Berchum. Geflüchtete aus der Ukraine sollen in der ehemaligen Jugendbildungsstätte in Berchum einziehen. Gespräche zwischen Stadt und Eigentümer laufen
In die ehemalige Jugendbildungsstätte in Berchum werden Geflüchtete aus der Ukraine einziehen. Reinhard Goldbach, Fachbereichsleiter Jugend und Soziales, bekräftigte gestern im Jugendhilfeausschuss, die Stadt wolle das Gebäude als Flüchtlingsunterkunft anmieten. Rund 120 Geflüchtete sollen in dem Hauptgebäude unterkommen, wie Dezernent Sebastian Arlt im Haupt- und Finanzausschuss angekündigt hatte. Die Gespräche für den Mietvertrag mit dem Eigentümer der Immobilie, Claus Bohne, stehen kurz vor dem Abschluss.
+++ Lesen Sie auch: Berchum: Ehemalige Jugendbildungsstätte hat neuen Besitzer +++
Brandschutztechnik erneuert
Auf Anfrage lobte Bohne die sehr gute Zusammenarbeit mit der Stadt. „Die Vorarbeiten im Gebäude sind soweit beendet“, hat der Eigentümer auf eigene Kosten die Brandmeldetechnik erneuern und wiederherstellen lassen. „Die Flüchtlinge werden nach Berchum kommen und hier ein tolles Heim vorfinden“, freut sich Bohne, dass die leerstehende Jugendbildungsstätte damit den Menschen aus der Ukraine als Unterkunft helfen kann. Der Mietvertrag mit der Stadt werde auf ein Jahr befristet plus Option auf Verlängerung.
Geflüchtete in Notunterkünften
Aktuell sind viele Geflüchtete in der Karl-Adam-Halle und der Stadthalle untergebracht, laut Stadt sind beide Hallen zu je etwa 50 Prozent belegt. Das Haus Busch ist derzeit mit Geflüchteten voll belegt. Die Unterbringung in den Notunterkünften ist jedoch nicht als langfristige Lösung gedacht, das Zusammenleben findet auf engem Raum statt, es gibt kaum Privatsphäre und Rückzugsorte für die Familien. Auf Dauer sollen die Geflüchteten in der Karl-Adam-Halle und der Stadthalle daher in alternative Sammelunterkünfte oder private Wohnungen im Stadtgebiet umziehen. Die ehemalige Jugendbildungsstätte in Berchum bietet sich hier als Alternative zu den Hallen in der Stadt an: Die Bildungsstätte liegt am Ortsausgang von Berchum in der grünen Landschaft. Zu dem rund 33.000 Quadratmeter großen Areal gehören weite Außenanlagen mit Wiesen und Volleyballfeld.
+++ Lesen Sie auch: Stockkampf und Klettern auf Gelände der Jugendbildungsstätte +++
Mehrere Vereine ansässig
Zudem nutzt mit „Veex - erlebnis- und erfahrungsorientiertes Lernen“ ein außerschulischer Bildungsanbieter bereits das Gelände und im früheren Landheim ist der Verein „East-West-East“ angesiedelt, der sich um Jugendaustausch zwischen West- und Osteuropa bemüht. Auch hier könnten sich Anknüpfungen für die geflüchteten Frauen und ihre Kinder ergeben, die in dem Herbergshaus einziehen sollen. Ein Sachverständiger müsse die neue Brandschutztechnik noch begutachten, so Claus Bohne, der sich auf den Abschluss der Gespräche mit der Stadt freut und auf die Unterzeichnung des Mietvertrages hinausblickt. Ein Einzug der Geflüchteten in den nächsten ein bis zwei Monaten hält er für realistisch.
Drei Jahre Leerstand
Bis September 2017 war in den Gebäuden die evangelische Jugendbildungsstätte Kurt-Gerstein-Haus beherbergt. Die Evangelische Kirche von Westfalen bezuschusste den Betrieb pro Jahr mit 260.000 Euro. Nachdem das Landeskirchenamt angekündigt hatte, die Zuschüsse ab dem Jahr 2018 zu streichen, zog der Trägerverein die Notbremse. Fast drei Jahre verwaisten die Räume der ehemaligen Jugendbildungsstätte, dann kaufte Claus Bohne das Gelände. Im ehemaligen Landheim zog der Verein „East-West-East“ ein und baute in Eigenregie ein Übernachtungshaus. Zudem nutzt der Verein „Veex“ das Gelände für Angebote aus der Erlebnispädagogik.
Suche nach langfristigem Träger
Die vermietbare Fläche im Hauptgebäude der Jugendbildungsstätte beträgt rund 3000 Quadratmeter. Auf lange Sicht läuft hier weiter die Suche nach großen Trägern aus dem Sozial- und Jugendbereich, die das Gebäude neu nutzen könnten.
Nach Informationen unserer Zeitung gibt es bei der Stadt auch die Überlegung, auf dem Areal in Berchum die ursprünglich am Quambusch in Haspe geplante kinder- und jugendpsychiatrische Tagesklinik unterzubringen.
Landheim wird genutzt
Das Landheim auf dem Gelände wird von dem Verein „East-West-East“ als Übernachtungsheim und „Zentrum für interkulturelle Bildung“ genutzt. Der Vorsitzende des Vereins, Paul Gaffron, war unter anderem früher Leiter der Evangelischen Jugendbildungsstätte Berchum.