Hagen. 324 Corona-Fälle gibt es nach mehreren Ausbrüchen in den Seniorenheimen in Hagen. Ein Blick auf die Situation, Probleme und wie man damit umgeht:

Es fühlt sich an, wie in einem immer wieder durchlaufenden Film: Nach einem Sommer, in dem man sich angesichts der hohen Infektionszahlen noch weit weg von der Normalität befand, meldete das Gesundheitsamt zuletzt alarmierende Zahlen aus den Hagener Alten- und Pflegeheimen: Stand 12. Oktober gab es in zehn Einrichtungen Corona-Ausbrüche mit insgesamt 184 positiv getesteten Personen (132 Bewohner sowie 52 Mitarbeiter), mehrere Bewohner mussten ins Krankenhaus gebracht werden, sieben verstarben. „Im Rahmen der Ausbrüche – insgesamt waren 15 Altenheime von Ausbrüchen oder teilweise auch nur Einzelfällen betroffen – wurden 324 Corona-Fälle in Hagen gemeldet“, sagt Sprecherin Clara Treude mit Blick auf den aktuellen Stand. Zwei Heime stünden aktuell unter Beobachtung, weil dort auch Mitarbeiter positiv auf Corona getestet wurden.

Für die Einrichtungen selbst bringen die seit Start der Pandemie sich immer wiederholenden Szenarios verschiedene Herausforderungen mit sich. Der Caritas-Vorstand und die Wohlbehagen-Geschäftsführung geben exemplarische Einblicke in das, was sie in diesen Zeiten beschäftigt.

Personalengpässe bewältigen

„Trotz der hohen Hygienestandards und der weiterhin geltenden Testpflicht für Besucher in den Einrichtungen – sowie auch regelmäßigen Testungen bei Mitarbeitern – kann man nicht alle Eventualitäten ausschließen“, sagt Caritas-Vorstand Rolf Niewöhner. Während es im Sommer in den Einrichtungen der Caritas mit Blick auf die Infektionslage „eher ruhig war“, seien zuletzt die Fallzahlen wieder spürbar in die Höhe geschossen. „Wir beobachten aber glücklicherweise jetzt, dass die Welle wieder etwas abebbt.“ Gleichwohl seien krankheitsbedingte Personalengpässe eine Herausforderung: „Es gibt ja nicht nur Corona-Ausfälle sondern auch noch die Grippewelle sowie Urlaube – das ist für alle belastend und eine Herausforderung. Aber: Wir rücken in diesen Zeiten, wie schon seit Beginn der Pandemie, enger zusammen und können das als Team gut bewältigen“, möchte Niewöhner die Mitarbeiter loben.

Hagen Corona Tote und Infektionen seit Pandemie-Beginn 
Hagen Corona Tote und Infektionen seit Pandemie-Beginn  © Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW | Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW

Mit Blick auf den Winter erwarte man weitere Ausbruchsgeschehen sowie andauernde Personalengpässe. „Wir versuchen natürlich, eine Ausbreitung durch Hygiene- und Schutzmaßnahmen so weit es geht einzudämmen“, gibt der Vorstand Einblicke. „So werden beispielsweise infizierte Bewohner oder Wohngruppen isoliert und die Mitarbeiter bei Betreten der Zimmer entsprechend geschützt“, so Niewöhner. Grundsätzlich positiv stimme ihn, dass die Verläufe mittlerweile dank der Impfungen deutlich milder verliefen.

Einsatz von Paxlovid zeigt Erfolge

Das beobachtet man auch in den Einrichtungen von Wohlbehagen. „Rückblickend waren die Verläufe im vergangenen Jahr sowie zu Beginn der Pandemie deutlich schwerwiegender. Seit den Impfungen – viele Bewohner sind zum zweiten Mal geboostert – beobachten wir glücklicherweise viele milde Verläufe“, sagt Wohlbehagen-Geschäftsführer Jann Scheibe. Der Leiter der Wohlbehagen-Einrichtung Lukaspark, in der es aktuell mehrere Fälle gibt, betont: „Unsere Mitarbeiter leisten super Arbeit - und das seit Beginn der Pandemie. Ohne sie wäre es gar nicht möglich, diese Situation so zu bewältigen.“

Bei einem positiven Test greift auch in den Wohlbehagen-Einrichtungen ein Schutzkonzept: Betroffene Bewohner/Gruppen werden isoliert, Personalengpässe so gut es geht über eine Umverteilung der Mitarbeiter in den Einrichtungen kompensiert. „Das klappt gut. Wir sind mittlerweile aber auch gut auf solche Situationen vorbereitet“, bestätigt Geschäftsführer Christian Scheibe. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu mehr Anerkennung für das, was in den Pflegeberufen geleistet wird, ist für die Geschäftsführer die tarifgerechte Vergütung seit diesem Jahr: „Wir wären diesen Schritt gerne schon früher gegangen. Aufgrund geregelter Deckelungen war das nicht möglich – durch die Gesetzesanpassung hat sich aber jetzt die Chance ergeben, das auch bei uns umzusetzen.“

Geschäftsführer Christian Scheibe und Geschäftsführer und Einrichtungsleiter Jann Scheibe (Wohlbehagen) geben Einblicke in die aktuelle Corona-Lage.
Geschäftsführer Christian Scheibe und Geschäftsführer und Einrichtungsleiter Jann Scheibe (Wohlbehagen) geben Einblicke in die aktuelle Corona-Lage. © WP | Michael Kleinrensing

Auch die Ausstattung mit Hygiene- und Schutzmaterialien habe sich eingespielt: „Am Anfang gab es in allen Bereichen Engpässe, da haben wir sogar einzelne Handschuhe gekauft – das ist glücklicherweise vorbei“, sagt der Geschäftsführer.

Eine weitere gute Nachricht: Das Medikament Paxlovid, das zur Behandlung bei Corona-Erkrankungen eingesetzt wird, zeige gute Erfolge. „Wir haben es in unseren Einrichtungen auf Vorrat – und beobachten, dass es die Krankheitsdauer verkürzen kann“, gibt Jann Scheibe Einblicke. Er will auch die enge Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt loben: „Wir werden bei Ausbruchsgeschehen eng vom Gesundheitsamt betreut, das funktioniert wirklich hervorragend.“

Mit Blick auf den Winter erwarten die Geschäftsführer zwar, dass die Fallzahlen wieder steigen könnten. „Aber wir sind darauf vorbereitet. Und als Team werden wir das auch schaffen“, sind beide sich einig.