Hagen. Mit einer verjüngten Vorstandsmannschaft bereitet das Festkomitee Hagener Karneval den närrischen Restart nach den Corona-Jahren vor.

Der Neue ist eigentlich schon ein alter Hase: Als junger Spross zusammen mit dem Papa bereits vom Kinderkarneval in der „Wartburg“ begeistert, 2008 beim Kölner Karneval im Festsaal Gürzenich mit dem live präsentierten Bläck-Föös-Liedgut infiziert und schließlich in der Session 2011/12 mit ihrer Lieblichkeit Simone I. an seiner Seite als Prinz im Hagener Karneval unterwegs, hatte Markus Krause vor zehn Jahren eigentlich die gesamte Evolution des Frohsinns schon hinter sich. Doch jetzt hat die große Hagener Narren-Familie noch ein weiteres Amt für den 38-Jährigen vorgesehen: Bei der jüngsten Jahreshauptversammlung des Festkomitees Hagener Karneval wurde der gebürtige Hagener, der heute in Halden lebt, zu dessen Vorsitzenden gewählt.

Dachorganisation für zehn Vereine

Das Festkomitee der Karnevalisten ist nicht bloß jünger, sondern auch weiblicher geworden. Neben dem Vorsitzenden Markus Krause agiert als seine Stellvertreterin Kerstin Fröhlecke, die zudem als Schatzmeisterin bestätigt wurde. Als Zugleiter fungiert künftig Robin Sieker, der die Rolle von Ulrich Heck übernommen hat. Schriftführerin ist Sandra Meißner. Bernd Besarese als Prinzenkoordinator und Norbert Brodel für Pressearbeit und IT wurden bei den Wahlen in ihren Ämtern bestätigt. Sabrina Schützler ist als Beisitzerin mit ihrer Erfahrung als Pagin, Prinzessin und bisherige Schriftführerin ebenfalls weiterhin im Vorstand aktiv.

Nachdem sich während der Corona-Jahre die KG Blau-Gelb Haspe um den Vorsitzenden Michael Jauernig aufgelöst hat, dient das Festkomitee Hagener Karneval inzwischen als Dachorganisation von zehn verbliebenen Brauchtumsvereinen und Karnevalsgesellschaften in Hagen: Loßröcke Boele, Heidefreunde Boelerheide, Grün-Weiß Vorhalle, Karnevals & Kirmes Club Hagen, Blau-Weiße Funken, Grün-Weiß Haspe, Ka. Ge. Witt-Schwatt Peaperstatt, Märkische Ritterschaft, KG Rheingold und KG Volmefunken.

Damit übernimmt der gelernte Industriekaufmann, der inzwischen als Diplom-Betriebswirt sich bei Ebro-Armaturen um den strategischen Einkauf für Guss-Komponenten kümmert und in dieser Rolle mehrfach im Jahr rund um den Erdball jettet, die Rolle des langjährigen Vorsitzenden Moritz Padberg, der das Festkomitee über 13 Jahre führte. Ein Generationswechsel nach zwei für Karnevalisten äußerst dürren Corona-Jahren, in dessen Mittelpunkt jetzt erst einmal der närrischen Restart nach dem Pandemie-Darben steht.

Gut für den Zusammenhalt

„Das war schon eine einsame Zeit“, hat Krause in den beiden vergangenen Wintern für seinen Geschmack viel zu viel Zeit mit seiner Modelleisenbahn verbracht. „Der Karneval lebt von dem gesellschaftlichen Kontakt“, erinnert der Festkomitee-Vorsitzende daran, dass bereits am 11.11. des Vorjahres im Stadttheater zu spüren gewesen sei, wie die Hagener Jecken-Gemeinde für diese Kultur brenne. „Umso härter wurden wir ausgebremst“, blickt er auf die erneut wegen des Pandemiegeschehens ausgefallenen Umzüge in Boele und in der Innenstadt, die letztlich von dem am 24. Februar begonnenen Ukraine-Krieg noch überrollt wurden. „Dabei sind unsere Mitglieder weiterhin mit Herzblut dabei, die karnevalistischen Traditionen zu bewahren. Schließlich stärkt dies ja auch den Zusammenhalt und tut einer Stadt gut“, wünscht sich Krause für die Zukunft eine viel breitere Beteiligung der Kindertageseinrichtungen und Schulen.

Markus Krause führt seit der Jahreshauptversammlung 2022 als Vorsitzender das Festkomitee Hagener Karneval.
Markus Krause führt seit der Jahreshauptversammlung 2022 als Vorsitzender das Festkomitee Hagener Karneval. © Festkomitee

Nach seiner Prinzensession stieg der 38-Jährige damals nahtlos beim Festkomitee Hagener Karneval ein: „Es kann nicht sein, dass man nach einem solchen Jahr einfach von der Bildfläche verschwindet“, beschreibt er sein Selbstverständnis. Dazu zählt auch, dass er sich bis heute keiner der Hagener Karnevalsgesellschaften (siehe Infobox) angeschlossen hat, „um mögliche Interessenskonflikte zu vermeiden“.

Auf Corona vorbereitet

Derzeit gilt sein primäres Interesse der Wiederbelebung der Karnevals-Kultur nach zwei weitgehend frohsinnbefreiten Corona-Sessionen: „Wenn ich die aktuellen Sommer- und Schützenfeste sowie die Musikfestivals erlebe, blicke ich zunächst einmal relativ gelassen auf den nächsten Winter.“ Natürlich sei das Festkomitee schon heute auf mögliche Einschränkungen wie Test- und Maskenpflicht vorbereitet, doch einen erneuten Lockdown erwarten die Hagener Karnevalisten nicht: „Jeder ist für sich selbst verantwortlich, und wir können uns auch nicht dauerhaft davor verstecken.“

Die wesentlichen Eckpfeiler für die Session 2022/23 stehen bereits: Mit dem inzwischen verheirateten Duo Robin I. und Mandy I. ist das Prinzenpaar längst gefunden, und für den Sessionsstart am 11.11. ist diesmal statt des Ratssaals das Sinfonium der Stadthalle bereits reserviert. Der traditionelle Prinzenball als Auftaktveranstaltung für den närrischen Sitzungskarneval wird am 14. Januar im großen Saal der Stadthalle stattfinden, bevor dann am 20. Februar 2023 mit dem Rosenmontagszug – begleitet von einer Karnevalskirmes – der Höhepunkt des Straßenkarnevals unter Regie des Festkomitees die Menschen herbeilockt. So gesehen, hat Krause die wichtigsten Hausaufgaben bereits erledigt.

Social-Media-Offensive

„Ich bin jetzt erst einmal froh, wenn alles wieder anläuft“, hat Markus Krause den Kopf zwar noch mit reichlich neuen Ideen und Impulsen gefüllt, setzt in dieser Session mit dem im Schnitt um zehn Jahre verjüngten Vorstandsteam jedoch zunächst auf Bewährtes, um wieder in den Rumtata-Rhythmus zu kommen. „Allerdings begleitet von deutlich mehr Social-Media-Aktivitäten, um näher an die jungen Leute heranzurücken. Außerdem sind wir durch unsere Frauen gestalterisch viel kreativer geworden. Hier gilt es jetzt die Balance zwischen Tradition und neuen Ideen zu finden.“

Dazu gehören für den Betriebswirt auch neue Party-Konzepte nach Kölner Vorbild, die vorzugsweise die jüngere Generation faszinieren: Karnevalsliedgut gepaart mit Techno- und Trance-Sound. Bleibt abzuwarten, ob solch jecke Formate auch in Hagen zünden – ein Krause-Projekt für eine der nächsten Sessionen.

Wer sich heute schon Karten für den Prinzenball 2023 am 14. Januar in der Hagener Stadthalle sichern möchte, kann diese schon per E-Mail unter folgender Adresse reservieren: kartenbestellung@karneval-hagen.de. Angesichts der zuletzt stark gestiegenen Resonanz wagt das Festkomitee den Wechsel aus der Aula der Liselotte-Funcke-Schule am Remberg in die gute Stube der Stadt.