Hagen-Mitte. Was ist los in Hagens Rotlichtbezirk? Ein Gebäude ist eingerüstet, eins steht zum Verkauf. Besitzer und Betreiber Carsten Rohleder nimmt Stellung.

Sieben Zimmer, 171 Quadratmeter „Wohnfläche“ und 180 Quadratmeter Grundstück für 345.000 Euro. So ist eines der Häuser in einschlägigen Immobilienportalen angepriesen, die sich in Hagens offizieller Bordellstraße, der Düppenbeckerstraße befinden. Gleichzeitig ist eines der roten Nachbarhäuser eingerüstet, ein weiteres Gebäude wurde kürzlich zurückgebaut. Umwandlungstendenzen auf Hagens Rotlicht-Straßenzug. „Nein“, sagt Carsten Rohleder, Besitzer mehrerer Häuser hier.

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Das Haus Nummer sieben, hinten links am Ende der Gasse, die durch eine Backsteinmauer zur Oberen Wasserstraße getrennt ist, hat Carsten Rohleder dieser Tage an einen Bekannten verkauft, der hier eine Table-Dance-Bar eröffnen möchte. Voraussichtliche Eröffnung: Anfang März. „Die Genehmigung liegt vor“, so Rohleder. Jetzt versuche er noch das Haus Nummer acht zu verkaufen. Verkaufsdruck verspüre er nicht, perspektivisch möchte sich der 54-Jährige aber etwas kleiner setzen.

Seit über 20 Jahren besitzt und betreibt Carsten Rohleder in der Düppenbeckerstraße Häuser, in denen Freier die Dienste von Prostituierten in Anspruch nehmen können. Das Geschäftsmodell basiert auf dem Prinzip der Zimmervermietung. Die Damen, die oft nach einiger Zeit an den nächsten Ort reisen, um dort zu arbeiten, mieten die Zimmer tageweise an. Carsten Rohleder betreibt zwei Gebäude in der Straße noch selbst, zwei weitere gehören ihm, sind aber verpachtet. Insgesamt gibt es in der Düppenbeckerstraße drei Hausbesitzer.

Blick in die Düppenbeckerstraße in Hagen, wo das offizielle Bordell der Stadt liegt. Hier auf das Haus Nummer 7, das aktuell eingerüstet ist und in dem eine Table-Dance-Bar entstehen soll.  
Blick in die Düppenbeckerstraße in Hagen, wo das offizielle Bordell der Stadt liegt. Hier auf das Haus Nummer 7, das aktuell eingerüstet ist und in dem eine Table-Dance-Bar entstehen soll.   © Mike Fiebig

„Die Herausforderung ist einfach, an jemanden zu verkaufen, der die Häuser genau im Sinne der Straße und der guten Zusammenarbeit in Hagen weiterbetreibt“, sagt Rohleder, der stets betonte, dass Austausch und Zusammenarbeit mit der Stadt Hagen und dem örtlichen Finanzamt tadellose verlaufen würden. Angesichts dessen prangerte der Geschäftsmann in der Vergangenheit mehrfach die illegale Wohnungsprostitution an, die sich in der Stadt breit mache und in denen behördliche Auflagen oder das Prostituiertenschutzgesetz missachtet würden.

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Tag der offenen Tür

Die Düppenbeckerstraße ist seit über 60 Jahren der kleine Rotlichtbezirk der Stadt. Schon allein vor diesem Hintergrund wolle Rohleder die Besitzerstruktur in der Straße „familiär“ halten, wie er sagt. Im Gegensatz zu vielen anderen Großstädten liegt die Straße genau genommen zwar im Innenstadtbereich, aber in wenig sichtbarer Lage. Im Juli will Carsten Rohleder hier zum zweiten Mal einen Tag der offenen Tür im Bordell stattfinden lassen. Der erste fand 2018 vor der Corona-Pandemie statt und hatte Rohleder von der Resonanz her total überrascht. Hunderte Hagener, darunter auch viele Frauen, für die das Betreten der Straße gemeinhin als Tabu gilt, nutzten die Chance zum Blick hinter die Kulissen.

Carsten Rohleder in einem der Bordellzimmer, die während der Corona-Pandemie für Sex hergerichtet wurden, bei dem sich die Prostituierte und der Freier nicht gegenseitig mit Corona anstecken konnten.
Carsten Rohleder in einem der Bordellzimmer, die während der Corona-Pandemie für Sex hergerichtet wurden, bei dem sich die Prostituierte und der Freier nicht gegenseitig mit Corona anstecken konnten. © WP | Michael Kleinrensing

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Das nun noch zum Verkauf stehende Haus Nummer 8 stammt aus dem Jahr 1953. 345.000 Euro für ein derartiges Haus in dieser Lage ein, am Rest des Marktes gemessen, hoher Preis. „Es handelt sich ja aber letztlich auch um ein Gebäude, mit dem man arbeitet“, bricht Carsten Rohleder es auf die wirtschaftliche Ebene herunter. Letztlich also ein Rendite-Objekt.

Das Hagener Bordell hatte in der öffentlichen Wahrnehmung während der Corona-Pandemie deutschlandweit Beachtung gefunden, weil durch bauliche Maßnahmen versucht wurde, den Geschlechtsakt ohne Corona-Ansteckungsrisiko möglich zu machen.