war super“, blickt Tim Schrader zurück. „Nur irgendwie hat es mich nicht vollends zufrieden gestellt.“

Unsichere Zukunft

Dazu kam ihm die Frage in den Kopf, wie es mit der Firma Oppitz in Zukunft weitergeht, wenn der Vater (59 Jahre) irgendwann in den Ruhestand geht. Der wiederum dachte an die sichere Anstellung seines Sohnes und war anfangs nicht begeistert über dessen Pläne: „Da sagt man doch erst, bleib besser dort.“

Der Unternehmenspass der Firma Oppitz aus Hohenlimburg
Der Unternehmenspass der Firma Oppitz aus Hohenlimburg © Manuela Nossutta

Es kam anders. Heute ist Tim Schrader dankbar, vor fünf Jahren seinen beruflichen Kurs weg vom großen Industriebetrieb und hin zu der Heizungs- und Sanitärfirma des Vaters gesetzt zu haben. „Es wird nie langweilig. Jede Baustelle ist anders und bietet neue Herausforderungen“, sagt der 31-Jährige. Gerade das Praktische liegt ihm. Bewusst hatte er sich damals schon nach dem Abschluss an der Realschule Hohenlimburg für eine technische Ausbildung am Cuno Berufskolleg entschieden. Seine technischen Kenntnisse aus dem ersten Lehr- und Berufsleben bei Hoesch halfen, als er sich für die Arbeit bei Oppitz zum Anlagenmechaniker für Heizung, Sanitär und Klimatechnik ausbilden ließ. Neben der täglichen Arbeit machte er im vergangenen Jahr seinen Handwerksmeister und wirkt längst vollends im Betrieb Oppitz mit.

Auftragslage deutlich geteilt

Was die Aufgaben angeht, so hat der Installateur und Heizungsbaumeister in den vergangenen Jahren die Entwicklungen direkt miterlebt, die die Großwetterlage um Pandemie und Ukraine-Krieg diktierten. Erst habe sich die Auftragslage deutlich geteilt: halb Sanitär- und Badsanierung, halb Heizung. „Zu Corona-Zeiten waren es dann mehr Badsanierung“, wollten doch damals angesichts von Abstands-Regeln und Pandemie viele Menschen die eigenen vier Wände verschönern. Auch das ist nun vorbei. Stichwort: Ukraine-Krieg. Stichwort: Steigende Preise. Der Trend gehe nun weg vom Komfort, hin zum Energiesparen. “Seit die Inflation hoch schießt, sind die Badsanierungen deutlich eingebrochen – und die Anfragen für Sanierung von Heizungen stark gestiegen.“

Tim Schrader arbeitet im Gas- und Heizungsbetrieb seines Vaters - der Firma Oppitz in Hohenlimburg. Und das, obwohl er vorher als Ingenieur tätig war.
Tim Schrader arbeitet im Gas- und Heizungsbetrieb seines Vaters - der Firma Oppitz in Hohenlimburg. Und das, obwohl er vorher als Ingenieur tätig war. © WP Hagen | Marcel Krombusch

Anlagen aufwendig zu bauen

Alte Kessel raus, effizientere Brennwert-Thermen rein – hierzu gebe es wieder mehr Nachfragen. Grund dafür sei auch die aktuelle Unsicherheit, angeheizt von politischen Debatten rund um das Ende von Öl- und Gasheizungen. Ebenfalls im Aufwind sind Hybridheizungen, sprich Gas kombiniert mit der regenerativen Energie etwa von Wärmepumpen. “Allerdings sind diese Anlagen sehr aufwendig zu bauen, da brauchen wir teils Wochen“, sagt Schrader.

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Das Team Oppitz will mitwirken, um den Herausforderungen der Zeit zu begegnen. Dabei ist Geschäftsführer Martin Schrader überzeugt, dass gerade dem Handwerk eine entscheidende Rolle zukommt. Auch weil es hier kaum noch Fachkräfte gibt. „Wir werden irgendwann Verhältnisse kriegen, wo wir hoch angesehen werden wie Ärzte“, ist Schrader sicher. Auch für den eigenen Betrieb sind Nachwuchskräfte rar gesät. Nach zwei Jahren ohne Azubi wolle man künftig jedes Jahr einen einstellen. Allerdings führt nur ein Bruchteil der Bewerbungsgespräche zur Anstellung, berichtet Schrader. Umso wichtiger für ihn, die eingestellten Azubis auch langfristig zu halten. Aktuell besteht die Firma Oppitz aus einem kleinen, aber jungen Team. Abgesehen von zwei Alt-Gesellen über 50 Jahren haben viele Mitarbeiter noch nicht das 40. Lebensjahr erreicht. Die Jüngeren sind allesamt Eigengewächse. „Du musst den Leuten was bieten, sonst gehen sie weg“, sagt Martin Schrader.

Vor fünf Jahrzehnten gegründet

Für seinen Sohn Tim Schrader ist Weggehen dagegen keine Option. Im Gegenteil: Der 31-Jährige hat viele Ideen und bringt sich mit ein, um den vor mehr als fünf Jahrzehnten gegründeten Betrieb aus Elsey in die Zukunft zu führen. Ein großes Thema dabei: die Digitalisierung.

„Wir haben die letzten Jahre viel umgestellt“, sagt Schrader. Eine müßige Arbeit, räumt er ein, gerade neben dem stressigen Alltagsgeschäft auf den Baustellen. Aber: ein Aufwand, der sich lohne. „Wir haben zum Beispiel die Buchhaltung komplett digital umgestellt. Früher brauchten wir zehn bis zwölf Stunden im Monat, um die Unterlagen für Steuerberater vorzubereiten. Heute ist es eine Stunde im Monat.“ Auf den Baustellen geht das Thema weiter: Messenger-Dienste auf dem Dienst-Smartphone machten die Arbeit leichter, Fotos lassen sich sekundenschnell verschicken. „Das nutzen wir viel“, sagt Schrader. Bald will man die Monteure im Kundendienst auch mit Tablets ausstatten, um so Aufträge besser abwickeln zu können.