Hagen. Der Neubau der Talbrücken Brunsbecke und Kattenohl auf der A45 in Hagen kommt nur mühsam voran. Das Gelände bereitet den Ingenieuren Probleme.

Als gäbe es mit der maroden Rahmedetalbrücke nicht schon genug Probleme, bereitet auch der geplante Neubau der Talbrücken Kattenohl und Brunsbecke in Hagen große Schwierigkeiten. Zwar ist von einer weiteren Sperrung auf der A45 nicht die Rede, andererseits kann die verantwortliche Autobahn GmbH des Bundes auch noch kein Signal für eine Fortsetzung der Bauarbeiten geben.

Vor drei Jahren war Spatenstich für den Neubau der beiden Autobahnbrücken. Zweieinhalb Jahre sollten die Arbeiten dauern, dann könne der Verkehr zwischen den Anschlussstellen Hagen-Süd und Lüdenscheid-Nord wieder ungehindert dahinfließen, prognostizierte der damals noch verantwortliche Landesbetrieb Straßen NRW.

Inzwischen schreiben wir den Frühling des Jahres 2022. Der Verkehr auf den Brücken wird immer noch durch Baustellen geleitet, und unterhalb der mächtigen Bauwerke ruht die Arbeit weitgehend.

Untergrund bereitet ungeahnte Schwierigkeiten

Der Grund: Die Beschaffenheit des Untergrunds stellt die Ingenieure der Autobahn GmbH des Bundes, die den Landesbetrieb als zuständige Instanz abgelöst hat, vor ungeahnte Probleme. „Die Situation ist schwierig, der Baugrund komplex“, fasst Projektleiter Michael Neumann die Lage zusammen und gibt zu: „Damit hatten wir so nicht gerechnet.“

Denn anders als die 980 Meter lange Lennetalbrücke, deren spektakulärer Querverschub im vergangenen Jahr deutschlandweit Beachtung fand, liegen die beiden dicht aufeinander folgenden Talbrücken nicht in flachem Gelände, sondern an einem steilen Hang, an dem die A45 ins Sauerland hinaufsteigt (bzw. nach Hagen hinab). Das schränkt die Bewegungsfreiheit der Baumaschinen ein, was allerdings das geringste Problem ist.

Wechselfolge von Gesteinsarten

Die meisten Sorgen bereitet den verantwortlichen Ingenieuren der Untergrund, den eine Sprecherin der Autobahn GmbH als „sehr differenziert“ bezeichnet. Zwei erste Gutachten, erstellt 2017 und 2019, haben ergeben, dass es sich um eine Wechselfolge von sandigen Tonsteinen, kalkhaltigen Sandsteinen und dolomitischem Kalk handelt.

Nun liegt zumindest für die Talbrücke Kattenohl ein erweitertes Bodengutachten vor, aus dem hervorgeht, dass für jeden zukünftigen Brückenpfeiler, die bis zu 40 Meter tief in den Boden getrieben werden, andere Voraussetzungen gelten: „Das bedeutet, dass man nicht für das gesamte Bauwerk eine Baugrundqualität ansetzen kann, sondern jeden Pfeilerstandort einzeln betrachten muss“, so die Behördensprecherin.

Klar sei schon jetzt, dass Bodenverbesserungen durchgeführt werden müssten, um die steilen Hänge zu stabilisieren. Wie genau diese Aufgabe umgesetzt werden könne, werde derzeit in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Experten erarbeitet.

Gasleitung macht Sorgen

Zu allem Überfluss befindet sich nahebei eine Gasleitung, die auf keinen Fall beschädigt werden darf. Das hat zur Folge, dass die Arbeiten während der Bauphase stetig angepasst werden müssen. „Wir wollen erst bauen, wenn wir uns sicher sind, dass wir später keine unliebsamen Überraschungen erleben“, sagt Projektleiter Neumann: „Die bisher gewonnenen Erkenntnisse aus den Baugrundgutachten machen aber selbst das möglich, da sich der Baugrund im Meterbereich ändern kann.“

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Sein Team konzentriert sich zunächst auf die Talbrücke Kattenohl. Ihre beiden Fahrbahnen ruhen auf jeweils eigenen Pfeilern, so dass eine Hälfte nach der anderen abgerissen und erneuert werden kann, während der Verkehr über die andere Seite geführt wird. Die erste Hälfte ist bereits abgerissen, seitdem läuft der Verkehr über das noch stehende Bauwerk.

Ende der Arbeiten derzeit nicht absehbar

Erst wenn die Brücke fertiggestellt ist, wenden sich die Straßenbauer der Talbrücke Brunsbecke zu und verfahren dort mit der gleichen Technik wie bei der Lennetalbrücke. Auf Hilfspfeilern wird eine neue Brückenhälfte neben der alten Brücke gebaut; diese Hälfte wird später an den zweiten Teil, der nach dem Rückbau der alten Brücke entsteht, herangeschoben.

Die notwendigen Vorarbeiten – auch hier muss unter anderem das Bodengutachten ergänzt werden – laufen zwar ebenfalls schon. Doch wie lange es noch dauert, bis beide Brücken wieder ohne Einschränkungen befahrbar sind, darauf möchte sich derzeit niemand festlegen.