Hagen/Berlin. Simon Veldhoen leitet nun die Kinderradiologie an der weltberühmten Charité in Berlin. In nur 18 Jahren nach dem Abitur hat er das geschafft.
Der Hagener Simon Veldhoen (37) ist als Professor für Kinderradiologie an die weltbekannte Charité-Universitätsmedizin Berlin berufen worden. Dort vertritt er 18 Jahre nach dem Abitur am THG in Hagen fortan das Spezialgebiet der Radiologie in der Krankenversorgung, Forschung und Lehre. Veldhoen versteht sich auch als Botschafter seines Fachgebietes, in dem die Patienten bereits in der frühesten Phase ihres Lebens medizinisch behandelt werden.
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Radiologische Untersuchungen von Kindern und Jugendlichen erfordern besondere Expertise, die Kinderradiologen nach Erreichen der Facharztbezeichnung für Radiologie durch eine mindestens dreijährige Zusatzweiterbildung erlangen. Ganz besonders wichtig sind dabei die besonderen Anforderungen an den Strahlenschutz.
Wo immer es geht, strahlungsfreie Methoden
Die Tätigkeiten von Kinderradiologen umfassen die gesamte medizinische Bildgebung von Kindern und Jugendlichen aller Altersstufen bis hin zu Erwachsenen mit angeborenen Erkrankungen. „In der Kinderradiologie versuchen wir, wo immer es geht, strahlungsfreie Methoden wie den Ultraschall oder MRT anzuwenden“, sagt Simon Veldhoen.
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In Deutschland gab es laut Ärztestatistik der Bundesärztekammer im vergangenen Jahr nur etwa 140 berufstätige Kinderradiologen. Zum Vergleich lebten im Bundesgebiet im gleichen Zeitraum 83,6 Millionen Menschen, davon 10,7 Millionen Kinder. So kommen rechnerisch knapp 76.400 Kinder auf einen Kinderradiologen. Und bei dieser theoretischen Betrachtung ist nicht berücksichtigt, wie sich die Kinderradiologen über das Land verteilen. „Wir sind leider sehr wenige in unserem speziellen Bereich“, sagt Simon Veldhoen.
Biologie-Lehrerin Lanvermann inspiriert ihn
Sein Weg begann am THG, wo insbesondere seine ehemalige Biologielehrerin Frau Lanvermann einen wichtigen Beitrag leistete: „Sie war sicherlich eine Art Initialzündung. Ich erinnere mich gut an ihren sehr medizinisch ausgerichteten Unterricht, in dem auch die Erkenntnis reifte, dass die Medizin das Richtige für mich ist“, sagt Simon Veldhoen, der gemeinsam mit seiner Frau Ann-Christin eine einjährige Tochter hat.
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Das Abitur legte der heutige Professor übrigens mit der Note 1,9 ab. „Damals genau an der Grenze“, sagt er augenzwinkernd. Schlussendlich reichte es für einen Studienplatz an der Universität Hamburg bzw. am bekannten Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und so ging alles los. Zu den sechs Jahren Studium der Humanmedizin in Hamburg und fünf Jahren fachärztlicher Ausbildung zum Radiologen an den Universitätskliniken Hamburg-Eppendorf und Würzburg kamen drei weitere Jahre für die Zusatzweiterbildung Kinderradiologie.
Zuletzt Oberarzt in Würzburg
Zuletzt war Simon Veldhoen seit 2017 in Würzburg als Oberarzt tätig. Dort forschte er unter anderem an neuen Techniken in der MRT, mit deren Hilfe sich die Lungenstruktur und -funktion (zum Beispiel die Belüftung und Durchblutung der Lunge) in wenigen Minuten strahlungsfrei und ohne Kontrastmittelgabe darstellen lassen. Der Habilitation 2019 folgte im Juni diesen Jahres die Berufung zum Professor für Kinderradiologie und damit verbunden der Wechsel an die Charité nach Berlin.„Ich wollte immer an einem großen Haus arbeiten, wo alle Facetten der Radiologie erlernt werden können“, sagt Veldhoen, der als junger Student zunächst Kinderarzt werden wollte, „und ich wollte inhaltlich nicht täglich das Gleiche tun.“
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Nun ist es noch vielfältiger gekommen, denn Simon Veldhoen hat neben der Leitung der Kinderradiologie an einer Klinik, in der junge Patienten nicht nur aus dem Ballungsraum Berlin, sondern auch aus vielen anderen Teilen der Welt versorgt werden, auch einen Forschungsauftrag, trägt Verantwortung für die Ausbildung Studierender und ist als Gutachter tätig.
Kinderklinik führt 300 Betten
Radiologen, sagt Veldhoen, seien den Pathologen nicht unähnlich – nur dass sie anhand der Bildgebung nach Krankheitsursachen fahnden. Diese Arbeit, das Herausfinden worin ein medizinisches Problem begründet ist und der Austausch mit den anderen Fachdisziplinen, mache jeden Tag aufs Neue spannend. „Die Expertise von Kinderradiologen ist entscheidend für die richtige Weiterbehandlung der jungen Patienten“, sagt Veldhoen. An der Charité will er die Abteilung Kinderradiologie weiterentwickeln. Die Kinderklinik führt mehr als 300 Betten und zählt zu den größten im Land, wie auch die in der Kinderklinik gelegene Kinderradiologie, in der zehn Ärzte und etwa doppelt so viele nichtärztliche Mitarbeiter beschäftigt sind. Sein Mentor in Würzburg habe ihm gesagt, dass man den Hut in den Ring werfen müsse, wenn die Charité ruft.
Niederlassen wäre nicht in Frage gekommen
„Neben meinem Interesse an der Position wollte ich Erfahrung im Auswahlverfahren auf eine Professur sammeln – und dann ist aus meiner Bewerbung Ernst geworden“, sagt er. Vierteljährlich kommt er zurück nach Hagen, wo seine Familie und auch die seiner Frau lebt. Sich hier oder woanders in einer radiologischen Praxis niederzulassen, wäre nicht für ihn in Frage gekommen. „Ich möchte dazu beitragen die Kinderradiologie in allen Belangen zu stärken. Das gelingt am besten durch hervorragende Forschungsleistung in einem starken wissenschaftlichen Verbund und durch attraktive Lehr- und Ausbildungsangebote an Studierende und junge Ärzte. An der Charité habe ich genau diese Möglichkeiten jetzt.“