Hagen. Werner Hahn, Theaterkünstler, Familienmensch und Sympathieträger, ist im Alter von 65 Jahren gestorben. Viele Hagener trauern.
Was soll man sagen, was schreiben? Dass wir fassungslos sind über den plötzlichen Tod Werner Hahns? Dass eine große Lücke in der Hagener Kulturlandschaft entsteht? Sicher. Wir – die Kollegen aus der Stadtredaktion, die ihn zum Teil seit Jahrzehnten kannten – sind unendlich traurig.
Werner Hahn war nicht nur ein großer Theatermann, sondern auch ein feiner Mensch. So hätte der 65-Jährige am heutigen Freitag, 3. September, einen Auftritt im stationären Hospiz in Hagen gehabt. Mit seinem langjährigen Freund und Wegbegleiter Siegfried Gras hätte er den Hospiz-Bewohnern einen schönen Wiener Caféhaus-Nachmittag beschert. Und das mit Sicherheit mit genau so viel Leidenschaft wie auf den Hauptbühnen großer Theater.
Der gebürtige Salzburger hat in Hagen, wo er seit 1982 als Solist am Theater engagiert war (bis 2017) und an dem er vor über 20 Jahren das Kinder- und Jugendtheater Lutz gegründet hat, tiefe Spuren hinterlassen. Der Familienmensch packte auch unbequeme Themen an und brachte sich im kulturellen, sozialen und karitativen Leben ein.
Und die Benefizversteigerungen der WP-Stadtredaktion, die die jährliche Weihnachtsaktion flankierten, wären ohne den Sympathieträger undenkbar gewesen. Mit österreichischem Charme und amüsanten Sprüchen schwang er 15-mal als Auktionator den Hammer – auch dank Werner Hahn haben wir in all den Jahren über eine Viertelmillion Euro für soziale Einrichtungen wie die Suppenküche, fürs stationäre Hospiz oder für Vereine wie „Drachenherz“ eingenommen.
Unbändige Energie und Kreativität
Viele Hagener trauern um Werner Hahn, und auch Hagens Oberbürgermeister Erik O. Schulz drückt sein Bedauern über seinen Tod aus: „Die Nachricht von seinem Tod hat mich betroffen und traurig gemacht. Es war eine tolle Zeit der Zusammenarbeit, ich habe Werner Hahn bewundert, seine unbändige Energie und Kreativität haben die Menschen mitgerissen. Er hat die Kunst immer auch im Kontext sozialer Fragen gesehen. Kunst als Vehikel für Integration zu nutzen und mit einem Bildungsauftrag zu verknüpfen, das hat Werner Hahn vorangetrieben. Ich bin mit ihm auch über seinen beruflichen Abschied am Theater Hagen hinaus in regelmäßiger, freundschaftlicher Verbindung geblieben. Ich werde ihn nicht vergessen.“
Für Hagen nie verloren
Michael Fuchs, früher Verwaltungsdirektor und Geschäftsführer des Theater Hagens, hat zehn Jahre mit Werner Hahn zusammengearbeitet. „Der Schock über seinen Tod ist da, aber im Moment kann sich noch niemand vorstellen, wie groß der Verlust sein wird. Werner Hahn war für Hagen nie verloren.“
Zum Hintergrund: Obwohl Werner Hahn im Sommer 2017 dem Hagener Theater den Rücken kehrte und kurze Zeit später das Junge Apollo in Siegen aufbaute, gehörte der in Haspe Lebende bis zu seinem Tod zu den beliebtesten Persönlichkeiten der Stadt.
Anja Schöne, Werner Hahns Nachfolgerin im jungen Theater, beschreibt ihn als hochgeschätzten Kollegen, der mit dem Lutz einen einzigartigen Ort für junge Hagener geschaffen habe, „und wir arbeiten daran, dass diese wichtige Stätte weiterhin wächst und blüht“.
Ein den Menschen sehr zugewandter Mensch
Auch Jost Lübben, Chefredakteur der WESTFALENPOST, ist tief betroffen: „Werner Hahn war enorm inspirierend und den Menschen sehr zugewandt. Seine Themen sind und bleiben auch unsere – der Dialog mit den Menschen über die Generationen und kulturelle Unterschiede hinweg. Aus dem gemeinsamen Nachdenken über diesen Dialog ist das Stück ,Mücken auf der Haut’ entstanden. Den Termin für die Uraufführung am 10. Oktober in der WP-Arena hatten wir erst kürzlich verabredet.“
Wirken in Breckerfeld
Auch in Breckerfeld hat die Nachricht schockiert: „Werner Hahn war ein ganz besonderer Mensch, der auch in Breckerfeld viel bewegt hat“, so Bürgermeister André Dahlhaus.Seinerzeit hatte die Bürgerstiftung um Hannelore Reibert gemeinsam mit Werner Hahn das Bürgertheater gegründet.„Man konnte von Aufführung zu Aufführung sehen, was seine Arbeit mit den Menschen bewirkt hat“, so Dahlhaus über Hahn, der zuletzt auch für den Imagefilm der Stadt verantwortlich zeichnete und eng in die Planungen zum Hansetag eingebunden war. „Die Kontakte waren vielfältig. Wir sind alle zutiefst bestürzt.“
Unsere junge Kollegin Leandra Stampoulis, mittlerweile Redakteurin in Schmallenberg, hat jahrelang im jungen Theater geschauspielert. Sie erinnert sich: „Elf Jahre stand ich auf der Lutz-Bühne, und Werner war immer da. Wir haben zusammen verrückte Ideen entwickelt, gelacht und auch geweint. Werner Hahn hat mir beigebracht, an mich selbst zu glauben, Menschen nicht für ihre Lebensgeschichte oder ihr Aussehen zu verurteilen. Ohne Werner wäre ich nicht der Mensch, der ich heute bin.“