Haspe. Die Politik in Haspe hat entschieden: Der Ankauf des Brandt-Werksverkaufs wird gar nicht erst geprüft, weil es im Rathaus keine Kapazitäten gibt.

Moderne Optik, klare Strukturen, reichlich Parkplätze – das neue Einzelhandelszentrum auf dem einstigen Brandt-Areal an der Enneper Straße in Hagen-Haspe wird, sicherlich auf Kosten des klassischen Ortszentrums rund um den Hasper Kreisel und den Hüttenplatz, von den Kunden bestens angenommen. Das Facelifting der alten Industriebauten beispielsweise durch das „PueD“-Projekt (Partner unter einem Dach) ist jedoch an einer Immobilie vorbei gegangen: Das ehemalige Werkverkaufsgebäude der Firma Brandt an der Ostseite des Areals strahlt eher den Charme der auf dem letzten Loch pfeifenden DDR-Industriebetriebe aus. Doch der Versuch der Hasper Sozialdemokraten, das zum Verkauf stehende Objekt am Rande der kurzen Westerbauerstraße durch die Stadt erwerben zu lassen fand in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Haspe keine Mehrheit.

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Redakteur Martin Weiske
Von Martin Weiske

Zuletzt fiel das Gebäude, neben seiner wenig ansprechenden Optik, vor allem durch die Absonderung äußerst gewöhnungsbedürftiger Gerüche auf. „Bei uns in der Bezirksverwaltungsstelle sind aus der Nachbarschaft vorzugsweise in den Sommermonaten immer wieder Beschwerden über erhebliche Geruchsbelästigungen eingegangen“, erzählt Bezirksbürgermeister Horst Wisotzki über wenig angenehme Ausdünstungen des dort ansässigen Tierfutter-Großhandels sowie besorgte Besuche der Umweltverwaltung. „Dort werden Knochen und Pansen mit Sattelschleppern angeliefert.“ Immerhin sei eine Lüftungsanlage montiert worden, doch die erste echte Feuerprobe bei sommerlicher Hitze steht noch aus.

Gelegenheit nutzen

Dennoch sind die Hasper Sozialdemokraten überzeugt, dass die Brandt-Werksverkauf-Immobilie keine Zukunft hat: „Es ist ein Schandfleck, der das neue Einzelhandelszentrum beeinträchtigt“, begründete jetzt SPD-Fraktionschef Frank Müller seinen Vorstoß in Richtung Rathaus, sich des Themas anzunehmen. Sein konkreter Vorschlag: „Da die Immobilie gerade zum Verkauf steht, könnte man doch prüfen, ob das Gebäude über die Hagener Erschließungs- und Entwicklungsgesellschaft (HEG) oder die Wirtschaftsförderung erworben werden kann.“ Dies würde die Bürger im direkten Wohnumfeld nicht bloß von den elendigen Gerüchen befreien, sondern zugleich die Chance eröffnen, dort ein zeitgemäßes Wohnkonzept oder auch eine ergänzende Gewerbenutzung, die beispielsweise das Einzelhandelszentrum abrundet, zu realisieren.

Die ramponierte Immobilie in der Westerbauerstraße direkt am Rand des Brandt-Einzelhandelszentrums könnte auch Platz für Geschosswohnungsbau machen.
Die ramponierte Immobilie in der Westerbauerstraße direkt am Rand des Brandt-Einzelhandelszentrums könnte auch Platz für Geschosswohnungsbau machen. © Stadtredaktion Hagen | Martin Weiske

Ein Vorschlag der bei den Allianz-Vertretern von CDU, Hagen Aktiv und Grünen auf wenig Gegenliebe stieß. „Eine solche Prüfung ist sinnlos“, meinte die stellvertretende Bezirksbürgermeisterin Nicole Schneidmüller-Gaiser (Grüne). Zum einen habe die Stadt kein Geld, zum anderen würden solche Projekte nur unnötig Personal binden, sprach sie von einer „Arbeitsbeschaffungsmaßnahme“. Eine Einschätzung, die SPD-Vertreter Dietmar Thieser so gar nicht teilen mochte. Er verwies darauf, dass die HEG auch an anderer Stelle wirtschaftlich erfolgreich sei und man das Thema jetzt angehen solle. „Die HEG schafft es ja auch nicht, am Sportplatz Quambusch die Wohnbebauung umzusetzen“, lieferte Hagen-Aktiv-Vertreter Michael Gronwald prompt das Gegenbeispiel. „Man muss handeln, wenn eine Immobilie auf dem Markt ist“, unterstrich wiederum Horst Wisotzki, „man kann ja später planen, aber jetzt muss man der Fläche habhaft werden“.

Keine Abstimmungsmehrheit

Nach Angaben von Immobilien-Makler Yildrim Yener (Remscheid) handelt es sich um ein Gebäude mit 860 Quadratmetern Fläche auf zwei Etagen. Der Angebotspreis liegt aktuell bei 750.000 Euro. Doch die Bezirksvertretung sieht zurzeit keinen Sinn darin, sich um das Objekt zu kümmern. Ein Abstimmungspatt bedeutete faktisch, dass der SPD-Vorstoß vorerst im Sande verläuft.