Hagen. Die Richterin spricht in Hagen von „unglaublichen“ Gewalt-Szenen beim Fritz-Kahl-Turnier vor sechs Jahren. Und doch fällt das Urteil mild aus.
Der eine hatte die Schlägertruppe beauftragt, der andere den Trainer von Cemspor Hagen übel verprügelt. Der brutale Überfall beim „Fritz-Kahl-Turnier“ 2016 ist jetzt mehr als sechs Jahre her. Donnerstagmittag verkündete das Schwurgericht nunmehr die beiden letzten Urteile: ein Jahr Haft auf Bewährung für den Anstifter (43) der Tat. Und anderthalb Jahre Haft, ebenfalls ausgesetzt zur Bewährung, für den, der zusammen mit sechs oder sieben anderen Personen, rücksichtslos draufhaute.
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Bereits im Oktober 2017 war gegen einen Profi-Boxer (31), der als der Haupttäter gilt, eine milde Bewährungsstrafe von 22 Monaten verhängt worden. Nun ist der endgültige juristische Schlussstrich unter diesen blutigen Angriff gezogen und es bleibt festzuhalten: Am Ende steht ein Sieg der Gewalt einer hilflosen Justiz gegenüber.
Nur gefährliche Körperverletzung
Trotz des vom Gericht festgestellten „erheblichen Bedrohungs- und Gewaltpotenzials gegenüber völlig unschuldigen Menschen“, muss letztlich keiner von den beteiligten Schlägern, die den Trainer und den Linienrichter vor den Augen einer großen Öffentlichkeit körperlich schwer misshandelt hatten, dafür ins Gefängnis. „Bei Lektüre der Akte habe ich mich gefragt, ob es wirklich wahr ist, was man da gelesen hat“, begann Vorsitzende Richterin Heike Hartmann-Garschagen ihre Urteilsbegründung: „Da stürmt ein Schlägertrupp am hellichten Tag in ein vollbesetztes Fußball-Stadion und schlägt einfach drauf los. Unglaublich, aber, es ist tatsächlich so gewesen.“ Wie eine Marionette sei der schwer verletzte und bewusstlose Linienrichter durch die Luft geflogen, „doch, dass dabei nahezu todbringende Verletzungen im Spiel sein sollten, könne man heute nicht mehr nachweisen.“ Deshalb erkannte die Kammer auch nicht auf versuchten Totschlag, sondern auf gefährliche Körperverletzung – und die Anstiftung dazu.