Hohenlimburg. Das Gebäude des einstigen Rockpalast Hohenlimburg soll ähnlich wie früher belebt werden. Kann das gelingen? Ein Blick zurück in die 1980er:
Über die Reaktivierungspläne des jetzigen Besitzers Habit Önder hat diese Zeitung kürzlich berichtet: “Ähnlich wie es früher war” soll der Rockpalast Hohenlimburg vom Anfang der 1980er aus dem Dornröschenschlaf wiedererweckt werden, erklärte Önder. Daher heute ein Blick zurück in die bunten und aufregenden Anfangszeiten des einstigen Musiktempels.
Ehemals Lux-Kino
Im ehemaligen Oeger Lux-Kino startete das Duo Michael Arens und Norbert „Nobi“ Höhne 1980 mit einer Punk-Bar und einem kleinen Konzertsaal. Unglaublich, hier in Hohenlimburg, im Rockpalast wurde zweieinhalb Jahre Rockgeschichte geschrieben. Es war die Zeit der 80er, der Neuen Deutschen Welle. Die Welle mit der deutschsprachigen Variante des Punks und New Wave schwappte über Deutschland und der Rockpalast Hohenlimburg wurde der regionale Leuchtturm. Und, man konnte und sollte mitsingen, am liebsten laut. Im Rockpalast glänzten die Größten der Neuen Deutschen Welle.
Extrabreit - die Erfinder des Pop-Punks -, DAF, Abwärts, Marius Müller-Westernhagen und die Iserlohner Band Zoff – besonders bekannt durch den Kultsong „Sauerland“ von 1983. Westernhagen ließ 1980 den Saal an der Oeger Straße mit über 800 Besuchern kochen, bevor er anschließend seine erste Deutschlandtournee startete. Auch die Metallband Accept, die Punkrocker The Exploited und der legendäre englische Schlagzeugvirtuose Peter Edward “Ginger” Baker traten auf. Weltberühmt wurde Baker insbesondere durch seine Zeit bei Eric Claptons Band Cream. Und natürlich kennen man auch heute noch die Kölsch-Rockband BAP mit „Verdamp lang her“ aus 1982.
Hunderte Fans reisen an
Beim Auftritt von BAP im Rockpalast kamen die Fans zu hunderten von Köln aus angereist, berichtet Nobi Höhne, der damals selbst aktiver Sänger bei der Hobbyband Kugelblitz war. Der Name Rockpalast kam übrigens nicht direkt von den beiden Machern. Das Publikum selbst kam auf diese Idee, inspiriert durch die gleichnamige erfolgreiche Musikreihe vom WDR. Was machte den Szenetreffpunkt Rockpalast besonders? War es die gewachsene Kombination aus Kneipe, Konzertsaal, Teestube und Kino? War es vielleicht eine nach heutigen Maßstäben gelungene Symbiose aus Tinder, Facebook und Whatsapp anno 1980?
Nobi Höhne, jetzt aktiv beim Kulturzentrum Werkhof Hohenlimburg, erinnert sich: „Das vielfältige Unterhaltungsangebot war einmalig, das gab es nirgendwo sonst“. Man ging hin um zu sehen, um gesehen zu werden, um an der Theke beim Iserlohner Pils zu plaudern, um zu rocken oder um im Kino Kultfilme wie „Das Leben des Brian“ oder „Blues Brothers“ zu sehen. Live-Erlebnisse waren in den Achtzigerjahren gefragt. Letztendlich war der Rockpalast der Treffpunkt in Hohenlimburg, hier war was los, hier lernt man sich kennen und oft auch lieben. Und die Fans kamen nicht nur aus Hagen sondern von Hattingen, Dortmund, Wuppertal und dem Märkischen Kreis.
Anfänge von Extrabreit
Viel Nostalgie spielt beim Blick zurück hinein: Rock-Urgestein Rolf Möller von der Band Extrabreit erinnert sich gern an die guten alten Zeiten im Rockpalast. Das Publikum war damals ab 16 Jahren aufwärts und gut drauf. Extrabreit nutzte den Konzertsaal auch, um dort zu proben. Hier war die Geburtsstunde ihres legendären Songs „Polizisten“ im Jahr 1981. Man spielte aus Spaß, aus Gitarren-Riffs und dem hämmernden Basslauf von dem verstorbenen Bassisten Wolfgang Jäger, genannt Hunter, entstand der Song intuitiv. So spielen und komponieren Vollprofis. „Das war Bingo“ sagt Rolf Möller. Das Lied sollte dabei nicht die Polizei beleidigen oder herabsetzten, betont er. Es sei auf den damaligen Zeitgeist geprägt gewesen. Extrabreit bekam jedoch nach der Veröffentlichung Post aus Bayern, von Franz Josef Strauß unterschrieben. Im bayrischen Rundfunk gab es für „Polizisten“ ein absolutes Sendeverbot. Eine bessere Werbung für den Song und „die Breiten“ gab es nicht. Er wurde der erste Extrabreit-Hit und blieb 21 Wochen in den deutschen Single-Charts.
Ist die Renaissance möglich?
Aber blicken wir nun nach vorn: Wie könnte ein neues Konzept für den ehemaligen Rockpalast aussehen, in den Mitte der 1980er-Jahre eine Moschee einzog und der nach dem Neubau des Gotteshauses seit nunmehr sieben Jahren leer steht und verkommt? Das Publikum ist heute anders, die Zeiten sind anders, sagt Höhne. Aber auch die Sicherheitsvorschriften an eine Event-Location. Jedenfalls begrüßt Höhne die Idee, die Hallen des Rockpalastes als Eventhalle neu zu beleben, wie es der Eigentümer jüngst in dieser Zeitung angekündigt hat. Er könne sich sogar eine Kooperation vorstellen, sagt Höhne: „Der Rockpalast fasst 800 Besucher und der Werkhof Hohenlimburg 300 Besucher. Da könnte man was gemeinsam machen“. Ob aus dem Impuls auch Realität wird, das wird die Zeit zeigen.
>>> Hintergrund: Pläne zur Sanierung
Nach Schließung des Rockpalastes wurde das Gebäude mehrere Jahrzehnte als Moschee genutzt, bis die Ditib-Gemeinde vor sieben Jahren in den Neubau an der Kronenburgstraße umgezogen ist.
Der Dortmunder Habib Önder hat damals das Grundstück an der Oeger Straße von der Moscheegemeinde gekauft und will es neu entwickeln. Dass bisher nichts passiert sei, erklärte er auf Anfrage daher, dass er sich zunächst habe um die Sanierung seiner Wohnhäuser in Dortmund habe kümmern müssen.
Im Frühjahr soll nun an der Oeger Straße zunächst die Außenfassade des angrenzenden Gebäudes hergerichtet und saniert werden. In dem Gebäude sollen acht Wohnungen entstehen. Der markante Kuppelbau nebenan soll erneuert werden, grundsätzlich soll an den Räumlichkeiten der ehemaligen Moschee – sprich des früheren Rockpalastes – aber wenig verändert werden. Ziel sei, dass hier wieder eine Eventhalle entsteht, in der Konzerte stattfinden.