Hagen. Der Gasmarkt spielt verrückt. Die Mark-E bietet deshalb wie andere Versorger auch für Neukunden gar keine Tarife mehr an. Die Hintergründe.
Ein Energieversorger, der keine neuen Kunden mehr will? Die weltweite Energiekrise treibt vor Ort die seltsamsten Blüten. Aber in der Tat nimmt die Mark-E in Hagen keine neuen Gaskunden mehr an. Gleiches gilt übrigens auch für diverse andere Versorger wie die AVU im EN-Kreis, die verpflichtet sind, vor Ort die Grundversorgung aufrecht zu erhalten.
Es gibt bei all dem immerhin eine gute Botschaft: Für alle Hagener gilt, dass sie – so sie die steigenden Preise den zahlen – zumindest im kommenden Winter nicht ohne Gas dastehen werden. Denn in Hagen zeichnet die Mark-E für die Grundversorgung verantwortlich und bietet allen Hagener einen solchen Tarif an. Wer wiederum einmal in diesen Tarif hinein gerutscht ist, kann die weiteren Angebote des Versorgers prüfen und entscheiden, ob er ein für sich persönlich attraktiveres Preismodell findet.
Keine Angebote auf der Homepage der Mark-E
Wer allerdings als möglicher Neukunde direkt auf die Internetseite der Mark-E geht und nach den Gastarifen sucht, den erwartet der überraschende Schriftzug: „Leider bieten wir aktuell keine Gastarife an.“
„Die Gaspreise haben sich schon vor dem Krieg in der Ukraine nach oben entwickelt“, erklärt Andreas Köster, Sprecher der Enervie, „viele Anbieter haben im Jahr 2021 Insolvenz angemeldet. Deren Kunden standen plötzlich ohne Versorger da und sind bei uns automatisch in den Grundversorgungstarif gerutscht. Deshalb haben wir damals bereits einen neuen Tarif eingeführt.“
Neue Gasmengen nur zu hohen Preisen
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Dennoch bliebe für Unternehmen wie Mark-E die Folge, dass man weitere Mengen zu hohen Preisen habe nachkaufen müssen. „Wir können unser Gas derzeit nicht so einkaufen, dass wir potenziellen Neukunden noch attraktive Angebote machen können“, sagt Köster.
Und weil andere Versorger vor ähnlichen Problemen stehen, spucken Vergleichsportale im Internet wie „Verivox“ auch für Hagen so gut wie keine – und wenn überhaupt – nur äußerst unattraktive Angebote aus. Beispiel: Wer mit einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden jetzt einen neuen Anbieter sucht, für den liegt das günstigste Angebot bei 569,69 Euro. Im Monat wohlgemerkt! Ein einmaliger Neukundenbonus in Höhe von 303,50 Euro ist da bereits eingerechnet.
Mark-E nicht im Vergleichsportalen
Konsequenterweise taucht Mark-E in dem Vergleich für Neukunden in Hagen gar nicht mehr auf. Der hatte aber bereits angekündigt, zum 1. September noch einmal richtig an der Preisschraube drehen zu müssen. Allerdings: Selbst im Grundtarif werden bei identischer Abnahme „nur“ 196,42 fällig und damit trotz eines erheblichen Anstiegs nur rund ein Drittel dessen, was derzeit externe Anbieter auf dem Hagener Markt offerieren. Was bei all dem aber noch nicht berücksichtig ist, ist die sogenannte Gasumlage, die die Bundesregierung auf den Weg bringt. Rund 660 Euro werden da für einen Vier-Personen-Haushalt fällig. Entlastung wiederum in Höhe von 400 Euro könnte eine Senkung der Mehrwertsteuer auf sieben Prozent bringen.
Mit Sorge beobachten die Experten der Verbraucherzentrale Hagendie Entwicklung. „Anbieter wollen angesichts der Marktlage derzeit keine langfristige Preisgarantie bieten“, sagt Janine Pühl, Leiterin der Verbraucherzentrale Hagen. „Sie beschränken sich zumeist auf Angebote mit kurzen Laufzeiten.“ Teilweise würden Anbieter auch für ihre Bestandskunden die Preise um das zwei- bis dreifache erhöhen.
Verbraucherzentrale: Markt beobachten
Selbst die Grundversorgungstarife seien da attraktiver. Aus Sicht der Anbieter würden dort unplanbar viele Kunden auflaufen, so Janine Pühl weiter. Das gelte auch für die Mark-E. Auf jeden Fall rät die Verbraucherschützerin dazu, Abschläge aktiv zu erhöhen, um hohe Nachzahlungen zu vermeiden. „Darüber hinaus sollte man permanent den Mark beobachten, wenngleich sich da derzeit wenig tut.“
Ein Rechner der Verbraucherzentrale, mit dem man den passenden Abschlag errechnen kann, findet sich unter hier.