Hagen. Wut, Enttäuschung, Unverständnis. Die Leserbriefe an die Redaktion zur Silvesternacht in Hagen sind vielfältig. Wir zeigen eine Auswahl.

Nach den schrecklichen Vorfällen in der Silvesternacht in Altenhagen, sind auch die Leser der Stadtredaktion tief bewegt und äußern ihre Meinung in Leserbriefen. Fünf dieser Briefe präsentieren wir an dieser Stelle repräsentativ für die große Anteilnahme der Hagener Öffentlichkeit. Sollten auch Sie ihre Meinung kundtun wollen, so wenden Sie sich gern an die Hagener Stadtredaktion unter hagen@westfalenpost.de

Brennende Mülltonnen als Straßenbarrikaden in der Alleestraße
Brennende Mülltonnen als Straßenbarrikaden in der Alleestraße © Alex Talash

„Es fängt bei den Familien an“

„In den Berichten erklären Politiker ihre Betroffenheit, der Polizeisprecher Tino Schäfer meint, es war alles gar nicht so schlimm und der Ruf nach Böllerverbot kommt wieder hoch. Ich übersetze mal: die Integration und Migration von u.a. „Westasiaten“ (offizieller Politikersprech) ist offensichtlich ordentlich daneben gegangen. Wann werden alle Verantwortlichen endlich wach, um die Wahrheiten zu benennen und entsprechende Strafen zu verhängen – und zwar für alle, die Gesetze gebrochen haben? Es fängt ja bereits bei den Familien an, geht über Kita und Schule weiter, und man sieht jetzt das Ergebnis.“ Helmut Springer

Polizisten mit Helmen, Schlagstöcken und Pfefferspray im Bereich der Alleestraße in der Silvesternacht.
Polizisten mit Helmen, Schlagstöcken und Pfefferspray im Bereich der Alleestraße in der Silvesternacht. © Alex Talash

„Wo bleibt das Gewaltmonopol?

„Wo bleibt das Gewaltmonopol des Staates? Der Bereich um die Alleestraße gibt in diesen Tagen wieder einmal ein erschütterndes Bild ab. Die Ausschreitungen und Übergriffe auf Polizisten nähren das Bild einer völlig versagenden Staatlichkeit. Szenen wie im Krieg. Jedes Jahr aufs Neue und jedes Jahr eine Spur intensiver und brutaler.

Und wie wollen wir diesen Krieg und die Staatsverachtung der Täter besiegen? Mit der üblichen medialen Verharmlosung und mit Sozialarbeitern? Indem die Nationalität der Straftäter vom Gesinnungsjournalismus dieser Tage wieder totgeschwiegen wird? Der Staat kann und muss die rechtsfreien Räume über sein Gewaltmonopol zurückerobern. Wer den Rechtsstaat mit Straftaten herausfordert, muss wissen, dass er verliert.

Und was macht die Staatsmacht: Sie spricht Platzverweise aus. Grandios! Platzverweise führen doch nur dazu, dass die Straftäter sich über die zur Schau gestellte Hilflosigkeit der Polizei totlachen. Auch der Journalismus ist in der Pflicht, endlich mal wieder objektiv zu berichten und eine offene Diskussion zu führen über Nationalität der Straftäter und deren Unwillen, Staatlichkeit zu akzeptierten.

Und natürlich auch die Frage, was machen wir jetzt? Die Wahrheit ist den Menschen zumutbar – fangen wir endlich damit an.“ Hans-Joachim Orb

„Das Gebiet braucht Kümmerer“

„Es ist schlimm, was Sylvester in der Alleestraße geschehen ist. Und es muss etwas geschehen, klar. Mal wieder. Nur was? Mehr Polizeipräsenz. Härtere Strafen. Wäre eine Maßnahme.

Viele Sozialwissenschaftler sagen, das würde die Probleme nicht lösen. Dass es Probleme in diesem Bereich von Altenhagen gibt, wissen wir schon lange. Aber was ist für diesen Bereich geschehen? Befragungen von Anwohnerinnen und Anwohnern haben ergeben, dass sie sich einen Treffpunkt wünschen, wo man Probleme ansprechen kann und wo man sich treffen kann, um über Lösungen zu sprechen. Das gab es mal in Altenhagen, solange Geld vom Land floss, dann nicht mehr. Diejenigen, die diese Zeit erlebt haben, erinnern sich daran. Ein Gebiet wie dieses braucht Kümmerer, die ihr Ohr bei den Menschen haben, die schnell negative Entwicklungen erkennen und signalisieren.

In der gleichen Ausgabe der Tageszeitung steht ein Bericht über Wehringhausen, welche Maßnahmen dort für Kinder und Jugendliche entwickelt werden. So etwas brauchen wir auch in anderen Stadtteilen, denn nicht nur in Altenhagen gibt es Probleme. Und wenn gesagt wird: Die Stadt hat kein Geld – auch Polizei, Justiz und Knast kosten viel Geld. Zweifellos sind hier auch Land und Bund in der Pflicht, über zeitlich begrenzte Projektmittel hinaus Unterstützung zu leisten.“ Ruth Sauerwein

Festnahme durch die Polizei. Blickpunkt auch hier ebenfalls: die Alleestraße.
Festnahme durch die Polizei. Blickpunkt auch hier ebenfalls: die Alleestraße. © Alex Talash

„Es droht eine Parallelgesellschaft“

Die Krawalle in der Silvesternacht machen uns fassungslos. Vermummte junge Männer bauen brennende Barrikaden, greifen Polizei und Rettungskräfte an. Die Täter: Jugendliche, oft osteuropäischer Herkunft. Menschen, die in Deutschland ein besseres Leben suchen, vielfach von unseren attraktiven Sozialleistungen profitieren. Ihre Taten zeigen, wie sehr sie den Staat verachten, der ihren Lebensunterhalt bedingungslos finanziert. Auffällig ist: Silvester-Böller gab es schon immer. Doch erst seit 2014/15 werden sie in Hagen und anderen deutschen Städten so massiv als Waffe gegen Vertreter des Staates eingesetzt. Die politischen Reaktionen reichen regelmäßig von Schweigen bis zur reflexhaften Warnung vor „Pauschalverurteilungen“. Dabei sind die Probleme offensichtlich. In der Stadt droht sich eine Parallelgesellschaft zu verfestigen. Die Zustände sind für ein bürgerliches Milieu nicht mehr zu ertragen. Immer mehr normale Bürger verlassen die Problemviertel. Das verunsichert uns Hagener. Oberbürgermeister Schulz müsste Verantwortung übernehmen und Führungsstärke zeigen. Stattdessen taucht er einmal mehr ab. Klaus Weimer


„Das sind Straftaten“

„Brennende Mülltonnen waren zu sehen, Böller und Raketen wurden auf Passanten und Rettungsdienste von vermummten jungen Männern gezielt abgeschossen. Polizistinnen und Polizisten, Feuerwehrleute oder der Rettungsdienst mussten ihren Kopf herhalten, um die Randalierenden in den Griff zu bekommen. Diese Bilder und Videos werden bei vielen Bürgerinnen und Bürger der ganzen Stadt lange in Erinnerung bleiben.

Auch das Image ist für Altenhagen nicht gerade verbessert worden. Es gibt aber auch Bürgerinnen und Bürger in dem Stadtteil, die friedlich die Silvesternacht hätten verbringen wollen. Früher haben sie sich auf der Straße getroffen und sich gegenseitig zum Jahreswechsel gratuliert. Das war leider an diesem Abend nicht möglich. Dieses hat die gewaltbereite Gruppe in dieser Nacht leider verhindert.

Man kann und darf die Verhaltensweisen der Täter nicht herunterspielen. Sprüche wie, man müsse sich zusammensetzen, um die Sachlage zu klären, hat man schon zu oft gehört. Leider ist danach auch nichts geschehen. Es sollte aber auch nicht nur in Richtung Berlin gezeigt werden. Denn die jetzige Gesetzgebung gibt auch für viele Straftaten, die in dieser Nacht geschehen sind, einige Handhabungen her.

Menschen, die Böller und Raketen in Richtung Menschen geworfen bzw. geschossen werden, nehmen Sachschaden und Menschenleben in Kauf. Das sind Straftaten. Und diese Anschläge/Straftaten müssen mit aller Härte bestraft werden. Vielleicht sollte der Oberbürgermeister auch einmal über Feuerwerksköperverbot in gewissen Wohngebieten oder auf öffentlichen Plätzen nachdenken. Denn nach der letzten Halloween-Nacht hätte man wachwerden müssen.“ Gerd Homm