Hagen. Der Verkehrsverbund Rhein Ruhr hat die ersten beiden Schnellbuslinien in Betrieb genommen, fünf weitere sollen folgen. Hagen ist nicht dabei.

Mit dem Schnellbus über die Autobahn von Hagen zur Universität nach Dortmund? Aus dieser zukunftsweisenden Verbindung wird – zumindest vorerst – nichts. Unter den ersten sieben XBus-Linien im Gebiet des Verkehrsverbundes Rhein Ruhr (VRR), zu dem auch die Hagener Straßenbahn AG gehört, führt keine einzige Strecke von oder nach Hagen.

Um zur Uni in Dortmund zu gelangen, müssen Studenten wie Jonathan Zimmer (19) aus Halden daher weiterhin die umständliche Fahrt mit Bus und Bahn in Kauf nehmen oder aber gleich mit dem Auto fahren. „Die Anreise mit der Bahn ist eine regelrechte Qual“, sagt Zimmer, der an der TU Chemieingenieurwesen studiert: „Wenn um 8.15 Uhr Vorlesungsbeginn ist, muss ich mich um 6.25 Uhr in den Bus setzen, um pünktlich zu erscheinen.“

So oder so über eine Stunde unterwegs

Mit dem Auto ist man aus Hagen dagegen – keine Staus vorausgesetzt – schon nach einer knappen halben Stunde an Ort und Stelle in Dortmund. Zimmer jedoch muss mit dem Bus zum Hagener Hauptbahnhof fahren, von dort mit der Regionalbahn zum Hauptbahnhof in Dortmund und von dort aus mit der S-Bahn zur Universität.

Oder er nimmt den Zug über Wetter und Witten zum Hauptbahnhof in Dortmund – so oder so ist er über eine Stunde unterwegs. „Außerdem muss ich immer mit der Unzuverlässigkeit der Bahn rechnen, die Züge sind ja nicht immer pünktlich“, sagt der junge Mann, der sein Abitur vor zwei Jahren am Fichte-Gymnasium abgelegt hat.

Den öffentlichen Nahverkehr stärken

Um den öffentlichen Nahverkehr und damit die Umwelt zu stärken, hat der Verkehrsverbund Rhein Ruhr auf Initiative der Stadt Hagen die Eröffnung einer Schnellbuslinie ins Spiel gebracht, die am Hauptbahnhof startet und mit der die Universität in der größeren Nachbarstadt fast ebenso schnell erreichbar wäre wie mit dem Auto.

Der Bus, so sieht es ein Gutachten vor, würde sein Ziel über die B54 sowie die Autobahnen A45 und A40 erreichen. „Gerade in Zeiten der Energiekrise wäre eine solche Verbindung eine echte Alternative zum Auto“, sagt Jürgen Sporbeck, Verkehrsexperte der Grünen und Mitglied im städtischen Ausschuss für Mobilität.

Der Expressbus von Hagen zur Uni Dortmund gehört zu einem Netz aus 80 potenziell denkbaren Schnellbus-Linien, die der VRR bereits 2019 hat prüfen lassen. An den Start gingen, unterstützt mit beträchtlichen Summen durch das Landesverkehrsministerium, bislang aber lediglich zwei Linien von Datteln nach Dortmund sowie von Oberhausen zum Moviepark Bottrop. Fünf weitere Linien im Niederrheinischen sollen folgen. Das Land NRW stellt in den kommenden Jahren pro Jahr 1,25 Millionen Euro für die ersten sieben Expressbusse bereit, die weitere Finanzierung sichern die Städte und Kreise.

Von herausragender Bedeutung für die Verkehrswende

Für die Stadt Hagen seien solche Verbindungen, zumal vor dem Hintergrund der Verkehrswende vom motorisierten Individualverkehr zu öffentlichen Verkehrsmitteln, von herausragender Bedeutung, so Grünen-Experte Sporbeck, der als Verkehrsingenieur bestens mit der Materie vertraut ist. Er habe zwar das Gefühl, die beteiligten Verbände, Unternehmen und Kommunen würden es durchaus ernst meinen mit der Realisierung der Schnellbuslinien: „Doch am Ende gibt es immer einen, der in den Topf spuckt und sagt, so gehe es nicht.“

Die Stadt Hagen hat dem VRR außer der Verbindung zur Uni Dortmund zwei weitere Linien vorgeschlagen: eine über Haspe und Grundschöttel nach Sprockhövel und Hattingen, eine weitere über Westhofen zum Bahnhof Hörde. Eine Umsetzung dieser Vorhaben ist jedoch nicht in Sicht. Immerhin werde bei der Umsetzung weiterer Linien zumindest die X-Bus-Linie (so nennt der VRR die überregionalen Schnellbusverbindungen) von Hagen nach Hattingen erneut Teil der Betrachtung sein, kündigte Dino Niemann vom VRR an.

Anbindung des Industriegebiets im Lennetal

Jürgen Sporbeck würde sich auch eine Anbindung des Industriegebiets im Lennetal an einen Expressbus sowie generell eine bessere Verknüpfung des Hagener Nordens mit dem Dortmunder Süden wünschen, um die starken Pendlerbeziehungen zwischen Hagen und Dortmund in das umweltfreundliche Angebot mit einzubeziehen.

Doch ein wirklicher Durchbruch bei den Beratungen scheint – zumindest was eine Schnellbusverbindung in Hagen angeht – nicht in Sicht, auch Jonathan Zimmer wird womöglich bis zum Ende seines Studiums vergeblich darauf warten: „Die Fahrt mit Bus und Bahn frisst so viel Zeit – es ist einfach frustrierend.“