Boele. Die Wandhofener Straße wird saniert. Im Boeler Zentrum geht es daher zu wie in den 90er-Jahren. Dicke Laster pumpen sich durch den Ortskern.
Zeitreise im Boeler Ortskern. Wer aktuell auf die Kreuzung Denkmalstraße/Schwerter Straße/Dortmunder Straße fährt, der könnte glauben, er wäre in den 90er-Jahren. Der Schwerlastverkehr brummt dauerhaft über die Kreuzung und quält sich über die Schwerter Straße Richtung Kabel. Erst hin, dann zurück. Vor der Johannes-Apotheke am Boeler Markt schwenken die Laster so eng um, dass Fußgänger mehr als ohnehin aufpassen müssen. Noch zweieinhalb Wochen wird das so gehen.
Das hier ist nicht das Volmetal. Das macht Nutzerin Jule Hase auf der Facebook-Seite der Stadtredaktion schnell deutlich. Dort hatten wir nach mehreren Hinweisen aus Boele gefragt, wie die Menschen die Situation vor Ort wahrnehmen. Und das stimmt. Im Volmetal leiden die Anwohner unter der Sperrung der einsturzgefährdeten Rahmedetalbrücke auf der A45 immens. Die Verkehrssituation schildern viele Volmetaler als erdrückend und belastend.
Wandhofener Straße gesperrt
Weil in Boele und Kabel die Wandhofener Straße zwischen ihrer Kreuzung mit der Dortmunder Straße und der Einfahrt „Zur Krone“ wegen Sanierungsarbeiten in beide Richtungen gesperrt ist, begeben sich viele Lasterfahrer, die ihre Ziele im Umfeld der Sperrung haben, auf die Umleitung durch den Boeler Ortskern. eine temporäre Sache von drei Wochen und trotzdem wird erneut deutlich, wie schwer belastet Hagen durch Lkw-Verkehre ist.
„Da sieht man, wie gut die Boeler Ortsumgehung sonst funktioniert“, sagt Heinz-Dieter Kohaupt, Bezirksbürgermeister im Hagener Norden. Sie funktioniert aber eigentlich nicht gut genug. Hagens Verkehrsplaner hatten zuletzt immer betont, dass die Auslastung noch höher sein könnte. Zumindest mit Blick auf den Boeler Ortskern, wo täglich immer noch rund 8000 Fahrzeuge durchrollen. Der zuletzt immer wieder beschriebene und diskutierte Abkürzungsverkehr zwischen der A 45 und der A 46, den ein Zählteam um den ehemaligen Ratsherren Martin Erlmann nachgewiesen hatte, pumpt sich aktuell natürlich auch durch den Ortskern. Am Kreisel Boeler Ring/Schwerter Straße hat die Belastung schon zerstörerische Spuren hinterlassen.
Stadt reagiert mit Verbannung
Stadt und Politik reagieren darauf. Die Stadt Hagen will Lastwagen weitestgehend aus Wohngebieten und der Innenstadt verbannen. Nach Kölner Vorbild soll die Verwaltung jetzt Zonen ausflaggen, in denen die Durchfahrt von Lkw generell untersagt ist. Die Stadt hatte über die Firma Toll Collect auch die Mautdaten für das Stadtgebiet auswerten lassen. Zahlen liegen aber erst seit Anfang 2022 vor. Letztlich sind sie aus mehreren Gründen nicht voll repräsentativ: Zum einen erhöht die A-45-Sperrung die Zahl der Lkw, andererseits werden nur die Lastwagen erfasst, die auf Bundesstraßen und Autobahnen unterwegs sind. Enneper Straße, Feithstraße oder Schwerter Straße werden nicht gezählt.
In Boele müssen Bürger und Anwohner nun tapfer bleiben. Christoph Schledorn bezeichnet die Umleitung „vom Fahrweg, Fahrbahnbreite und durch das spitze Abbiegen aus verschiedenen Gründen“ als gefährlich. „Eine Freigabe der Busspur temporär wäre vielleicht eine Lösung zur Erhöhung der Sicherheit“, sagt er. „Für die Bauarbeiten ist ein Zeitfenster von drei Wochen angesetzt. Da es ja erst vor wenigen Tagen losgegangen ist, können wir aktuell noch nicht sagen, ob es vielleicht früher abgeschlossen wird. Aber grundsätzlich ist erstmal von den vermeldeten drei Wochen auszugehen“, erklärt Julia Ollertz, Sprecherin des Landesbetriebs Straßen NRW.
Umleitung muss Schwerverkehr aufnehmen
Und weiter: „Bei der Umleitungsbeschilderung muss eine Strecke gewählt werden, die auch den Schwerverkehr aufnehmen kann. Ortskundige Verkehrsteilnehmer fahren häufig weitere, ihnen bekannte Strecken, um die Baustelle zu umfahren. Grundsätzlich ist vor allem nach dem Beginn einer neuen Baustelle erstmal ein höheres Verkehrsaufkommen, da die neue Verkehrsführung erstmal im Bewusstsein „ankommen“ und sich rumsprechen muss. Nach ein paar Tagen passen die Verkehrsteilnehmer ihre Routen häufig an und der Verkehr entspannt sich ein bisschen.“