Hagen. In vielen Städten wird hitzig über das Oben-ohne-Baden in Bädern diskutiert. In Hagen ist das längst erlaubt. Wie die Hagener darüber denken.

Während in anderen Städten wie zuletzt in Köln oder Berlin hitzig über das Oben-ohne-Baden diskutiert wird und es sogar Klagen und Gerichtsprozesse (in Berlin) gab, blickt man in Hagen deutlich entspannter auf das Thema. „Es ist hier so gesehen nie verboten gewesen. In der Hausordnung für die Hagener Bäder steht lediglich, dass eine angemessene Badekleidung erwünscht ist“, sagt Hagenbad-Sprecherin Alicia Pieper mit Blick auf das aktuelle Thema, das in Hagen bislang kein wirkliches ist: „Beschwerden oder ähnliches hat es noch nie gegeben.“

Hagenbad lasse es den Bad-Besucherinnen vielmehr offen, „was sie als angemessene Oberbekleidung sehen. Wir wissen, dass die Gesellschaft sich ändert und sind in dieser Hinsicht sehr tolerant. Es gibt ja auch Menschen, die sich als nicht-binär identifizieren und für die das Thema noch einmal eine andere Bedeutung hat. Wir möchten niemanden diskriminieren“, erklärt Pieper den Hintergrund.

Keine Beschwerden

Kurz gesagt: Es muss in Hagen also niemand befürchten, des Bades verwiesen zu werden, wenn man sich ohne Oberteil sonnt oder auch ins Wasser geht. Lediglich – das ist aber in allen Bädern, bis auf solche mit spezifischer FKK-Ausrichtung üblich – die Geschlechtsteile müssen von Badebekleidung bedeckt werden. Und zwar bei bei allen Badbesuchern. Beschwerden hatte es in dieser Sache in Hagen bislang nicht gegeben.

In anderen Städten wiederum ist das Oben-ohne-Baden schon länger offiziell erlaubt – darunter Göttingen, Düsseldorf, Freiburg oder Siegen. Nach dem klaren Zeichen für das Oben-ohne-Baden hatten sich im Siegerland Stadt und Politik massiver Kritik und sogar Bedrohungen und etlichen Hassnachrichten gegenüber gesehen. Auch die Kölner Entscheidung wurde im Netz heftig diskutiert – hier greift die neue Regelung ab Anfang April.

Die andere Frage wiederum ist, ob das Oben-ohne-Baden tatsächlich auch in Anspruch genommen wird. In einigen Städten stellt sich bereits heraus, dass die Resonanz auf die neue „Freiheit“ eher verhalten ist. In der Volmestadt zeigt sich: Viele Hagenerinnen und Hagener haben grundsätzlich mit dem Thema kein Problem, würden es aber selbst eher nicht machen, wie eine Umfrage der Redaktion zeigt.

Reaktionen der Facebook-Nutzer

Jessika Störring schreibt der Redaktion dazu: „Ein Problem hätte ich damit nicht. Keiner hat sich selbst gemacht, Blicke stören auch nicht, die Angst aber, ernsthaft belästigt zu werden, ist mir in der heutigen Zeit doch zu groß.“ Vor möglichen Belästigungen würde sich auch Christel Gries sorgen: „Es wird genug männliche Typen geben, die glotzen und unmissverständlich blöd kommentieren, wenn sich Frauen oben ohne ins Schwimmbad trauen, obwohl es erlaubt ist.“ Und Werner Berkenkopf sieht eine ähnliche Gefahr: „Ich denke, dass es für die Frauen nicht einfach ist, ihr Oberteil abzulegen. Zu viele komische Typen werden dies nicht verkraften können und die Frauen intensiv anstarren. In Spanien am Strand ist das Oben-Ohne seit vielen Jahrzehnten üblich.“

„Ich würde es nicht machen. Aber wenn andere das möchten, habe ich damit kein Problem“, sagt Yvonne Steinhoff zu dem Thema – ähnlich sieht es Nicole Platte, sie würde zwar selbst nicht Oben-ohne-Baden, „aber ich finde, das sollte jeder für sich entscheiden… wird am Anfang wahrscheinlich eher ungewohnt sein, aber meinen Segen haben sie…“

Kritische Stimmen

Natürlich gibt es aber auch kritische Stimmen. Zum Beispiel von Petra Heil – die zum oberkörperfreien Baden schreibt: „Nein, muss überhaupt nicht sein in Familienbädern. Irgendwo an einem See vielleicht… aber das muss jeder für sich selbst entscheiden.“