Hohenlimburg. Vor 20 Jahren wurde das Hohenlimburger Heimatmuseum geschlossen. Was mit den Exponaten geschah und wie die Chance für eine Neuausstellung steht
Der 31. Dezember 2002 war ein schwarzer Tag in der Hohenlimburger Geschichte. Am letzten Tag des Jahres waren nämlich einige Museumsräume in Schloss Hohenlimburg sprichwörtlich leer gefegt, das Kapitel „Museum Hohenlimburg“ in der einstigen Höhenburg gegen den Willen zahlreicher prominenter Bürger und Kommunalpolitiker beendet. Allen voran Dr. Wilhelm Bleicher, ehemaliger Leiter des Museums, gehörte zu den Kritikern.
Auflösung vor zwanzig Jahren
Bereits im November 2002 waren von der Stadt Hagen beauftragte Fahrzeuge den Schlossberg hinaufgerollt, um Museumsgüter abzuholen. Die damals bedeutende Sammlung der Ur- und Frühgeschichte wurde ins Schloss Werdringen gebracht, wo die Stadt ein Naturhistorisches Museum aufbaute; zahlreiche weitere Exponate in Hagen eingelagert. Andere, wie die Riesengebirgsstube, wurden an ein Museum im Rheinland abgegeben. Das ist nunmehr zwei Jahrzehnte her. Seitdem ruht „still der See“. Wo sind die Exponate geblieben?
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Aktuell hat sich unter dem Vorsitz von Bezirksbürgermeister Jochen Eisermann ein Verein gegründet, der die 800-Jahr-Feier von Hohenlimburg im Jahr 2030 vorbereiten soll. Gibt es eine Chance, im Hinblick auf dieses Jubiläum die Exponate bereits 2027 wieder unterm Schlossberg auszustellen? Denn in diesem Jahr wird das „Museum Hohenlimburg“ 100 Jahre alt.
Anfänge in der Freiheitstraße
Die Geschichte des Museums begann, initiiert vom Vorsitzenden Hermann Esser, im Jahr 1927 an der Freiheitstraße 7. In nur einem Zimmer konnten die Interessenten damals die Geschichte ihrer Stadt studieren. Kontinuierlich bauten die Mitglieder des „Vereins für Ort- und Heimatkunde Hohenlimburg“ die Sammlung aus und nutzten deshalb das gesamte Gebäude. Letztlich reifte die Idee, diese inzwischen viel beachtete Sammlung in einem überregional bedeutsamen Gebäude zu präsentieren: im Schloss. Deshalb wurde im Jahr 1947 ein Mietvertrag mit dem Fürstenhaus geschlossen und das Museum 1949 im Schloss eröffnet. Sechs Jahre trug zunächst der Heimatverein die Verantwortung.
Kommune übernimmt
Dann übergab der Verein „sein Museum“ in die Hände der damals noch selbstständigen Stadt Hohenlimburg. Das Museum und somit auch dessen Reputation wuchsen danach ständig. Insbesondere unter der Federführung von Dr. Wilhelm Bleicher, der ab 1975 als Museumsleiter die Geschichte fortführte und dafür weit über Hohenlimburg hinaus Anerkennung erhielt. Mehr als 23.000 Gäste besuchten im Jahr 1986 das Museum.
Niedergang des Museums
Doch dann kam unter der Amtsführung der Stadt Hagen, die nach der kommunalen Neuordnung 1975 die Aufgaben der Stadt Hohenlimburg übernommen hatte, ab Mitte der 1980er Jahre die Wende. „Eine 10 bis 17 Jahre dauernde Demontage des Museums und seiner Stadtgeschichte folgte“, wie es Dr. Wilhelm Bleicher in seinem Leitartikel in den Hohenlimburger Heimatblättern 11/2003 beklagte.
„Exponate“, so Dr. Bleicher weiter, „kamen abhanden, wurden demontiert, verschwanden im Magazin.“ Oder wurden entsorgt. Wie das bedeutsame Hohenlimburger Stadtmodell nach dem Urkataster von 1821, das von dem verstorbenen Hohenlimburger Hans-Jürgen Stute in mehr als 3000 Arbeitsstunden geschaffen worden war. Doch irgendwann war das Modell aus dem Schloss verschwunden. Für immer.
Aufbewahrt im Zentraldepot
„Das große Modell wurde im Schloss belassen, da es nicht transportiert werden konnte. Dergleichen auch die Abdeckhaube. In Abstimmung mit dem Sponsor und der Bezirksvertretung wurde es später entsorgt“, teilt die Stadt Hagen auf Anfrage dieser Zeitung zum Verbleib mit. „Die übrigen Exponate des aufgelösten Museums Hohenlimburg befinden sich im Zentraldepot. Ein Teil wurde 2005 bis 2015 im Stadtmuseum Hagen im Historischen Centrum präsentiert.“
Und welche Pläne gibt es aktuell? Dazu schreibt die Stadt: „Ein Teil der Exponate wird nach dem seit 2019 in den politischen Gremien bekannten Museumskonzept in die Dauerausstellung des Stadtmuseums Hagen integriert.“
Exponate neu ausstellen
Das ist Jochen Eisermann zu wenig. Er verfolgt in seiner Funktion als Bezirksbürgermeister die Idee, besondere Kulturgüter nach Hohenlimburg zurückzuholen, diese wieder auszustellen. Deshalb hat er sich im Depot an der Berliner Straße umgesehen. „Die Exponate, so auch die Fahnen der Schützenvereine, sind alle sehr strukturiert gelagert. Dr. Blank hat vorzügliche Arbeit geleistet und Ordnung geschaffen“, erinnert sich Eisermann auch noch an jene Zeiten, als die Vorgänger von Dr. Blank diese Aufgaben einer sorgfältigen Archivierung und Aufbewahrung nach seiner Einschätzung für nicht so wichtig erachtet hatten.
Ausstellung im Rathaus anvisiert
In Absprache mit der Gebäudewirtschaft sollen in den kommenden Monaten Vitrinen im Hohenlimburger Rathaus aufgestellt werden, um darin besondere Exponate aus Hohenlimburg zu präsentieren. „Auch das kleine Museumszimmer auf dem Bezirksbürgermeister-Flur soll neu konzipiert werden. Die dort aktuell bestehende Ausstellung ist nicht ausgereift“, hat Eisermann bereits Ideen, wie es einmal aussehen soll. Auch der Rathaussaal soll mit Bildern, die noch im Verborgenen liegen, bestückt werden. Eisermann geht sogar noch einen Schritt weiter. Er möchte weitere Gespräche mit dem Fürstenhaus führen, ob Exponate ins Schloss zurückkehren können. Dr. Ralf Blank hat dem Bezirksbürgermeister deshalb bereits vor einigen Monaten eine Liste mit den Maßen jener Vitrinen zukommen lassen, die für eine Präsentation des Kulturguts im Hohenlimburger Rathaus zur Verfügung stehen könnten.
Willkommene Wiedergeburt
Über die neue Entwicklung ist Widbert Felka, Vorsitzender des Heimatvereins, erfreut. Er sagte auf Anfrage: „Das sind gute Nachrichten. Schön wäre es, wenn diese Entwicklung eines Tages die Wiedergeburt eines eigenen Hohenlimburger Museums zur Folge hätte. Orte ähnlicher Größenordnung machen es uns vor, ob Letmathe, Altena oder Hemer. Hinzu kommt, dass wir eine einzigartige Orts- und Territorialgeschichte aufzuweisen haben, wofür als Symbol Schloss Hohenlimburg steht. Auch unsere Industriegeschichte ist eine besondere.“
Hermann Esser gründete Museum Hohenlimburg
Hermann Esser (1875 – 1935)gründete am 20. Oktober 1920 den „Verein für Orts- und Heimatkunde Hohenlimburg“ und führte diesen bis zu seinem Tod im Mai 1935. Am 20. November 1927 gründete er als Vorsitzender das „Museum Hohenlimburg“.
Auch Dr. Wilhelm Bleicher (1941 – 2016) war Vorsitzender des Heimatvereins. Und zwar von 1967 bis 1972. Danach war er im Vorstand in anderen Funktionen aktiv. Von 1975 bis 1985 leitete Wilhelm Bleicher dann nebenamtlich das „Museum Hohenlimburg“.