Hohenlimburg. Besondere Idee: „Wenn meine Tochter später sagen kann, sie wurde in der Lenne getauft – ein größeres Heimatgefühl kann man nicht rüberbringen“.

Reges Treiben herrschte am Samstagmittag an der Kanustrecke in Hohenlimburg. Neben den zahlreichen Kanuten, die ihr Training auf dem Wasser absolvierten, haben am Lenneufer an diesem Wochenende auch acht Babys und Kleinkinder im Alter von drei Monaten bis drei Jahren mit dem Wasser der Lenne die Taufe empfangen.

Es ist nicht das erste Mal, dass es eine Kirchengemeinde im Stadtgebiet an die Flüsse zieht, um Taufen zu feiern. So hat etwa die Evangelische Kirchengemeinde in Haspe bereits Kinder und Erwachsene in der Ennepe getauft. Dennoch bleibt es etwas Besonderes.

Und mit Blick auf Hohenlimburg war es immerhin das erste Mal, dass die Reformierte Kirche ihre neuen Mitglieder nicht über den „klassischen“ Weg der Taufe im Kirchenraum in ihrer Glaubensgemeinschaft begrüßte, sondern dafür den Weg aus den Kirchenmauern heraus an die Lenne ging.

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Taufe in der Lenne: Mit Schwimmschuhen ausgerüstet

„Wenn meine Tochter später einmal sagen kann, sie wurde in der Lenne getauft – ich denke, ein größeres Heimatgefühl kann man nicht rüberbringen“, blickte Carina Hagenkord im Vorfeld gespannt auf die Taufe ihrer Tochter Fiona. Gerade zwei Monate ist die kleine Fiona alt, ihre beiden älteren Geschwister wurden ebenfalls in der Reformierten Gemeinde getauft, damals klassisch in der Kirche. „Für uns ist diese Taufe schon die aufregendste“, sagt Carina Hagenkord. In Sichtweite zum Kirchturm der Reformierten Kirche fand sich die Familie gemeinsam mit sieben weiteren Täuflingen und ihren Familien am Samstag am Lenneufer ein.

Für die Familien ein ganz besonderes Erlebnis: An diese Taufe in der Lenne werden sie sich ein Leben lang erinnern.
Für die Familien ein ganz besonderes Erlebnis: An diese Taufe in der Lenne werden sie sich ein Leben lang erinnern. © WP Hagen | Heinz-Werner Schroth

Die Idee zu dieser Tauffeier an der Lenne stammte von Tabea Esch, Pfarrerin der Evangelisch-Reformierten Kirchengemeinde Hohenlimburg: „Man beschäftigt sich viel damit, wie man den Wünschen der Menschen entgegenkommen kann“, erklärt Esch, „um etwas Besonderes zu schaffen, an das man gerne zurückdenkt.“ Und so wurden Bänke, Lautsprecher und Altar auf der Wiese aufgebaut – und statt in der Kirche wurde unter freiem Himmel und im Schatten eines großen Baumes gesungen und gebetet.

Lenne-Taufe in Hohenlimburg: Berührende Aktion der Kanuten

Nacheinander begaben sich dann die Familien mit den Täuflingen Fiona, Anton, Cayo-Luke, Justus, Klara, Leo, Noah und Thea Marie zum Wasser, um von Pfarrerin Esch getauft zu werden. Diese stand währenddessen mit Schwimmschuhen ausgerüstet, welche ab und zu unter dem schwarzen Talar hervorblitzten, knietief im Wasser. Auf die Frage, wie kalt es war, antwortet sie lachend: „Das sage ich Ihnen, wenn ich meine Beine wieder spüre“ – ergänzt jedoch sofort, dass es wärmer sei als gedacht.

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Ein kurzer Regenschauer wurde sowohl von Pfarrerin Esch („Solange es nicht donnert und blitzt sind wir ja nicht aus Zucker“) als auch von den größtenteils mit Schirmen vorbereiteten Gästen locker überwunden. Neben dem Wetter können draußen schließlich auch unvorhergesehen positive Ereignisse passieren, welche den Anwesenden in Erinnerung bleiben werden. Dazu gehört zum Beispiel, dass sich kurzerhand die Kanuten auf dem Wasser bereiterklärten, die Papierboote, welche mit Wünschen und Segen der Tauffamilien beschrieben waren, mit auf die Lenne zu nehmen und dort im Wasser auszusetzen.

Besondere Atmosphäre unter den Familien

„Ich fand es richtig schön und berührend, dass sie das gemacht haben, es war ja überhaupt nicht geplant“, sagt Tabea Esch im Nachhinein zu der Aktion. Und so wurde das Abschlusslied nicht nur in einer schönen Naturkulisse, sondern auch in einer Atmosphäre des Zusammenkommens gesungen, an dem Fluss, auf dem neben einzelnen Enten nun auch viele bunte Papierboote schwammen. Und so zeigten sich auch die Familien zufrieden: „Ich fand es sehr schön hier am Wasser – und dass es eine Gemeinschaft aus vielen Familien war“, resümiert eine Mutter. „Ich dachte auch nichts Schlimmes, als es kurz geregnet hat, sondern dass wir jetzt eben alle noch von oben gesegnet werden“.

Pfarrerin Tabea Esch zieht ebenfalls ein positives Fazit nach dem circa 60 Minuten langen Gottesdienst: „Ich war sehr aufgeregt vorher, weil ich noch nie an einem Fluss getauft habe – aber ich freue mich, dass wir es gewagt haben“, so Esch.

Eine besondere Idee, die den Familien sicherlich für immer in Erinnerung bleiben und sie mit Hohenlimburg verbinden wird.