Hagen-Mitte. Generationen von Hagenern haben ihnen gelauscht. Und noch immer erfreuen sich die Märchenboxen auf dem Weihnachtsmarkt enormer Beliebtheit.
Auf dem Lageplan des Hagener Weihnachtsmarkts verstecken sie sich unter dem eher unaufgeregten Punkt „Märchen“. Die alten Märchenboxen sind ein ebenso nostalgisches Relikt wie das alte Karussell vor der „Spinne“. Vielmehr sogar sind sie ein Dauerbrenner.
Schneewittchen, der Wolf und die sieben Geißlein, Rotkäppchen oder Aschenputtel zum Beispiel. Viele erwachsene Besucher fühlen sich beim Anblick der großen Kisten mit den Plexiglasscheiben vielleicht an den Hohenlimburger Märchenwald erinnert.
Der Wolf im Bett
Die Kinder jedenfalls, die sich davor aufstellen und auf den grünen Knopf der alten Stereo-Boxen drücken, um das Märchen beginnen zu lassen, sind fasziniert. Die Figuren in den Boxen bewegen sich mechanisch. Immer auf die gleiche Weise. Roboterartig. Gezeigt wird eine, meistens die berühmteste Szene aus dem Märchen. Wie der Wolf, der im Bett der Großmutter liegt. Oder der Wolf, der, umringt von den Geißlein, mit Wackersteinen im Bauch im Brunnen ertrinkt. Oder Aschenputtel mit ihren Tauben, Dornröschen mit der Spindel und so weiter.
Die Stimme von Werner Hahn
Den meisten Kindern ist – wie auch? – überhaupt nicht klar, wer ihnen da die Märchen erzählt. Es ist nämlich die für viele über Jahre Kulturinteressierte bekannte Stimme von Werner Hahn. Der Theaterkünstler, Familienmensch und Sympathieträger, ist im vergangenen Jahr im Alter von 65 Jahren gestorben. Die Trauer darüber war groß in Hagen.
Der gebürtige Salzburger hat in Hagen, wo er seit 1982 als Solist am Theater engagiert war (bis 2017) und an dem er vor über 20 Jahren das Kinder- und Jugendtheater Lutz gegründet hat, tiefe Spuren hinterlassen. Die Art und Weise, wie er die Märchen in den Kisten erzählt, ist typisch Werner Hahn. Mit Wiener Dialekt, in blumiger Prosa und mit fester Betonung. Wer ihn kannte und die Augen schließt, hat ihn vor sich stehen.