Hagen. Die Stadt Hagen warnt: Die Bürger werden in diesem Winter den drohenden Gasmangel durchaus zu spüren bekommen. Hier die angedachten Maßnahmen.

Vor dem Hintergrund davongaloppierender Energiekosten und drohenden Gasmangels stimmt die Hagener Stadtverwaltung mit Blick auf den bevorstehenden Winter die Bürger auf erhebliche Einschränkungen ein: „Wir werden das merken“, betonte der Erste Beigeordnete Christoph Gerbersmann in der jüngsten Sitzung des Rates. Dabei deutete er nicht bloß deutliche Temperaturabsenkungen in städtischen Bädern und Lehrschwimmbecken an, sondern auch in den öffentlichen Gebäuden sowie nach Möglichkeit in den Schulen und Sporthallen: „Den Maßgaben der Landesregierung entsprechend, lautet auch unser Ziel, 20 Prozent der Energie einzusparen. Daher wird es erhebliche Komforteinschränkungen geben müssen, sonst können wir diese Marge nicht erreichen.“

Heizanlagen werden optimiert

Die städtische Gebäudewirtschaft führt bereits technische Wartungen und hydraulische Abgleiche an den Heizanlagen durch, um hier die Leistungen zu optimieren.


Eine Abschaltung der Warmwasserversorgung in den öffentlichen­ Gebäuden erscheint wenig sinnvoll, da es – mit Ausnahme der Sporthallen – ohnehin kaum Warmwasserzapfstellen gibt. Zudem steigt damit die Legionellengefahr.

Auch einige Schließungstage der Verwaltung kommen in den Augen der Stadt nicht in Betracht, weil somit das Thema lediglich in die Privathaushalte verlagert würde.

„Wir stehen vor einer ernsten Situation“, präsentierte Gerbersmann eine erste Zwischenbilanz aus der seit sechs Wochen tagenden „AG Energiemangellage“, in der neben den Beigeordneten unter anderem auch Vertreter der Gebäudewirtschaft, des Ordnungsamtes und der Feuerwehr sitzen und bei Bedarf sogar als Krisenstab agieren können. „Wenn wir es nicht schaffen, schon heute nennenswert Energie einzusparen und mit leeren Gasspeichern aus dem Winter 2022/23 zu kommen, haben wir im darauffolgenden Winter 2023/24 keine Abpufferung mehr“, sensibilisierte der OB-Vertreter dafür, keinesfalls auf Abwarten zu spielen, sondern schon heute dafür zu sorgen, dass die Gasvorräte nicht völlig aufgebraucht werden.

Schulen haben größtes Sparpotenzial

Konkret prüft derzeit die Verwaltung vor dem Hintergrund gesetzlicher und arbeitsrechtlicher Regelungen, ob es künftig bei 19 Grad in den Amtsstuben des Rathauses (7 Prozent der Heizenergie) bleibt und die Sportler in den Turnhallen (11 Prozent der Heizenergie) mit 17 Grad auskommen müssen. Die größten Effekte ließen sich bei den Schulen (57 Prozent der Heizenergie) sowie den Kitas und Jugendzentren (9 Prozent der Heizenergie) erzielen – wenn der Gesetzgeber es letztlich zulässt.

Der Erste Beigeordnete Christoph Gerbersmann machte vor dem Rat deutlich, dass die Bürger den Energiesparkurs der Stadt deutlich zu spüren bekommen werden. 
Der Erste Beigeordnete Christoph Gerbersmann machte vor dem Rat deutlich, dass die Bürger den Energiesparkurs der Stadt deutlich zu spüren bekommen werden.  © Michael Kleinrensing

Zudem soll die Heizperiode in den städtischen Gebäuden einen Monat später beginnen und einen Monat früher enden. Ebenso soll die tägliche Heizzeit morgens und abends um jeweils eine Stunde reduziert werden. Das Schulschwimmen könnte komplett ins Westfalenbad verlagert werden, weil dort aufgrund der Fernwärme-Energieversorgung aus der Müllverbrennungsanlage keine Wassertemperaturabsenkung erforderlich ist.

LED-Technik schon umgesetzt

Gleichzeitig machte Gerbersmann deutlich, dass Hagen aufgrund der millionenschweren Konjunkturpakete der vergangenen Jahre kaum noch Potenzial habe, den Gebäudebestand weiter energetisch zu optimieren. Ebenso seien die Einsparmöglichkeiten bei den Ampelanlagen und der Straßenbeleuchtung weitgehend ausgereizt, weil hier bereits nahezu flächendeckend die Umrüstung auf LED-Technik erfolgt sei. Dadurch konnten die Jahresverbräuche in den vergangenen 15 Jahren mehr als halbiert werden. Entsprechend wäre auch die angedachte Abschaltung von Gebäude-Beleuchtungen eher Symbolpolitik.

„Die Kommunen warten jetzt auf die notwendigen Entscheidungen des Bundes“, mahnte der Erste Beigeordnete schnelle Beschlüsse an, um die geplanten Schritte rechtssicher und im Gleichklang mit den anderen Städten und Kreisen umsetzen zu können. Denn gut gemeinte Appelle an sämtliche Bediensteten, die Fenster geschlossen zu halten, die Thermostate übers Wochenende abzudrehen und entsprechende Kontrollen der Hausmeister allein würden kaum ausreichen.