Berchum. Der Verein „Veex“ bietet seine Angebote aus der Erlebnispädagogik nun auch auf dem Gelände der ehemaligen Jugendbildungsstätte Berchum an

Wie kann man beim Stockkampf sein Mitgefühl steigern? Lässt sich Verständigung durch Klettern und Abseilen fördern? Solche Fragen sind wichtiger Bestandteil der Bildungsarbeit von „Veex“. Der Verein für erfahrungsorientiertes Lehren und Lernen hat nun eine Zweigstelle in der ehemaligen Jugendbildungsstätte in Berchum eröffnet.

Mehrere tausend Teilnehmer nehmen jährlich an Seminaren von „Veex“ in der Hauptstelle am Marienhof in Delstern teil, in erster Linie Schulklassen. Wenn man der Chefin Andrea Bock-Dombrowski begegnet, trifft man auf eine Frau, die Lust hat, etwas zu bewirken. Vor über 20 Jahren entschied sich die damalige kaufmännische Angestellte, ihren Lebensweg komplett umzulenken: Sie verließ ihren ehemaligen Job und begann, Deeskalationsarbeit mit Strafgefangenen zu gestalten. Außerdem absolvierte Bock-Dombrowski ein Studium der Bildungswissenschaften an der Fernuni Hagen. Ihre ständige Leidenschaft, das Klettern, integrierte sie in ihren Beruf und begann so vor 20 Jahren auf dem Marienhof, ihre Bildungsarbeit unter dem Titel „Veex“. Heute arbeitet sie nicht mehr alleine, sondern in einem mehrköpfigen Team.

„Mein Weg war nicht gerade, und besonders deshalb bin ich der Überzeugung, dass jeder eine Chance verdient hat“, so die Bildungswissenschaftlerin, „aber dafür braucht es auch Mentoren auf dem Weg, die einen begleiten. Ohne die hätte ich es oft auch nicht geschafft. Und das ist unser Wunsch – die Menschen auf ihrem Weg zu begleiten und ihnen dabei zu helfen, sich zu unterstützen.“ Dafür bietet Veex Seminare für verschiedene Zielgruppen, darunter auch Auszubildende, Lehrende oder Firmen, an – ab sofort auch auf dem Gelände der ehemaligen Jugendbildungsstätte am Ergster Weg. Nachdem Claus Bohne die seit Jahren leerstehende Jugendbildungsstätte im vergangenen Jahr gekauft hatte, riefen er und seine Frau bei Veex an und fragten, ob sie Interesse hätten, die Räumlichkeit zu nutzen. „Auf die Frage, ob wir Lust hätten, dort etwas zu machen, war die Antwort relativ schnell klar“, so Bock-Dombrowski.

Das Gelände der ehemaligen Jugendbildungsstätte Berchum mit dem Haupthaus (oben rechts) und dem Landheim (unten links).
Das Gelände der ehemaligen Jugendbildungsstätte Berchum mit dem Haupthaus (oben rechts) und dem Landheim (unten links). © Westfalenpost | Marcel Krombusch

Seminare bis 2023 fast ausgebucht

Der Verein begann zu renovieren, Bänke zu bauen und das Gelände für das Seminarangebot etwa mit einen Seilparcours neu zu gestalten. Die Nachfrage ist da: Die Seminare von Veex sind für die nächsten zwei Jahre fast komplett ausgebucht. Auf dem Marienhof und in der neuen Zweigstelle in Berchum können Gruppen verschiedene Werkzeuge und Methoden probieren, wie Bogenschießen, Stockkampf, Slackline oder Klettern und Abseilen. Die Kurse finden drinnen und draußen statt, Theorie und Praxis wechseln sich ab. „Unser Ziel ist es, die eigene Haltung zu hinterfragen und sich in sein Gegenüber hineinversetzen zu können. Denn meist scheitert es an fehlender Kommunikation und dem Vertrauen, dass jeder in seinem Rahmen sein Bestes gibt.“ Für seine Arbeit in Bildung und nachhaltiger Entwicklung wurde der Verein vom Land NRW zertifiziert. „Um unsere Welt für künftige Generationen lebenswert zu hinterlassen, sind soziale Kompetenzen und Empathie das A und O. Wer nur mit einem Tunnelblick durch die Welt geht, ist nicht in der Lage, die Welt zu unterstützen.“

Zuletzt stellte Veex ein Filmprojekt vor, das in Kooperation mit der Gesamtschule Eilpe und durch finanzielle Unterstützung der Aktion Mensch realisiert wurde. Für die Dokumentation „Adventure included“ wurden Inklusionsklassen zwei Jahre begleitet.