Hochschulviertel. Am 17. März 1962 hatten sie ihren letzten gemeinsamen Schultag in Hagen – und sie treffen sich heute noch. Diese Geschichte ist eine Seltenheit:

Ein Schotterweg führt rauf zu einer kleinen Holzhütte und einem gepflasterten Vorplatz. Ein grün bewachsener Holzrahmen spendet ein wenig Schatten. 26 Grad. Strahlender Sonnenschein. Ein normaler Dienstagmittag in Hagen.

Und beste Voraussetzungen für die neun Hagener – und Ex-Hagener –, die sich hier um den großen Tisch versammelt haben. Die Schrebergartenanlage an der Fleyer Straße ist in den letzten Jahren zu ihrem Treffpunkt geworden, um ein paar schöne gemeinsame Stunden zu verbringen. Mit ehemaligen Klassenkameraden. Am 17. März 1962 hatten sie ihren letzten gemeinsamen Schultag – und sie treffen sich bis heute.

Lange aus den Augen verloren

„Wir sind damals alle auf die Parkschule in Hagen – heute Funckeparkschule – gegangen“, sagt Waltraud Zey. Sie ist gewissermaßen auch der Grund, warum die ehemaligen Volksschüler hier heute zusammensitzen. „Nach der Schule haben wir uns zunächst alle aus den Augen verloren. Wie das leider oft so ist“, sagt Bernd Preußler, der mittlerweile in Frechen bei Köln lebt und extra angereist ist.

+++ Lesen Sie auch: Nach fast 50 Jahren – US-Verkauf Bartsch aus Hagen zieht um +++

Mehr als 25 Jahre gab es zwischen den Klassenkameraden keinen Kontakt. Bis Waltraud Zey 1982 zu einem ersten Treffen einlud. „Wir haben uns damals mit gut 20 Leuten in der Bauernstube in Hengstey getroffen“, erinnert sich die 75-Jährige, die bis heute in der Volmestadt lebt. Und wie das dann häufig so ist, blieb es zunächst bei dem einen Mal. „Wir hatten alle Kinder, es gab noch die Arbeit und die Karriere, wir lebten alle irgendwo verstreut“, erklärt Günther Rauschenbach die Gründe. Bis 1999.

1999 gab es dann nämlich ein zweites Klassentreffen in einem Hagener Restaurant. „Und dann stand für uns fest, dass wir an dieser schönen Tradition festhalten möchten“, sagt Waltraud Zey. „Wir“ sind in diesem Fall Gudrun Huckfeldt, Günther Rauschenbach, Renate Geißler, Waltraud Zey, Bernd Preußler, Gabriele Zillner aus Unna, Joachim Roland aus Kruft in der Eifel, Karin Höhne und Helmut Wilke. Sie sind, wenn man so will, der harte Klassen-Kern.

„Seit diesem zweiten Treffen sehen wir uns regelmäßig, ungefähr dreimal im Jahr“, sagt Waltraud Zey. Sie waren schon gemeinsam in Solingen, auf dem Kölner Weihnachtsmarkt, haben eine Bootstour in Herdecke unternommen – und seit mittlerweile gut 15 Jahren treffen sie sich vor allem auch hier in der Kleingartenanlage am Loxbaum.

Mehrere Treffen im Jahr

„Früher ist man in der Schule eingeschult worden, die am nächsten zum Wohnort lag“, erinnert sich Gabriele Zillner. Für sie war das eigentlich nicht die Parkschule. „Aber weil meinem Vater die Parkschule besser gefiel, hat er alles in Bewegung gesetzt, damit ich wechseln kann. Und es klappte“, erinnert sie sich und lacht.

Sonst säße sie heute wohl nicht hier. Mit Menschen, mit denen sie nicht nur Erinnerungen an eine schöne Schulzeit teilt, sondern die bis heute zu ihren Freunden zählen. „Dabei hatten wir damals in der Schule alle nicht unbedingt viel miteinander zu tun. Das hat sich erst durch die Klassentreffen so ergeben“, sagt Bernd Preußler.

+++ Lesen Sie auch: Lange Straße in Hagen-Wehringhausen wird drei Tage lang für Autos gesperrt +++

Geschichten könnten sie stundenlang erzählen. Vielleicht nur eine: von einer Klassenfahrt nach Rotterdam. „Da ist Helmut verloren gegangen“, sagt Günther Rauschenbach und lacht. Während die Klasse gemeinsam mit dem Lehrer im Zug gen Heimat fuhr, stand Helmut Wilke allein und ratlos am Bahnhof in der holländischen Hafenstadt.

Das Leben in Hagen verbindet

„Ich war vorher in einem Kaufhaus und habe es nicht rechtzeitig geschafft. Ein Taxifahrer hat mich dann zur Bahnhofsmission gebracht – und die haben sich darum gekümmert, dass ich heile nach Hause komme. Mein Vater stand in Hagen am Bahnhof und machte sich Sorgen, weil ich nicht bei den anderen war“, erinnert sich der Hagener, der damals gerade einmal 14 Jahre alt war, und lacht. Heute wäre das wohl unvorstellbar. Es ist nur eine von vielen Geschichten.

Und die Geschichte dieser neun Hagener ist ein Beispiel dafür, wie sehr das Leben in Hagen doch verbinden kann. Und dass es einen irgendwie immer wieder zurück in die Heimat zieht, aus ganz unterschiedlichen Gründen. Für die Klassenkameraden jedenfalls wird es nicht das letzte Treffen im Garten von Gudrun Huckfeldt gewesen sein. In Hagen. Der Stadt, in der die Geschichte ihrer Freundschaft angefangen hat.