Hagen. Der bekannter Comedian und TV-Star Dieter Nuhr zeigt im Osthaus-Museum Hagen digitale Fotografien. Was sich hinter „Von Fernen umgeben“ verbirgt.

Die Stimme kennt wahrscheinlich jeder. Diesen sonoren, häufig mit leichter Ironie gespickten Tonfall. Dieter Nuhr ist eben einer der erfolgreichsten deutschen Kabarettisten. Doch in dieser Funktion war er am heutigen Dienstag, 3. Mai, nicht in Hagen. Sondern als Maler, im Vorfeld seiner Ausstellung „Von Fernen umgeben“, die am Samstag, 7. Mai, im Osthaus-Museum eröffnet wird.

Unprätentiös gibt sich der 61-Jährige, der mit seinen Grübchen und dem verschmitzten Lächeln fast lausbubenhaft die große Halle betritt. Museumsdirektor Tayfun Belgin ist sichtlich stolz, nach „Rambo“ Sylvester Stalllone und Musiker Bryan Adams den dritten Superstar an Land gezogen zu haben. „Aber wir machen jetzt nicht nur noch auf Hollywood“, versichert Belgin augenzwinkernd und fügt an: „Aber egal ob aus Hollywood oder aus Wesel – wir stellen Künstler aus, die ihr Handwerk verstehen und große Fähigkeiten besitzen.“

Auch Porträts zeigt Dieter Nuhr in Hagen. Diese Arbeiten sind betitelt mit „August Thyssen 01
Auch Porträts zeigt Dieter Nuhr in Hagen. Diese Arbeiten sind betitelt mit „August Thyssen 01" und „Rudi Assauer 01". / © Dieter Nuhr © Michael Kleinrensing

Dieter Nuhr, gebürtig aus Wesel, passt in die Reihe jener, die nicht „nebenbei noch ein bisschen was anderes“ machen als ihren originären Job. „Ich weiß, dass viele Leute denken, ,Jetzt malt er auch noch und will seine Bilder verkloppen’, dabei male ich mein Leben lang“, sagt Dieter Nuhr.

67 digitale­ Fotografien und 30 Handzeichnungen

In Hagen zeigt der Künstler 67 digitale­ Fotografien und 30 Handzeichnungen, größtenteils Porträts. „Ich bin nicht technikbegeistert, sondern empfinde Technik als zeitgemäß.“ Natürlich seien klassische Zeichnungen unmittelbar, aber das Digitale erobere neue Welten.

Die Atmosphäre während des Gesprächs in der Museumshalle ist entspannt. Dieter Nuhr – cognacfarbene Lederjacke, cremefarbene Cargohose, helle Sneaker – scherzt mit Tayfun Belgin (Nuhr: „Ich bin schon ein bisschen enttäuscht, ich dachte, Du hättest alle Bilder selbst an die Wand genagelt“) und plaudert über seinen Weg zur Malerei. „Ich wollte immer Maler werden, hab’ Kunst studiert, aber war vom Studium enttäuscht. Später war ich unfähig, meine Arbeit zu vermarkten, sprich, meine Bilder zu verkaufen.“ Stattdessen habe er dann Spaß auf der Bühne gemacht, „und es lief und läuft“, sagt Nuhr.

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Zur Erinnerung: Den satirischen Jahresrückblick 2021 des Kabarettisten verfolgten rund 3,5 Millionen TV-Zuschauer, und auf seinen Tourneen füllt der Comedian und Moderator große Hallen.

Von der Brost-Stiftung initiiert

Dieter Nuhr wurde 1960 in Wesel geboren. Von 1981 bis 1986 studierte er an der ehemaligen Folkwangschule in Essen Bildende Kunst.

Seit 1986 tritt Dieter Nuhr als Kabarettist auf; im Laufe der Jahre machte er sich auch als Fernsehmoderator und Autor einen Namen.

Mit seinem aktuellen TV-Format „Nuhr im Ersten“ erreicht der Comedian regelmäßig etwa zwei Millionen Zuschauer.

Die Wanderkunstausstellung „Von Fernen umgeben“ wurde von der Brost-Stiftung initiiert. Die Stiftung fördert u.a. Projekte im Bereich von Kunst und Kultur sowie Jugend- und Altenhilfe. Der Förderschwerpunkt umfasst das Ruhrgebiet, dessen Identität gestärkt werden soll.

Die Ausstellung wird am Samstag, 7. Mai, um 16 Uhr im Osthaus-Museum im Kunstquartier eröffnet; die Werkschau läuft bis zum 26. Juni. Danach stellt Dieter Nuhr in Venedig aus.

Aber zurück ins Osthaus-Museum, wo Dieter Nuhr Bilder, die er auf der ganzen Welt eingefangen und später bearbeitet hat, ausstellt, außerdem Arbeiten, die im Ruhrgebiet entstanden sind. Wie beide Themen zusammenpassen? „Ich war in 90 Ländern dieser Welt unterwegs und liebe es zu reisen. Andererseits – ich bin in Wesel geboren, in Düsseldorf aufgewachsen, hab’ in Essen studiert und lebe heute in Ratingen. Ferne fängt für mich an der Haustür an.“

Abstrakte Arbeiten als Großformate

Abstrakte Arbeiten (teils 4,85 Meter x 3 Meter große Fotoprints), die den aus einem Hubschrauber heraus fotografierten Mount Everest oder Menschen beim Baden in einem Fluss in Indien zeigen, werden Aufnahmen, die zum Beispiel die Ruhrauen in Hattingen oder Industriebrachen am Rande anderer Ruhrgebietsstädte abbilden, gegenüber gestellt.

Die Ausstellung, die speziell für Hagen konzipiert wurde, besteht aus Werken, die während der Pandemie entstanden sind. „Reisen geht nicht nur im Raum, sondern auch in der Zeit“, sagt Nuhr und spielt auf die durch Corona bedingte Zwangspause an. Er habe alte Bilder, teils aus seiner Kindheit in Wesel oder aus Urlauben als Jugendlicher in Norwegen stammend, digital überarbeitet, „ich hab’ sie am Tablet mit einem Stift ,verunstaltet’, dadurch wurden sie für mich in der Coronazeit erträglich.“