Hagen-Mitte. Spiegelungen? Biopsien? Das kann Geschichte sein. Der Hagener Arzt Reza Soleimani schickt sich an, die Welt zu verändern. Mit einem Blutstropfen.

Professor Dr. Reza Soleimani­ nimmt den Darmkrebs als Beispiel. Wie werde der in der Regel bemerkt? Er entwickele sich fast immer aus Wucherungen aus der Dickdarm-Schleimhaut. Ist er weiter fortgeschritten, haben Betroffene Schmerzen und blutigen Stuhl. In der Regel aber wird er bei einer Koloskopie gesehen, der Darmspiegelung. Was aber, wenn es die Untersuchung gar nicht bräuchte? Was, wenn auch Lungenkrebs oder der schwarze Hautkrebs oder Gehirntumore über eine Blutprobe erkenn- und behandelbar sind? „Das sind sie“, sagt Reza Soleimani völlig selbstverständlich. Und dass das so ist, sei auf ihn zurückzuführen.

Das Projekt, um das es geht, hat allerdings noch Studienstatus.

Der in Hagen ansässige iranische Naturwissenschaftler hat den „Sensi-Screen“ mitentwickelt. Er ist medizinischer Biotechnologe und Embryologe und habilitierte in Reproduktionsbiologie und medizinischen Wissenschaften an der Universität Gent in Belgien. In den USA und in Belgien gründete er nach eigener Aussage Firmen, die Kinderwunschlabore weltweit aufbauen.

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Soleimani hat, wie er sagt, selbst aktiv an der Etablierung und Optimierung von Kinderwunschzentren, akademischen Forschungslaboren, industriellen Produktlinien sowie naturwissenschaftlichen Unternehmen weltweit mitgewirkt und bis heute viele klinische Embryologen, naturwissenschaftliche Forscher und Akademiker ausgebildet.

Kinderwunschzentrum gegründet

In Hagen hat er gemeinsam mit Dr. Birgit Lühr das Kinderwunschzentrum Freyja gegründet. Soleimani arbeitet ständig an neuen Diagnosemethoden. Der von ihm mit dem Unternehmen Pentabase entwickelte PCR-Test gehörte in der Corona-Pandemie zu den ersten, die weltweit marktreif wurden. Vor jener Marktreife stehe auch der Sensi-Screen, der Zellmutationen in einer Blutprobe nach nur drei Stunden Analyse aufspürt. „Wenn wir die Art der Mutation ausfindig gemacht haben, ist auch klar, wo sich der Tumor befindet und wie er behandelt werden muss“, sagt Soleimani.

Dr. Birgit Lühr und Dr Reza Soleimani leiten in Hagen das Kinderwunschzentrum Freyja.
Dr. Birgit Lühr und Dr Reza Soleimani leiten in Hagen das Kinderwunschzentrum Freyja. © WP | Michael Kleinrensing

„Die bisherige Art, herauszufinden, ob jemand Krebs hat, ist diskussionswürdig“, sagt er. Er kommt wieder auf die Darmspiegelung zurück. Bei ihr werde nur das Kolon, also lediglich ein Abschnitt des Darms, untersucht. Außerdem muss der Krebs ausreichende Größe haben, um für das Auge visuell sichtbar zu sein.

Es sei eine Herausforderung, kleine Tumore zu sichten, die sich gerade erst gebildet haben und diese können bei einer Routineuntersuchung auch übersehen werden. Was sich im Rest des Darmsystems befinde oder sich außerhalb der Darmwände abspiele, sei so schwer herausfindbar.

Keine zu langen Therapien

„Mit unserem Test schon“, sagt Reza Soleimani. Und dazu komme: Die Blutentnahme sei schonender als die Spiegelung, sie sei umfassender und es sei viel passgenauer bei einem Krebsbefund klar, wie lang die Behandlungszyklen mit beispielsweise einer belastenden Chemotherapie sein müssten. Der Vorteil des Bluttests sei die Schnelligkeit der Diagnose, die Vermeidung von invasiven Untersuchungen und teurer Diagnostik. Ebenso können unnötig lange Therapien vermieden werden. Bei wiederum anderen Tumoren, wie im Bereich der Lunge beispielsweise, seien Biopsien (also Gewebeentnahmen) extrem schmerzhaft und noch dazu könne durch sie gar nicht präzise ermittelt werden, ob der Tumor nicht möglicherweise schon zu einem Geflecht von Metastasen gehört, die auch andernorts im Körper liegen.

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Der letzte Schritt in die Marktreife führt über die Krankenversicherungen und über weitere Studien. „Es ist wichtig, dass Krankenversicherungen verstehen, dass diese Art der Diagnose viele andere Untersuchungen und damit auch Kosten verhindert. Und sie verändert auch die Art, wie wir nach Krebs suchen und wie und wie lange wir ihn behandeln“, sagt Reza Soleimani. Da ist viel Überzeugungsarbeit gefragt – auch statistischer Art. Um die Lebensqualität und Lebenserwartung von Krebsbetroffenen zu verbessern und spezifische Testmöglichkeiten für jeden persönlich Betroffenen zu entwickeln, sind weitere Forschungen an dieser neuen Testmethode nötig.

Reza Soleimani ist daher auf der Suche nach Menschen, die an Krebs erkrankt sind, bereit sind, eine Blutprobe abzugeben und ihm Zugang zu Probeentnahmen von eigenem Tumorgewebe verschaffen können. In Kooperation mit wissenschaftlichen Akademien wird der Sensi-Screen-Test durchgeführt, um wertvolle Daten zu erlangen und somit den Test der allgemeinen Bevölkerung in naher Zukunft zur Verfügung stellen zu können.

Kontakt: RD@victugen.com