Breckerfeld. Die Zahl der Motorradunfälle hat in Breckerfeld stark zugenommen. Das erklärt die Polizei. Alle Hintergründe zu den neuesten Zahlen.

Es sind die schweren Unfälle, die in Erinnerung bleiben: Der zum Beispiel in Branten, an dem im Dezember gleich drei Autos beteiligt waren. Oder der schwere Abbiegeunfall am Abzweig zur Siedlung Heider Kopf. Und letztlich natürlich auch der schlimme Motorrad-Unfall an der Prioreier Straße, den es vermutlich nie gegeben hätte, wenn nicht die kurvenreiche Straße, die lange Jahre für Krads gesperrt war, nach einem Gerichtsurteil wieder hätte freigegeben werden müssen.

217 Unfälle hat es nach Angaben der Polizei in Breckerfeld im Jahr 2022 gegeben. Damit liegt die Hansestadt als kleinste Kommune im Ennepe-Ruhr-Kreis traditionell auf dem letzten Rang. Immerhin: Für Breckerfeld bedeutet das zehn Unfälle weniger als noch im Jahr 2021, als aufgrund der Corona-Pandemie tendenziell eher weniger Fahrzeuge und Menschen unterwegs waren. 2020 hatte es 198 Unfälle gegeben, 2019 waren es 218, 2018 wiederum nur 184. Ein Trend lässt sich daraus allerdings weder für Breckerfeld noch für die übrigen Kommunen im Kreis ablesen.

Zehn Unfälle mit Motorrad in Breckerfeld

Deutlich zugenommen haben die Motorradunfälle in Breckerfeld: Zehn waren es im letzten Jahr. 2021 hat die Polizeistatistik lediglich vier erfasst, 2020 waren es fünf. 2019 sogar lediglich zwei. Auch hier mag die Freigabe der Prioreier Straße eine Rolle spielen. Denn es gilt: Zumindest einen solch drastischen Anstieg kann die Polizei in keiner anderen Stadt im Kreis feststellen. In Ennepetal ist die Anzahl der Motorradunfälle sogar um vier auf elf gesunken, in Wetter konstant geblieben und in vielen anderen Kommunen nur vergleichsweise moderat gestiegen.

Schwerer Verkehrsunfall zwischen Ennepetal und Breckerfeld: Im September kommt dieser Kleinbus von der Straße ab.
Schwerer Verkehrsunfall zwischen Ennepetal und Breckerfeld: Im September kommt dieser Kleinbus von der Straße ab. © Alex Talash | Alex Talash

Kreisweit ist die Zahl der verunglückten Kinder bei Verkehrsunfällen gesunken. Hier allerdings ist die Tendenz in Breckerfeld – wenn auch auf niedrigem Niveau – eine andere. Drei Kinder verunglückten im letzten Jahr. In den Vorjahren war es jeweils nur eines.

Weniger Unfallfluchten

Dreimal waren die schwächsten Verkehrsteilnehmer, Fußgänger, an Unfällen in Breckerfeld beteiligt. Im Vergleich zu den beiden Vorjahren ist die Zahl konstant. Ähnliches gilt auch für die Gruppe der Radfahrer bzw. E-Biker: Vier Fahrradunfälle listet die Statistik für 2022 auf – kein Unterschied zum Vorjahr.

Immerhin: Die Zahl der angezeigten Verkehrsunfallfluchten ist so niedrig wie in den letzten drei Jahren. Ärgerlich für die Betroffenen bleibt gleichwohl, dass sich 33 Verursacher aus dem Staub machten, ohne sich um den Schaden zu kümmern.

Vier Menschen kommen ums Leben

Blickt man auf den Kreis, so hat es insgesamt 6923 Verkehrsunfälle im letzten Jahr gegeben. Besonders tragisch: Vier Menschen verloren ihr Leben. Allerdings ist die Anzahl der Toten damit in den letzten 50 Jahren erheblich gesunken. Bei 4016 Unfällen im Jahr 1972 kamen 49 Menschen ums Leben.

Am Abzweig Heider Kopf in Breckerfeld hat sich im April ein schwerer Unfall ereignet.
Am Abzweig Heider Kopf in Breckerfeld hat sich im April ein schwerer Unfall ereignet. © Jens Stubbe | Diana Leboch

Die aktuellen Unfallzahlen ordnet auch Mario Klein, Leiter der Direktion Verkehr bei der Kreispolizeibehörde, ein: „Es ist das erste Nach-Corona-Jahr. Ein Vergleich mit den Lockdown-Jahren 2020 und 2021 würde dem nicht gerecht werden.“ Und auch jetzt bewege man sich in der Statistik noch nicht wieder auf dem Vor-Corona-Niveau. Klein betont allerdings: „Die Zahlen werden weiter steigen, das ist normal. Außer man schafft das Auto ab.“ Dennoch gebe es derweil keine extremen Probleme im Kreisgebiet.

Hauptursache: Abbiegen und Wenden

Für die schwankenden Zahlen innerhalb der Kommunen gibt es laut Mario Klein keine eindeutige Erklärung. „Das ist eher Zufall“, sagt er. Was erstaunlich sei: „Viele denken, dass erhöhte Geschwindigkeiten oftmals das Problem für Unfälle sind, dem ist nicht so“, erklärt der Leiter der Direktion Verkehr. 44 Prozent aller Unfälle im EN-Kreis gehen nämlich auf die Ursache „Abbiegen/Wenden“ zurück, 26 Prozent auf „Vorfahrt/Vorrang“. Lediglich bei 13 Prozent aller Unfälle ist die Geschwindigkeit der Grund, neun Prozent gehen auf Drogen- und Alkoholeinfluss zurück.

Insgesamt, so sind sich Landrat Olaf Schade und die Polizei einig, sei die Gefahr, im Ennepe-Ruhr-Kreis Opfer eines Verkehrsunfalls zu werden, weiterhin durchaus gering. Damit das so bleibt, setzt die Behörde auf Präventionsmaßnahmen wie die Radfahrerausbildung, die Puppenbühne oder aber den Crash-Kurs NRW, der sich an Jugendliche und junge Erwachsene wendet.