Hagen. Lokaljournalismus trifft Kunst – und das mit Blick auf Hagen. Marius Schmahl alias „Pottpinsel“ und die WP starten ein gemeinsames Projekt.

Dass Marius Schmahl, Architekt und Künstler, als „Pottpinsel“ viele Menschen in Hagen und der näheren Region mit seinen Zeichnungen begeistert, hatte diese Zeitung schon einmal berichtet. Nun kommen Zeitung und „Pottpinsel“ sich auch inhaltlich ganz nah. Denn der 34-Jährige ist mit der Idee, besondere Themen neben der Fotografie auch durch die Augen der Kunst zu betrachten, an die Stadtredaktion Hagen herangetreten. Einmal im Monat wird Marius Schmahl besondere Berichterstattungen nun mit seinen unverkennbaren Skizzen versehen. Lokaljournalismus trifft Kunst.

Frisch vom Pottpinsel für die WP gezeichnet: die historische Brücke im alten Ortskern von Dahl.
Frisch vom Pottpinsel für die WP gezeichnet: die historische Brücke im alten Ortskern von Dahl. © (www.pottpinsel.de / instagram.com/pottpinsel) | Marius Schmahl

Es sieht so einfach aus und ist doch so unendlich schwer zu kopieren. Gucken, zeichnen – das scheint alles zu sein. Ist es aber nicht. Für Marius Schmahl, den man ohne jede Übertreibung als einen Heimatverliebten bezeichnen kann, ist jeder Blick auf jede Ecke dieser Stadt auch mit einem Gefühl verbunden. Was spürt und denkt man, wenn man sich in gewissen Kiezen umsieht? Und gibt es darüber hinaus auch Winkel, die so bekannt, repräsentativ und im Kleinen ikonisch sind, dass viele Hagener ein Gefühl dazu haben?

Kreative Mischung aus Kunst und Heimatgefühl

Das ist die Klammer, die Marius Schmahl schaffen möchte. Kunst, Heimatgefühl, Hagen. Ein zeichnerischer Dreiklang. Identifikation durch Betrachtung sozusagen. Das Ergebnis mag niedrigschwellig sein. Ein schneller Blick, ein schneller Gedanke. Die Entstehung hingegen ist einzigartig.

Mit der Farbe haucht Marius Schmahl seiner Skizze von einer zunächst unscheinbaren Häuser-Ecke in Wehringhausen Leben ein. Er mischt sie mit einem kleinen Pinsel in einem Aquarell-Kasten, den er immer in seinem Rucksack bei sich trägt. „Erst wenn man bestimmte Ecken malt, erkennt man die ungewöhnlichen Details, die beim Vorbeigehen in der heute schnelllebigen Welt häufig verborgen bleiben“, sagt der 33-Jährige. Unter dem Künstlernamen „Pottpinsel“ hat sich Schmahl mit seiner besonderen Art der Aquarell-Skizzen einen Namen gemacht.

Feine Pinselstriche: Die Werke des „Pottpinsels“ findet man unter www.pottpinsel.de oder instagram.com/pottpinsel
Feine Pinselstriche: Die Werke des „Pottpinsels“ findet man unter www.pottpinsel.de oder instagram.com/pottpinsel © Michael Kleinrensing

„Zeichnen war immer mein Hobby. Meine Noten in Kunst damals waren immer schon ganz gut“, sagt er, der als Architekt in Hagen arbeitet. Er fand als Architekt einen Job in der Heimat. Und zeichnete weiter, „als Architekt gehört das irgendwie dazu“. Nach der Arbeit, in der Freizeit, im Urlaub. Vor allem Häuser in Wehringhausen. Und viele markante Gebäude aus dem Pott. „Ich male das alles frei Hand“, sagt der Hagener. Ohne wegzuradieren. Um aus Fehlern zu lernen. Oder noch einmal von vorne anzufangen, wenn etwas daneben geht.

Der Maßstab muss stimmen

„Wichtig ist, dass die Maßstäbe stimmen und man ein Gefühl für die Proportionen und Farben hat“, gibt der Künstler Einblicke in seine Arbeit. Viele seiner Hagener Zeichnungen sind zunächst in Wehringhausen entstanden. „Für mich ist das hier der authentischste Stadtteil“, sagt Schmahl überzeugt. Wegen der Menschen, die hier leben. Wegen der historischen, markanten Fassaden. Den Geschäften. Den Nationalitäten. Der besonderen Atmosphäre, die es aus seiner Sicht so in keinem anderen Stadtteil gibt.

„Und ich finde es gut, dass die Stadt versucht, hier etwas zu verändern“, spielt er unter anderem auf die Sanierung des Wilhelmsplatzes oder den Kauf und die Sanierung von Problemimmobilien an, das ist das große Thema, was Marius Schmahl umtreibt. Und deswegen kam er auch auf die Stadtredaktion zu. „Ihr schreibt über Veränderungen, ihr sprecht Themen an und berichtet über Orte oder Viertel in der Stadt. Ich möchte gerne dazu einen weiteren Blickwinkel geben.“

Als eine der ersten Zeichnungen, die Schmahl in diesem Zusammenhang anfertigte, gilt die, die man auf dieser Seite sieht. Die Szenerie „Zwischen den Brücken in Dahl“, die mittlerweile gleich mehrere Gefühle hervorruft, wenn man sie betrachtet. Da ist das Pittoreske, das Malerische und die Schönheit des historischen Ortskerns. Und da ist die Jahrhundert-Flut vom 14. Juli 2021. Die historische Brücke stellte sich den gewaltigen Fluten. Während der Ortsteil über einen Meter hoch überflutet wurde, hielt die Brücke mit ihrem Mauerwerk, an dem die Pegelstände vorangegangener Fluten vermerkt sind stand. Symbol für die Widerstandsfähigkeit des kleinen Dorfes.

Die Werke des Pottpinsel findet man unter www.pottpinsel.de oder instagram.com/pottpinsel