Hagen. Nutrias in der Innenstadt von Hagen: Die auf den ersten Blick possierlichen Tiere können beträchtliche Schäden anrichten.
Die Ausbreitung der Nutria in Hagen setzt sich fort. Die im und am Wasser lebenden Nagetiere bevölkern mittlerweile sogar die Innenstadt und werden in der Volme, unweit des Rathauses, gesichtet. „Die Tiere sind Überlebenskünstler, die dort gut zurecht kommen“, berichtet Ralf Blauscheck, Leiter der Biologischen Station Hagen: „Wahrscheinlich werden sie auch von Passanten gefüttert, so wie das an der Lenne in Hohenlimburg auch geschieht.“
Die Vermehrungsrate der Tiere ist legendär, schon nach fünf Monaten sind sie geschlechtsreif, jedes Weibchen kann pro Jahr dreimal acht bis zehn Junge zur Welt bringen. In Deutschland haben sich die Bestände der Art in den vergangenen Jahren vervielfacht.
Die Europäische Union hat die ursprünglich in Südamerika beheimateten Tiere bereits im Jahr 2016 auf eine Liste gebietsfremder Arten gesetzt. Im gleichen Jahr hatte der Naturschutzbeirat in Hagen erstmals die Genehmigung zur Bestandsregulierung durch Jäger erteilt, da die Nutrias die Dämme an den Gewässern unterhöhlen und ökologisch wertvolle Pflanzen fressen.
Seit 2016 wurden 145 Tiere erlegt
Was die Nager anrichten können, zeigte sich 2014, als sie das Hundeübungsgewässer am Zusammenfluss von Volme und Ruhr gänzlich von Pflanzenbewuchs, darunter geschützte Arten wie Igelkolben und Froschbiss, befreiten. Auch Schwertlilien, Flussampfer und Seerosen stehen auf ihrem Speiseplan. Aus dem Naturschutzgebiet Kaisbergaue konnten die Tiere dank der Jagd bislang ferngehalten werden.
In der Jagdsaison 2021/22 erlegten die Jäger 26 der auch Sumpfbiber genannten Nager, seit 2016 waren es in Hagen insgesamt 145. Die Genehmigung Zur Jagd auf die Nutrias wurde erst in diesem Jahr bis zum 31. März 2025 verlängert. Die erwachsenen Tiere dürfen vom 1. September bis 28. Februar, Jungtiere jeweils vom 1. Mai bis 28. Februar geschossen werden. In der Kaisbergaue ist auch die Fallenjagd zugelassen.
Bei der Nahrungssuche nicht wählerisch
Nutrias seien in erster Linie Pflanzenfresser, könnten mit ihren kräftigen Nagezähnen aber auch Äste vertilgen und Baumrinde verzehren, so Blauscheck. Zudem sind sie nicht wählerisch und fressen alles, was Menschen in den Fluss werfen, etwa Pommes und Brot. Am Elbersufer in Hagen machen sie damit den Stockenten, die dort regelmäßig gefüttert werden, Konkurrenz. „An natürlicher Nahrung entlang der Volme in der Innenstadt von Hagen ist ja ansonsten nicht wirklich viel zu holen.“
Dagegen fühlen sie sich an der Lenne in Hohenlimburg pudelwohl, sogar entlang der Kanustrecke kann man sie beobachten. Um das dort praktizierte unkontrollierte Füttern der Nagetiere zu verhindern, sollen vor Ort künftig Schilder angebracht werden, die auf die negativen Folgen hinweisen: die Nutrias vermehren sich dank des künstlichen Futterangebots explosionsartig, außerdem zieht die in Massen hingeworfene Nahrung Ratten an.
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Die Schilder sollen nach Angaben der Stadtverwaltung Hagen voraussichtlich in den nächsten Tagen geliefert und sodann von Mitarbeitern des Wirtschaftsbetriebs Hagen (WBH) aufgestellt werden.