Hagen-Mitte. Das Osthaus-Museum stellt sein Programm für 2020 vor. Highlight soll die Werkschau „Hyperrealistische Skulpturen“ sein. Keine ganz leichte Kost.
Im Osthaus-Museum bildet Kunst aus Fernost in diesem Jahr den Schwerpunkt. Als Highlight-Ausstellung, die vermutlich nicht nur faszinieren, sondern auch irritieren wird, bezeichnet Tayfun Belgin allerdings die Werkschau „Reshaped Reality - 50 Jahre Hyperrealistische Skulptur“.
Der Direktor des Osthaus-Museums ist sich sicher, dass die Ausstellung, die 30 teils große Skulpturen der wichtigsten Vertreter der hyperrealistischen Bewegung zeigt, beim Publikum eine besondere Aufmerksamkeit erzielen wird. „Die Skulpturen bilden immense Innerlichkeit und zarte Gefühle ab, werden aber zum Teil auch Entsetzen auslösen“, prophezeit Tayfun Belgin.
Naturgetreue Erscheinung des menschlichen Körpers
Nicht ästhetisch schöne oder künstlich verschönerte Menschen werden präsentiert, sondern die naturgetreue Erscheinung des menschlichen Körpers – mit Falten, Dellen und Handycaps.
„Einige Werke könnten schon das ästhetische oder religiöse Empfinden einiger Besucher stören und sind für Jugendliche unter 18 Jahren vielleicht nicht geeignet“, räumt der Museumsdirektor ein. Aus diesem Grund würden auch einige Bereiche der Ausstellungsfläche für junge Leute gesperrt und Hinweisschilder platziert, auf denen vor der „Heftigkeit“ der Skulpturen gewarnt wird.
„Wir verfahren wie bei Hermann Nitsch“, ergänzt Tayfun Belgin. Zur Erinnerung: Der österreichische Gegenwartskünstler und Mitbegründer des Wiener Aktionismus stellte im Winter 2018 im Osthaus-Museum teils blutrünstige Werke aus. Da es für den Besuch der Ausstellung keine Altersbeschränkung gab, wurden „Warntafeln“ angebracht.
Aber zurück zu „Reshaped Reality“, also zu umgestalteter oder neu gestalteter Realität: Ab den 1960er und 1970 Jahren beschäftigten sich verschiedene Bildhauer mit einer Art von Realismus, der „erbarmungslos“ war. Die Auswahl der Kunstwerke, die in Hagen zu sehen sein wird, umfasst alle wichtigen Vertreter der hyperrealistischen Bewegung. Arbeiten früher Pioniere wie George Segal und Duane Hanson sowie von späteren Vertretern wie Robert Gober und Sam Jinks werden präsentiert.
Titel „Fast lebendig“ wirkt weniger sperrig
Tayfun Belgin überlegt übrigens, den etwas sperrig daher kommenden Titel der Werkschau abzuändern in „Fast lebendig“.
Eine weitere Besonderheit: Die hyperrealistischen Skulpturen sind fünf Monate in der Zentralen Halle, in der Neuen Galerie, in Kabinetten sowie in der unteren und mittleren Galerie zu sehen. Die Ausstellung wird am 19. Mai eröffnet und läuft bis zum 18. Oktober. „Fünf Monate deshalb, da in der Zeit Sommerferien sind“, erklärt Tayfun Belgin.
Was das Publikum in den kommenden Monaten im Osthaus-Museum noch erwartet?
Derzeit läuft auf 650 Quadratmeter Fläche die große Expressionisten-Ausstellung mit 35 Gemälden und 90 Grafiken. Die Werke von u.a. Mitgliedern der Künstlergruppe Brücke und Der Blaue Reiter sind noch bis zum 3. Mai ausgestellt.
Gemälde - und Papierarbeiten („Paintings“) aus Fernost zeigt Sen Chung bis zum 1. März in der Oberen Galerie, Foto- und Videoarbeiten aus New York präsentiert Gudrun Kempa im Rohlfs-Raum sowie im Jungen Museum. Christine Laprells Installation sowie ihre Collagen sind bis zum 22. März in den Gemäldegalerien zu sehen.
Weiter geht es mit Kunst aus Fernost: Der 1968 in Chongqing geborene Maler Zhong Biao zeigt ab Mitte März Großformate in Acryl, die das spannungsreiche Wechselspiel zwischen Körper und Objekt abbilden.
Fernöstliche Portraitkunst wird ab dem 25. April groß geschrieben: Tong Yanrunan ist in Europa berühmt geworden durch seine Portraitserien. „Der Künstler wird bei uns im Museum eine individuelle Hagener Portraitserie erstellen“, verspricht Tayfun Belgin.
Öffnungszeiten des Osthaus-Museums
Das Osthaus-Museum am Museumsplatz 1 hat dienstags bis sonntags von 12 bis 18 Uhr geöffnet. Am 1. Mai sowie am 24. und 25. Dezember sowie am 31. Dezember bleibt das Museum geschlossen.
Das Ausstellungsprogramm für die kommenden Monate gibt’s auch online unter www.osthausmuseum.de
Wang Huansheng, Jahrgang 1956, zeigt im Juni und Juli unter dem Motto „Los.ge.löst“ in der Oberen Galerie, im Rohlfs-Raum, in der Rotunde und im Hagener Fenster serielle Arbeiten.
Einige kleinere Ausstellungen folgen, bis dann am 5. Dezember in der Zentralen Halle samt Nebenräumen die Vernissage zu „Die Stadt - Hagen heute“ stattfindet.