Hagen. Rund 2.000 Menschen wenden sich jährlich an den Sozialpsychiatrischen Dienst in Hagen. Für sie gibt es ein breites Hilfsnetzwerk in der Stadt:

Wo erhalten psychisch erkrankte Hagenerinnen und Hagener Hilfe? Welche Angebote gibt es? Wie finden Betroffene die richtige Anlaufstelle? Diese und viele weitere Fragen gehören zum Lebensalltag von Menschen mit psychischen Erkrankungen – sowie ihren Angehörigen und Freunden. Seit mehr als 40 Jahren setzen sich die Mitglieder der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft der Stadt (PSAG) für eine angemessen Versorgung psychisch erkrankter Menschen in Hagen ein. Die 23 Mitglieder bieten ein diverses Netzwerk für Hilfesuchende, mit dem sie ein breitgefächertes Versorgungssystem gewährleisten.

„Als Netzwerkmitglieder arbeiten wir jeden Tag mit Betroffenen psychischer Erkrankungen, viele kennen wir schon ihr Leben lang“, sagt Friedrich Schmidt, Bereichsleiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes der Stadt. „Leider hält sich das Stigma, dass psychisch kranke Menschen eine Gefahr für die Gesellschaft darstellen, immer noch hartnäckig. Mit unserer Arbeit möchten wir diesen negativen Assoziationen direkt entgegenwirken.“ Rund 2.000 Menschen wenden sich jährlich an den Sozialpsychiatrischen Dienst. Viele von ihnen werden durch Sozialarbeiter bereits seit vielen Jahren begleitet und erhalten eine wiederkehrende Beratung für ihren Lebensalltag. Andere bekommen, abhängig von der persönlichen Situation, direkte kurzfristige Hilfe.

Aufklärung baut Ängste ab

Neben der direkten Hilfe hat sich das Netzwerk ein weiteres wichtiges Ziel gesetzt: Durch ihre Arbeit und öffentliche Präsenz möchten sie durch Angebote wie die „Woche der seelischen Gesundheit“, die jedes Jahr im Oktober stattfindet, auch Außenstehende mit dem Thema der psychischen Gesundheit erreichen. „Durch unsere Informationsangebote möchten wir Bürgerinnen und Bürgern einen Einblick in unseren Arbeitsalltag ermöglichen“, sagt Dr. Jutta Jetter-Alt. „Im Gespräch können wir oft vorhandene Ängste abbauen und ein neues Verständnis für die vielfältigen Krankheitsbilder schaffen.“

Enge Vernetzung

Neben städtischen Angeboten finden Betroffene auch in diversen Einrichtungen und Kliniken in Hagen direkte Ansprechpartner, die sie zum Beispiel bei der Bewältigung des Alltags unterstützen, ihnen dabei helfen, einen Einstieg in den Beruf zu schaffen oder ihnen sowie ihrem Umfeld beratend zur Seite stehen. „Ich arbeite seit 27 Jahren bei NOVA, einem Verein zur Betreuung und Rehabilitation psychisch Behinderter in Hagen“, sagt Gerald Sondern, Arbeitspädagoge und Leiter NOVA Hagen. „In dieser langen Zeit ist es in unseren Einrichtungen zu keiner Gewalteskalation gekommen.“ Den Besucherinnen und Besuchern wird eine für sie passende Tages- beziehungsweise Wochenstruktur geboten, die in vielen Fällen einen positiven Einfluss auf die Krankheitsverläufe nimmt und die Lebensqualität verbessert.

Durch die enge Vernetzung können sich die unterschiedlichen Anlaufstellen gezielt untereinander austauschen und Betroffenen so die Unterstützung bieten, die ihnen in ihrem Alltag hilft.

Medizinische Versorgung

Zu der Behandlung psychisch erkrankter Hagener gehört auch eine umfassende medizinische Versorgung. Zwei Standorte des Katholischen Krankenhauses, das St. Johannes-Hospital und das Zentrum für seelische Gesundheit Elsey mit der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie und Klinik für Psychosomatik, bieten ein stationäres, teilstationäres und ambulantes Behandlungsangebot. „Betroffene, bei denen die bestehenden therapeutischen Hilfen nicht ausreichen, können sich zur Diagnostik und Therapie an uns wenden“, sagt Dr. Philipp Görtz.

Durch die Coronapandemie haben die Netzwerkmitglieder in den vergangenen zwei Jahren zunächst einen Rückgang bei den Zahlen der Hilfesuchenden festgestellt. Durch die spätere Behandlung hat sich bei vielen Betroffenen zum Beispiel das Krankheitsbild verschlechtert, sodass die unterschiedlichen Anlaufstellen künftig mit steigenden Zahlen rechnen. Auf diese Auswirkungen haben sich die Netzwerkmitglieder bereits gemeinsam vorbereitet und können durch ihre enge Zusammenarbeit auch auf spontane Entwicklungen angemessen reagieren.

Betroffene und Bekannte von Betroffenen, die auf der Suche nach Unterstützung sind, können zu Friedrich Schmidt, Psychiatrie- und Suchtkoordinator der Stadt Hagen, unter 02331/207-3554 oder friedrich.schmidt@stadt-hagen.de Kontakt aufnehmen. Weitere Infos unter: www.hagen.de