Hagen-Mitte. Rückenwind für eine Millionen-Investition: So steht die Hagener Politik zur geplanten Sanierung des Kaufhof-Karrees.

Einstimmig hat die Bezirksvertretung Mitte der städtischen Planungsverwaltung grünes Licht dafür gegeben, die Sanierung und Umgestaltung des Kaufhof-Karrees in der Hagener Innenstadt weiter positiv zu begleiten. Der Besitzer der Immobilie, die Lenz & Saas Immobilienanlagen GmbH, möchte nicht bloß die Fassade des seit den 50er-Jahren an dem Standort ansässigen Warenhauses zeitgemäß modernisieren und durch eine abgerundete Glasfront einladen öffnen, sondern parallel an der Hochstraße (Parkhaus/Anlieferung) auch noch ein attraktives innerstädtisches Wohnangebot erschaffen.

Aufwertung der Innenstadt

In den Augen der städtischen Planungsverwaltung entspricht die Machbarkeitsstudie der Investoren vom Grundsatz her den städtebaulichen Rahmenbedingungen. Das geplante Investitionsvorhaben fördert das Teilziel des InSEK Mitte (Integriertes Stadtteilentwicklungskonzept), die Hagener Innenstadt als Wohnstandort zu stärken, wodurch zu einer Belebung des zentralen Versorgungsbereichs beigetragen werde.

Zusätzlich ergebe sich durch die Verkleinerung der Anlieferzone eine städtebauliche Aufwertung des Bereichs an der Hochstraße, so die Einschätzung der Stadt.

Da das InSEK Mitte ein vielseitiges Angebot an unterschiedlichen Wohnformen empfehle, solle das Vorhaben zusätzlich zu Servicewohnungen auch Wohnungen für andere Personenkreise – also klassisches Wohnen – anbieten.

„Wir verhandeln über diese Entwicklung angesichts des Mitte 2022 auslaufenden Mietvertrages mit dem Kaufhof bereits seit zwei Jahren“, berichtete Geschäftsführer Bernd Saas der Hagener Politik. Ziel sei es, damit nicht bloß eine Mietvertragsverlängerung für die nächsten 10 bis 15 Jahre zu erwirken, sondern zugleich auf die gravierenden Umwälzungen im Handel und die erheblichen Verdrängungseffekte zu reagieren: „Wir müssen Wege finden, die Städte attraktiver zu machen.“ Konkret verbirgt sich dahinter die Idee, den Online-Handel künftig in das Gebäude zu integrieren. Dabei soll die bestehende Verkaufsfläche gar nicht wesentlich reduziert werden, allerdings die Bereiche für Lager, Personal und Büros.

Rückkehr der Lebensqualität

„Wir wollen jene Dinge stabilisieren, die auch funktionieren“, erläuterte Architekt Gerd Rainer Scholze, Gesellschafter der Düsseldorfer AIP-Unternehmensgruppe, das Konzept seiner Machbarkeitsstudie und legte dabei den Fokus zunächst auf den geplanten Neubau entlang der Hochstraße. Wo zurzeit noch die charmebefreite Optik der Anlieferzone sowie Parkhauszufahrten das Bild dominieren, soll ein Wohnobjekt entstehen, das sich künftig weit in den Innenbereich des Kaufhof-Karrees hinein erstreckt. „Diese Immobilie wird die Hochstraße nicht bloß aufwerten, sondern durch den Einsatz wertiger Materialien im südländischen Stil zugleich Lebensqualität vermitteln.“

Mit dem Neubau an der Hochstraße wird die Rückseite des Kaufhofs nicht mehr wiederzuerkennen sein.
Mit dem Neubau an der Hochstraße wird die Rückseite des Kaufhofs nicht mehr wiederzuerkennen sein. © AIP Planungs GmbH

Die Laderampe wird deutlich verkleinert und darüber hinaus auf der Erdgeschossebene sowie in zwei Tiefgaragengeschossen Parkraum für 120 Autos (bislang 83) geschaffen. In den Geschossen darüber sollen sich neben einer Tages- und Kurzzeitpflege nach jetzigem Stand der Planung 76 Service-Wohnungen (50 bis 70 qm) finden, die mit reichlich begrünten Terrassen das Wohnen in der Innenstadt attraktiv machen. „Die neue Fassade des Kaufhofs wird den Handel der Zukunft ausdrücken“, sprach Scholze zudem von einem „Lichtpunkt und Magneten“ für die Elberfelder Straße.

„Wir freuen uns sehr, dass der Kaufhof diese Überlebenschance erhält“, begrüßte Grünen-Vertreter Michael Kretschmann ausdrücklich die vorgelegte Machbarkeitsstudie. „Schon vor dem eigentlichen Bauantrag frühzeitig das Projekt transparent darzustellen, ist der richtige Weg“, lobte Bezirksbürgermeister Ralf Quardt die Kommunikationspolitik der Investoren, während SPD-Sprecher Jörg Meier von einem „tollen Projekt für Hagen“ und einem „Aufbruchsignal für die Innenstadtentwicklung“ sprach.

Durchmischung der Generationen

Birgit Buchholz (SPD) warnte mit Blick auf zahlreiche weitere Seniorenwohnkonzepte in der Innenstadt vor einem Trend, der das Zentrum in eine „Alten-City“ verwandele. Hier sollten die Investoren prüfen, ob durch andere Wohnungsschnitte nicht auch andere Mieterschichten angesprochen werden könnten, um eine Generationendurchmischung hinzubekommen. SPD-Ratsherr Werner König warnte derweil davor, in dieser frühen Phase bereits das Haar in der Suppe zu suchen: „Wir sollten dankbar sein, dass ein Investor hier Geld in die Hand nimmt und uns nicht in Zentimeterdebatten über Dachhöhen verbeißen.“

Der konkrete Bauantrag für das Millionen-Projekt soll im April 2021 folgen, so dass der Baubeginn im Frühjahr 2022 erfolgen könnte, so die Vorstellung des Architekten. Nach 18-monatiger Bauzeit sollte die Investition Ende des Jahres 2023 abgeschlossen sein.