Henkhausen. Der Aufwand, das alkalische Sickerwasser aus einer alten Deponie in Henkhausen aufzufangen, ist riesig. Die Öffentlichkeit kriegt kaum etwas mit.

Einen öffentlichen Aufschrei hat es nicht gegeben, als zuletzt bekannt wurde, dass „basisches Sickerwasser“ aus einer alten Rheinkalk-Deponie im Hasselbachtal aus dem Berg austritt und langsam aber stetig in den Wald fließt. Vermutlich, weil nur die Wenigsten etwas damit anfangen können, wenn sie von basischem Sickerwasser hören. Vermutlich auch, weil es sich um einen Vorgang im Wald des oberen Hasselbachtals handelt – eigentlich nur unter der Wahrnehmung einiger Spaziergänger und Waldfreunde. Ist Aufregung also angebracht? Eine Bestandsaufnahme vor Ort zeigt immerhin, welch gewaltiger Aufwand betrieben wird, um die Natur vor dem austretenden Sickerwasser zu schützen.

Aktuelle Färbung des Sickerwasser, das sich in einem Auffangteich sammelt. Die weißen Bestandteile sind gelöschter Kalk.
Aktuelle Färbung des Sickerwasser, das sich in einem Auffangteich sammelt. Die weißen Bestandteile sind gelöschter Kalk. © Mike Fiebig

Es tröpfelt nicht, es fließt in die Tanks, die bis zu 60.000 Liter Wasser aufnehmen. Man hört es deutlich, wenn man sich neben die wuchtigen Behälter stellt. Einmal in der Woche kommt ein Entsorgungsunternehmen in den Wald oberhalb des Freibades Henkhausen gerumpelt und nimmt die vollen Tanks zur Entsorgung mit. Eine riesiger logistischer Aufwand. Ein langer Schlauch führt von einem Auffangteich, der farblich zwischen Weiß und Bordeaux-Rot liegt, in die Tanks. Dies ist das Wasser, das aus der alten Deponie sickert.

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Es hat einen hohen Gehalt an gelösten Alkalien, also Substanzen, die mit Wasser Laugen bilden. Hauptbestandteil des rot-weißen Gemisches ist Calciumhydroxid. Man nennt es auch gelöschten Kalk. Es entsteht, wenn gebrannter Kalk mit Wasser versetzt wird. Der PH-Wert, der das Verhältnis von Säuren und Basen anzeigt, ist zu hoch. Die Skala geht von 0 bis 14. PH-neutrales Trinkwasser liegt etwa bei 7 bis 8,6. Der PH-Wert des austretenden Sickerwassers im Wald liegt bei bis zu 13.

Die Grafik zeigt an, wo sich die Austrittsstelle im Hasselbachtal befindet.
Die Grafik zeigt an, wo sich die Austrittsstelle im Hasselbachtal befindet. © Manuela Nossutta/Funkegrafik

„Es ist alkalisch, gefährlich und ätzend“, bestätigte Ordnungs- und Umweltdezernent Sebastian Arlt zuletzt im Umweltausschuss der Stadt. In der Deponie Henkhausen wurden von 1966 bis Mitte der 70er-Jahre Werksabfälle aus der Feuerfest- und Edelputzproduktion des Werkes Halden abgelagert. Seit Anfang der 90er-Jahre tritt Sickerwasser aus der Böschung aus. Bislang wurde dieses Wasser in einer Hangdrainage gefasst, im Freigefälle einem Pumpenschacht zugeleitet und von dort in einer Druckrohrleitung „zur Wiederversickerung“ auf den alten Deponiekörper gehoben.

Diese Versickerungsanlage ist nun aber nicht mehr betriebsfähig. Auf Anordnung der unteren Wasserbehörde lässt Rheinkalk, wie beschrieben, das Sickerwasser aktuell durch eine Fachfirma in zwei Containern sammeln und regelmäßig abfahren

An der alten Rheinkalk Deponie im Hasselbachtal wird Sickerwasser in Containern aufgefangen, das aus dem Berg austritt. 60.000 Liter werden jede Woche abgefahren.
An der alten Rheinkalk Deponie im Hasselbachtal wird Sickerwasser in Containern aufgefangen, das aus dem Berg austritt. 60.000 Liter werden jede Woche abgefahren. © Westfalenpost | Mike Fiebig

Künftig aber beabsichtigt Rheinkalk, das austretende Sickerwasser in den städtischen Mischwasserkanal in der Straße „Hasselbach“ auf Höhe „Alter Henkhauser Weg“ einzuleiten. Das Prinzip wurde in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Hohenlimburg von Torsten Lambeck vom Hagener Umweltamt vorgestellt.

Die vorgesehene Trasse der Zuleitung verlaufe in der Straße „Obere Hasselbach“. Für den unschädlichen Zulauf müsse der pH-Wert des Wassers zunächst in einer Neutralisationsanlage abgesenkt werden.

Diese Anlage, die Rheinkalk noch errichten will, soll südlich an der Straße „Obere Hasselbach“ im Bereich der Einmündung des Bruchsiepenbach/Galgenbach in den Hasselbach stehen. Dem hier ankommenden Sickerwasser soll unter Zugabe eines Flockungsmittels Kohlendioxid zugegeben werden und die dabei gelösten Bestandteile sollen in einem Schacht abgetrennt werden. Torsten Lambeck bezeichnete das Verfahren als „bewährt.“

Es komme vielfach im Bereich der Trink- und Brauchwasseraufbereitung zum Einsatz. Vorteilhaft ist hierbei insbesondere, dass das in Druckbehältern angelieferte Kohlendioxid keine aggressive Säure ist und auch keine Wassergefährdung darstellt.