Hagen. Warum die österreichische Künstlerin Monika Kus-Picco medizinische Produkte in ihren Bildern verwendet und was es im Osthaus-Museum zu sehen gibt.

Durch einen traurigen Anlass kam ihr Idee, Kunst aus und mit medizinischen Produkten herzustellen. „Vor ein paar Jahren war meine Mutter schwer erkrankt und musste Unmengen von Medikamenten einnehmen. Dadurch wurde ich auf das Thema erst richtig aufmerksam“, sagt Monika Kus-Picco­. Ab morgen, 16. Juli, stellt die Österreicherin im Osthaus-Museum in Hagen insgesamt 80, teils großformatige Arbeiten aus. „Floating“ (zu deutsch schwimmend) lautet der Titel der Ausstellung, die bis zum 11. September läuft.

Spachtel statt Pinsel

Die 1973 in Wien geborene Künstlerin benutzt keine Pinsel, sondern arbeitet mit einem Spachtel. Trotzdem wirken ihre abstrakten Motive schwimmend beziehungsweise fließend, „obwohl ich kein Wasser, sondern zum Beispiel Schleimhautdesinfektionsmittel benutze“, erläutert Monika Kus-Picco.

Sie habe keinen medizinischen Hintergrund, sei weder Ärztin, Apothekerin oder im Pflegebereich tätig, „aber das Thema Medikamente, ihre Wirkung, aber auch ihre Nebenwirkungen, Optik und Vermarktung beschäftigen mich“.

Außerdem greift sie Schicksale aus dem Freundes- oder Bekanntenkreis auf, so hat sie die irgendwann abgelaufenen medizinischen Produkte, die ein ihr bekanntes leukämiekrankes Kind verschrieben bekommen hatte, im Bild verarbeitet.

„Me and Myself
„Me and Myself" ist diese Arbeit, die erst vor kurzem entstanden ist, betitelt. © Michael Kleinrensing

Genau wie die Medikamenten-Massen, die sie nach dem Tod von Hermann Nitsch vor drei Monaten (22. Juli) gesichtet und später in ein Leinwandbild eingearbeitet hat.

Zur Erklärung: Monika Kus-Picco war mit dem polarisierenden Wiener Aktionskünstler Hermann Nitsch befreundet. Sie bezeichnet den Künstler, der mit seinem Orgien-Mysterien-Theater stets für Aufsehen und Kritik sorgte, als ihren wichtigsten Mentor.

Meist verwendet die Künstlerin, die in Niederösterreich und zeitweise in Rio de Janeiro lebt, Medikamente, die als Pigmente dienen, auf weißer Leinwand. „Ab und zu entscheide ich mich aber auch für eine colorierte Leinwand. Auf dem dunklen Untergrund kommen die hellen Medikamente besser zur Geltung.“

Mit Handschuhen und Maske

Sie arbeite immer mit Handschuhen und Maske, unterstreicht die 49-Jährige, und nach Fertigstellung eines Bildes werde dies mit einer Lackschicht versiegelt, es kann also praktisch keine „Gefahr“ mehr ausströmen.

Für das Bild „Miami 2021/22“ hat sie ausschließlich Präparate aus dem US-amerikanischen Raum verwendet, „in Amerika sind sämtliche Pillen und auch Tablettenschachteln kitschig bunt, obwohl es sich doch um medizinische Produkte handelt“, schüttelt die Österreicherin den Kopf, „und Schmerzmittel wie Ibuprofen werden in 400er Packungen abgegeben“.

Derbe Oberflächenstruktur

Auch die Arbeitsweise von Monika Kus-Picco ist eine besondere: In ihrem Atelier in Wien werden die Medikamentenmischungen und Beipackzettel auf die auf dem Boden liegende Leinwand aufgetragen. Die Bilder mit großer Farbpalette und teils derber Oberflächenstruktur sind Unikate, „durch die verschiedenen Medikamentenzusammensetzungen sind die Arbeiten nicht reproduzierbar“, betont die Künstlerin.

Die Ausstellung „Floating“ wird am Samstag, 16. Juli, um 16 Uhr im Hagener Osthaus-Museum eröffnet. Der Eintritt zur Vernissage ist frei.