Eckesey. Weiter herrscht Stillstand auf dem Gelände der alten Molkerei in Hagen. Wie geht es hier jetzt weiter? Hintergründe und die Meinung der Besitzer.

30.000 Fahrzeuge rollen jeden Tag über jene Stelle an der Eckeseyer Straße, an der das Gelände der alten Molkerei dem Stillstand und weiteren Verfall preisgegeben ist. Ende November 2020 hatte es in dem verlassenen Haus einen Dachstuhl-Brand gegeben, der zu einem Großeinsatz der Feuerwehr und im Anschluss zur Festnahme eines 46-Jährigen führte, der den Brand gelegt hatte. Später brannte es noch mal. Weil im Anschluss das Dach des verlassenen Ensembles instabil war und Ziegel herunterfielen, hatte die Stadt die Straße teilweise gesperrt und von vier auf zwei Spuren reduziert. Das waren die einzigen Nachrichten rund um das Gelände, das 2020 von einer Investitionsholding aus Berlin übernommen wurde. Und nun?

„Ein Hotel können wir uns an dieser Stelle sehr gut vorstellen“, sagte Halil Güvener, geschäftsführender Gesellschafter der Investitionsholding MCG, im August 2020 gegenüber dieser Zeitung. Güvener damals weiter: „Aber das muss nicht die finale Lösung sein. Unser Unternehmen möchte gerne auch wissen, was Hagen an dieser Stelle braucht.“ Vielleicht werde auch eine Klinik oder ein Ärztehaus benötigt.

Im Dezember 2022 musste eine der Fahrspuren vor dem alten Molkerei-Gelände eingezogen werden, weil nach einem Brand der Dachstuhl des Gebäudes instabil geworden war.
Im Dezember 2022 musste eine der Fahrspuren vor dem alten Molkerei-Gelände eingezogen werden, weil nach einem Brand der Dachstuhl des Gebäudes instabil geworden war. © Michael Kleinrensing

Idee: Das Dortmunder Union-Viertel

Volker Ruff, der damalige Geschäftsführer der Hagen-Agentur, schwebte damals ein Komplex wie der Gewerbehof Union im Union-Viertel in Dortmund vor. Heute beherbergt das Gebäudeensemble an der einstigen Brauereimeile rund um das „Dortmunder U“ etwa 90 kleine Unternehmen und um die 200 Beschäftigte aus unterschiedlichsten Branchen. Das Raumangebot setzt sich aus Büro-, Werkstatt-, Atelier und Lagerräumen verschiedenster Größe zusammen.

Blick in die Räumlichkeiten der alten Molkerei – vergammelt, verwahrlost und verlassen. m
Blick in die Räumlichkeiten der alten Molkerei – vergammelt, verwahrlost und verlassen. m © Michael Kleinrensing

Passiert ist bis heute nichts. Das Gelände gehört zu den sichtbarsten Brachen in Hagen und bleibt, ähnlich wie die wenige 100 Meter weiter entfernte und vielgepriesene „Westside“ hinter dem Hauptbahnhof bis heute unentwickelt. Auf Anfrage erklärt die Stadt Hagen, dass man sich 2022 erfolgreich für den Standort „Ehemaliger Milchof – Eckeseyer Straße“ auf das Landesprogramm „Bau.Land.Partner“ beworben habe.

Landesprogramm soll Perspektive schaffen

Das Programm des Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung richte sich an alle Städte und Gemeinden mit brachgefallenen oder ungenutzten Flächen, deren Wiedernutzung eine Stärkung der Innenentwicklung bewirken könne. Dazu werden Experten für Flächenrecycling in die Kommunen geschickt, deren Ziel es ist, im engen Dialog mit der Kommune und dem Grundstückseigentümer neue Entwicklungsperspektiven individuell für den jeweiligen Brachflächenstandort zu erarbeiten.

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Mit der Durchführung des Programms ist die Landestochter „NRW Urban“ beauftragt. „Mit diesem Verfahren sollen die Hemmnisse zur Reaktivierung von Brachflächen spürbar abgebaut werden. Hierzu dient zunächst ein Moderationsverfahren zur Eigentümeraktivierung. Anschließend daran besteht die Möglichkeit, Untersuchungen zur städtebaulichen und wirtschaftlichen Machbarkeit des Standortes durchzuführen und mögliche Nutzungskonzepte zu erarbeiten“, erklärt Stadt-Pressesprecherin Clara Treude auf Anfrage.

Nach der Zeit der alten Molkerei warne unter anderem auch Tanzclubs auf dem Gelände untergebracht.
Nach der Zeit der alten Molkerei warne unter anderem auch Tanzclubs auf dem Gelände untergebracht. © WP | Michael Kleinrensing

Absprache mit der Stadt

Nach einer ersten Kontaktaufnahme zum Eigentümer der Fläche und der Aufbereitung der zur Verfügung stehenden Unterlagen, bereite „NRW Urban“ derzeit einen ersten Abstimmungstermin vor, um sich gemeinsam vor Ort auszutauschen. Der Termin solle kurzfristig erfolgen. „Ja, wir sprechen uns mit der Stadt ab“, sagt MCG-Geschäftsführer Murat Can Güvener. Nach dem Kauf der Fläche habe zunächst die Corona-Pandemie und daran anknüpfend die wirtschaftliche Lage dafür gesorgt, dass sich an der Fläche noch nichts getan habe. „Wir werden hier umsetzen“, was der Bebauungsplan zulässt“, sagt Güvener und erklärt, bald nach Hagen kommen zu wollen.