Ischeland. Aus ökologischer Sicht ist der Zustand nicht so schlecht, wie er aussieht. Auch wenn in Zukunft Maßnahmen erforderlich werden. Ein Besuch vor Ort
Der erste Blick täuscht. Zumindest in Teilen. Wir treffen Ralf Blauscheck, den Leiter der Biologischen Station, am Hexenteich am Ischeland. Und zumindest auf den ersten Blick ist von dem Teich nicht mehr viel zu sehen. Durch die aufgeschütteten Steine wurde das frühere Steilufer abgeflacht, der Wasserpegel ist im Verlauf der warmen Monate stark gesunken und am Rande erweckt eine dicke Schlammschicht den Eindruck, man könne noch deutlich näher ans Wasser ran.
Rohrkolben versperren in großen Teilen die Sicht auf den Tümpel, „das Wachstum ist wirklich immens“, sagt Ralf Blauscheck. Die gelbe Teichrose und Entengrütze (Wasserlinse) besiedeln die Wasseroberfläche, die nur noch an einigen Stellen durchblitzt. Der Zustand auf den ersten Blick: grottig. Auf den zweiten Blick: gar nicht so schlecht, wie es auf den ersten Blick wirkt.
Hoher Nährstoffgehalt
Der Teich, der vom Humpertbach gespeist und von Kleingärten umgeben wird, ist in die Jahre gekommen. „Der kleine Bach, der Frischwasserzulauf für den Teich, ist durch die Trockenheit relativ früh versiegt, es gibt somit keine frische Sauerstoffzufuhr, ähnlich wie auch beim Ischelandteich“, sagt Blauscheck.
Der Nährstoffgehalt und auch der Wasserstand hingegen sind trotzdem noch ausreichend hoch, so dass sich hier diverse Amphibien, Blässhühner, Enten und sogar eine Wasserralle tummeln und eine blau-grüne Mosaik-Jungfer am Uferrand nach Nahrung sucht. „Mehrere 100 Laichballen von Grasfröschen haben wir hier zuletzt gezählt. Auch Erdkröten sind vertreten. Verlanden wird dieser Teich in den nächsten zehn bis 20 Jahren nicht, aber er könnte umkippen“, sagt Blauscheck.
Kurz zusammengefasst: Es muss also nicht unmittelbar etwas passieren. Aber ewig Zeit lassen kann man sich auch nicht. „Nach mehreren Beschwerden von Bürgern haben wir uns die Situation hier schon mehrfach angeschaut.
Es ist auch wichtig, das Gewässer zu verschiedenen Jahreszeiten zu beobachten. Im Winter und Herbst beispielsweise ist der Wasserpegel höher“, so der Leiter der Biologischen Station, die beispielsweise hier Amphibien-Exkursionen anbietet.
Keine Hauruck-Aktionen
Gleichwohl will der Experte auch nicht schönreden, dass die Bedingungen besser sein könnten. „Aber um die Wasserqualität zu verbessern, müsste man richtig Geld in die Hand nehmen. Der Faulschlamm müsste mit einem Bagger abgetragen werden, die Frischwasserzufuhr verbessert werden. Und das alles ohne Gewähr, dass die Maßnahmen Erfolge zeigen. Im Gegenteil: Sie könnten es sogar verschlimmern“, gibt Blauscheck seine Einschätzung ab.
Niemand wissen, wie tief der Teich, der etwa 40 mal 60 Meter groß ist, wirklich in der Mitte ist. Wenn der Untergrund bei den Arbeiten abgetragen würde, könnte es sein, dass das Wasser absackt, „das ist, als ob man einen Stöpsel zieht.“
Vielmehr gelte es, abzuwarten, und zu beobachten: „Das tun wir“, versichert Blauscheck, dass das Gewässer nicht einfach dem Verfall hingegeben werde. „Die Spaziergänger sehen hier einen relativ zugewachsenen Teich und denken: Da passiert gar nichts. Man könnte sicherlich optische Verschönerungsarbeiten durchführen, um etwas für’s Auge zu tun – dem Teich selbst bringt das aber aus ökologischer Sicht nichts.“
Vielmehr gelte es, wenn die Zeit gekommen ist, hier sehr zielgerichtet zu arbeiten. „Dafür braucht es eine dezidierte und lösungsorientierte Planung, nicht eine Hauruck-Aktion“, so Blauscheck.
>>> Hintergrund: Aus Sicht der Stadt sind akut keine Maßnahmen erforderlich
Aktuell seien weder aus naturschutzfachlicher Sicht noch aus Sicht der Freiraum- und Grünplanung kurzfristig Maßnahmen am Hexenteich erforderlich oder geplant, betont auch Stadt-Sprecherin Clara Treude, das hier kein unmittelbarer Handlungsbedarf besteht. „Der Teich ist im Landschaftsplan Hagen als geschützter Landschaftsbestandteil ausgewiesen. Im Jahr 2012 hat es eine größere Maßnahme am Hexenteich gegeben: Die baufällige Mauer (Randeinfassung) wurde durch den von der Stadtverwaltung beauftragten WBH abgetragen und eine Böschungsschüttung mit Wasserbausteinen hergestellt sowie ein neues Abdeckgitter für den Mönch eingebaut“, blickt Treude auf die letzte Maßnahme vor Ort zurück.
Der Teich habe nach Abbruch der ehemaligen Mauer heute einen vergleichsweise guten ökologischen Zustand mit Röhrichtzone, Schwimmblattzone, Freiwasserzone und Wasserqualität – Blicktiefe 30 bis 40 Zentimeter. „Aus dem Jahr 2018 ist zudem eine hohe Bedeutung für Amphibien, vor allem Grasfrosch und Erdkröte, belegt.“ Schon damals habe sich der Teich in einem ähnlichen Zustand wie heute befunden.
Aktuell weise er – ähnlich wie viele andere Gewässer in der Region auch – aufgrund der großen Trockenheit einen relativ niedrigen Wasserstand auf. „Das ändert jedoch nichts an der Einschätzung der Untere Naturschutzbehörde“, so Treude.