Hagen. Die Pflegekasse trägt die Kosten für den Tagestreff. Was die Gäste dort erwartet.

„Das Essen, die Gemeinschaft, unsere Gymnastik.“ Die Antworten, die man bekommt, wenn man die Gäste fragt, warum sie gerne in den Tagestreff in Hagen kommen, sind unterschiedlich. Für Herrn Döring ist es ganz klar: „Bingo. Das macht Spaß, und es gibt immer was zu gewinnen.“ Er hat Pflegegrad 2. Die Pflegekasse übernimmt die Kosten für zwei Tage im Treff und den Fahrdienst, der ihn morgens abholt und um 16 Uhr wieder nach Hause fährt. „Ich wusste früher gar nicht, dass einem je nach Pflegegrad Geld für die Ambulante Pflege und zusätzlich auch für so eine Einrichtung zusteht, das sagt einem ja keiner.“

Stimmt, das ist das Problem, das die Tagespflege im Allgemeinen hat. Gutes Angebot, wenig Bekanntheit. Herr Döring ist das beste Beispiel dafür. Er kommt beispielsweise dienstags und freitags in die Tagespflege an der Fleyer Straße des Unternehmens Wohlbehagen. An den anderen Tagen fehlt ihm morgens manchmal der Antrieb: „Warum aufstehen und anziehen? So ein Tag allein kann sehr lang werden“, sagt er.

Gemeinsames Frühstück

Doch im Tagestreff vergeht die Zeit für ihn wie im Flug. Nach einem gemeinsamen Frühstück („Wir fangen immer erst an, wenn alle da sind“) wird bei der „Zeitungsrunde“ über das allgemeine politische Zeitgeschehen, wichtige Neuigkeiten und natürlich über den neuesten Klatsch diskutiert, getratscht und oft auch der Kopf geschüttelt.

Tagestreff Wohlbehagen: Ein Beispiel, in welch moderner Atmopshäre hier Tagespflege genossen werden kann.
Tagestreff Wohlbehagen: Ein Beispiel, in welch moderner Atmopshäre hier Tagespflege genossen werden kann. © Unbekannt | Wohlbehagen

Heute lädt das Wetter zu einem Spaziergang ein, eine kleine Gruppe macht sich auf den Weg. Herr Döring schließt sich trotzdem lieber Betreuerin Janine und ihrem Sportprogramm an: „Danach bin ich immer so schön locker in den Gelenken und fühle mich überall beweglicher.“ Heute wird etwas Neues ausprobiert: Yoga auf dem Stuhl. Die Teilnehmer sind begeistert. Die Pause im bequemen Ruhesessel nach dem gemeinsamen Mittagessen ist wohlverdient. Einige nutzen die Entspannung für ein Nickerchen, Frau Seifert blättert in einer Frauenzeitschrift. Aus der offenen Küche dringt der Duft von frischgebackenem Kuchen in den Wintergarten: „Es wird hier jeden Tag frisch gebacken.“

Entlastung der Angehörigen

Die Mitarbeiter sind heilfroh, dass die Corona-Zeit endlich vorbei ist: „Durch den Wegfall der sozialen Kontakte, der Abwechslung und Anregungen haben viele Gäste während Corona total abgebaut und konnten nicht mehr zu Hause wohnen bleiben. Einrichtungen wie diese sind wahnsinnig wichtig. Für die Gäste selbst und auch zur Entlastung der Angehörigen“, sagt Katja Mirring, Leiterin des Tagespflegebereichs.

Wer sich zurückziehen möchte, kann das tun. Oder aber in den Gemeinschaftsräumlichkeiten den Tag verbringen.
Wer sich zurückziehen möchte, kann das tun. Oder aber in den Gemeinschaftsräumlichkeiten den Tag verbringen. © Unbekannt | Wohlbehagen

Beim Hauptstadtquiz entwickelt Herr Döring Ehrgeiz, hat er doch als ehemaliger Lehrer einen Ruf zu verlieren. Nicht schön, aber laut singen die 16 Gäste Udo Jürgens „Aber bitte mit Sahne“ gemeinsam bei der Kaffeetafel und natürlich wird keiner nach Hause gehen, bevor nicht von allen mit Inbrunst das Steigerlied intoniert wird.

„Mit allen Strophen“, sagt Herr Döring. Es war ein guter Tag.

Zur Orientierung – so hoch sind die maximalen Leistungen für die Tagespflege:Pflegegrad 1: bis zu 125 Euro, Pflegegrad 2: 689 € (etwa zwei Besuchstage in der Woche), Pflegegrad 3: 1298 € (ca. drei Tage je Woche) Pflegegrad 4: 1612 € (ca. vier Tage), Pflegegrad 5: 1995 € (fast täglicher Besuch wird finanziert) Die Angaben beziehen sich auf eine Woche.