Hagen. Migranten in Hagen über die Möglichkeiten, die die Altenpflege anbietet aufzuklären – das ist ein Ziel von „Guter Lebensabend NRW“.

Auf der einen Seite stehen Altenheime und Pflegedienste. Offen, transparent, natürlich bereit, sich auch um Menschen mit Migrationsgeschichte, die einst aus anderen Ländern nach Hagen gekommen und hier alt geworden sind, zu kümmern.

Aber die, so heißt, kämen ja nicht. Denn auf der anderen Seite gibt es jene, die im hohen Alter noch in Hagen leben, oft mit ihren Familien, die aber eigentlich gar nicht hier bleiben wollten. „Oft kennen sie die Angebote gar nicht“, sagt Ayse Musanovic, Seniorenberaterin bei der Stadt Hagen.

„Guter Lebensabend NRW“ heißt ein landesweites Projekt, das auf eine Stadt Hagen, die wohl einen der höchsten Migrantenanteil des Landes aufweist, geradezu zugeschnitten zu sein scheint. Es geht darum, aufzuklären und zusammenzuführen: die Träger, die Einrichtungen und letztlich diejenigen, die in Hagen zu großen Teilen noch zu Hause gepflegt werden.

Unterstützung für pflegende Angehörige

„Dabei geht es nicht darum, irgendjemanden aus den bestehenden Strukturen herauszureißen und in einer Einrichtung unterzubringen“, sagt Ayse Musanovic, „letztlich gibt es ja auch viele Unterstützungsangebote, die pflegende Angehörige entlasten und von denen Menschen mit Migrationsgeschichte nichts wissen.“

 Ayse Musanovic (rechts) von der Stadt Hagen und Heike Eickelmann von der Caritas bringen das Projekt „Guter Lebensabend NRW) voran.
Ayse Musanovic (rechts) von der Stadt Hagen und Heike Eickelmann von der Caritas bringen das Projekt „Guter Lebensabend NRW) voran. © WP | Michael Kleinrensing

Am Anfang des Projektes steht eine Erhebung, eine Bedarfsanalyse. Ergebnisse: Menschen mit Einwanderungsgeschichte werden zum größten Teil innerhalb der Familie betreut und gepflegt. Themen wie Scham, Angst und fehlendes Vertrauen spielen eine große Rolle und führen dazu, dass insbesondere Menschen muslimischen Glaubens Angebote der Altenpflege nicht in Anspruch nehmen. Hinzu kämen Sprachbarrieren und fehlende mehrsprachige Informationsmaterialien.

Hagen im Austausch mit anderen Städten

„Letztlich muss man sagen, dass die Erhebung streng genommen nicht repräsentativ ist“, so Ayse Musanovic, „aber um die Erkenntnisse zu vertiefen, haben wir parallel Experteninterviews geführt. Und letztlich gibt es ja auch noch den Austausch mit den anderen Kommunen.“

Ein weiterer Punkt, der sich so herauskristallisiert hat: Die Einrichtungen und die Mitarbeiter selbst wissen wenig über Zuwanderungs- und Fluchtgeschichten. „Hinzu kommt, dass gerade bei dementiell erkrankten Menschen die Sprache eine große Rolle spielt“, sagt Ayse Musanovic, „selbst wenn sie gut Deutsch sprechen, so wechseln Demenzkranke zurück in ihre Muttersprache.“

Paradebeispiel aus Duisburg

Vor diesem Hintergrund sollen sich nun auch Einrichtungen nach und nach auf den Weg machen. „Schon jetzt ist es ja so, dass wir nicht nur Mitarbeiter christlichen Glaubens haben“, sagt Heike Eickelmann, bei der Caritas Hagen zuständig für die Altenhilfe. Helfen können Paradebeispiele aus anderen Kommunen. So gebe es beispielsweise in Duisburg eine multikulturelle Pflegeeinrichtung.

„Oft sind es auch kleine Maßnahmen, die Verbesserungen bringen“, sagt Eickelmann, „dazu zählen beispielsweise Namensschilder mit Flaggensymbolen, die verdeutlichen, wer welche Sprache spricht.“ So etwas kenne man aus einigen Geschäften. Es symbolisiere letztlich, dass man offen sei für Menschen mit einem anderen kulturellen Hintergrund.

Informationen in unterschiedlicher Sprache

Immerhin: Auch die Pflege- und Wohnberatung der Stadt Hagen bietet auf der Homepage (erreichbar über www.hagen.de) Informationen in unterschiedlicher Sprache an. Im Rahmen des Projektes „Guter Lebensabend NRW“ kommen jetzt Plakate, Flyer und Videosequenzen hinzu. „Parallel wollen wir nun aktiv auf die Migranten-Organisationen zugehen und direkt informieren“, sagt Ayse Musanovic.

Dazu gibt es eine kostenlose Schulungsreihe zu unterschiedlichen Themen (in Präsenz und online), die sich an Mitarbeiter in der Pflege richtet. „Auftakt ist am 31. August“, sagt Heike Eickelmnann, „Kooperationspartner das katholische Bildungszentrum.“ Anmeldung über die Caritas oder das KBZ.

Der nächste Schritt: ein Netzwerktreffen mit Migrantenvertretern, Mitarbeitern der Stadtverwaltung und Vertretern der Pflege am 25. August im Rathaus an der Volme. Eine Anmeldung ist per Mail unter ayse.musanovic@stadt-hagen.de möglich.