Wehringhausen. Lange stand es leer. Jetzt will ein Architekten-Ehepaar das ehemalige Wohnhaus des großen Hagener Künstlers behutsam umbauen. Das sind die Pläne:

Bei all der weltweiten Anerkennung ist die Heimatstadt mit seinem Elternhaus und seinem Atelier in der Bleichstraße in Wehringhausen stets Emil Schumachers Lebensmittelpunkt geblieben. „Die Leute hier, in Hagen, sind mir vertraut. Die Arbeit in der Gegend, im Stadtbezirk Wehringhausen, inspiriert mich. Der gute Geist, der von diesem Flecken ausgeht, gibt mir Bilder, die ich nur hier malen kann“, sagte der Künstler einst.

An diesem Fleckchen in Hagen, an dem Schumacher lebte und wirkte, soll nun Neues entstehen. Aber ohne, dass das „Alte“ ganz verschwinden soll. Teile seines Wirkens sind hier im Haus am Ende der Bleichstraße auf den Wänden und Böden immer noch zu sehen – und sollen erhalten bleiben. Andreas und seine Frau Margit Lalla haben es im vergangenen Jahr gekauft und bauen es behutsam um. „Viele haben nicht verstanden, warum wir das Haus gekauft haben. Aber wir wussten sofort, dass es etwas Besonderes ist“, sagt Margit Lalla.

Reliquien aus der Schumacher-Zeit

Im ehemaligen Atelier des großen Hagener Künstlers in der zweiten Etage soll sich bald das Architektur-Büro des Ehepaars finden. Der Raum ist hell, mit großen Fenstern, einem großen Balkon mit Blick auf den verwunschen wirkenden Garten hinter dem Haus, der von Wehringhauser Hinterhöfen umrahmt wird. Grün, wo man es nicht erwartet. Die alten Böden sollen aufbereitet, teilweise erhalten bleiben.

2009: Ein letzter Besuch im Atelier von Maler Emil Schumacher, bevor das Inventar in das Schumacher Museum umgezogen ist. Hier ist auch der blauverfärbte Boden zu sehen.
2009: Ein letzter Besuch im Atelier von Maler Emil Schumacher, bevor das Inventar in das Schumacher Museum umgezogen ist. Hier ist auch der blauverfärbte Boden zu sehen. © WP | Michael Kleinrensing

„Auf den Wänden und den Böden waren noch Farbkleckse von Schumacher. Wir haben die Stellen selbst abgeklebt, damit es nicht von den Handwerkern überstrichen wird. Über die Dielen in der Ecke sollen bald Glasplatten gelegt werden, sodass der ursprüngliche Boden mit den blauen Klecksen weiterhin sichtbar bleibt. Auch das alte Waschbecken, an dem die Pinsel gewaschen wurden, soll erhalten bleiben“, gibt der Architekt Einblicke. Sie haben Unerwartetes gefunden: Reliquien der Schumacher-Zeit, in dem Haus, das von außen auf den ersten Blick unscheinbar wirkt. „Man würde nie erwarten, was sich hinter der Fassade alles versteckt“, sagt die Hagenerin. Auch alte Staffeleien, ein Schrank und der Holztisch aus dem Atelier standen noch in den Räumen. Und sollen bleiben.

Erinnerungen an den Künstler: Die Farbtupfer erinnern selbst auf den Türklinken zum Teil noch an den großen Hagener Künstler.
Erinnerungen an den Künstler: Die Farbtupfer erinnern selbst auf den Türklinken zum Teil noch an den großen Hagener Künstler. © WP | Michael Kleinrensing

Das Ehepaar selbst wird hier nicht einziehen, sondern möchte künftig hier arbeiten. In der oberen Etage soll eine Mietwohnung mit 120 Quadratmetern entstehen, die sich über zwei Geschosse erstreckt und noch eine Dachterrasse erhalten soll. Die Raumaufteilung wird neu gedacht, „der Boden ist geblieben und wurde professionell aufbereitet. Ebenso der alte Kamin und alte Fliesen, die irgendwie Charme haben“, gibt das Ehepaar Einblicke. Im Erdgeschoss des Gebäudes, das um 1900 gebaut wurde, und im ersten Obergeschoss soll künftig eine Praxis einziehen. Die Räume müssen noch renoviert werden.

Blick aus dem Fenster auf den Kirchturm in Wehringhausen. Auf der Wand sind noch Farbspritzer zu sehen.
Blick aus dem Fenster auf den Kirchturm in Wehringhausen. Auf der Wand sind noch Farbspritzer zu sehen. © WP | Michael Kleinrensing

„Das Haus stand über viele Jahre leer und es wurde nichts gemacht. Das führt dazu, dass auch die gesamte Technik erneuert werden muss“, sagt Andreas Lalla. Einige Stellen waren undicht, mussten ausgebessert werden. Auch unter brandschutztechnischen Aspekten muss im Haus nachgebessert werden. Viele Investoren hätten wohl dankend abgewinkt, gerade in einer Zeit, in der die Preise im Bausektor in die Höhe schießen, sieht das Ehepaar hier im Herzen von Wehringhausen viel Potenzial.

Ein lebendiger Stadtteil

„Ich finde den Stadtteil toll, sehr lebendig. Die Menschen sind offen und freundlich, wir wurden wirklich gut aufgenommen“, sagt Margit Lalla. Positive Rückmeldungen für ihr Projekt haben sie schon zahlreich erhalten. Unter anderem beim Tag der offenen Hinterhöfe, wo sie zum ersten Mal die „Baustelle“ für Bürgerinnen und Bürger aus dem Quartier öffneten. „Viele haben von ihren Erlebnissen mit Schumacher erzählt und freuen sich, dass hier was passiert. Das hat uns bestärkt, dass es genau die richtige Entscheidung war“, sagt das Ehepaar.

Die alte Staffelei und das Waschbecken sollen erhalten bleiben. Teile des Bodens werden mit Glasplatten abgedeckt.
Die alte Staffelei und das Waschbecken sollen erhalten bleiben. Teile des Bodens werden mit Glasplatten abgedeckt. © WP | Michael Kleinrensing