Hohenlimburg. Viele Jahrzehnte hat Schrimpf & Schöneberg in Hohenlimburg Federn produziert. Nun sind Maschinen und Mitarbeiter in die Nachbarstadt umgezogen
Fast genau hundert Jahre nach Gründung hat die Federnfabrik Schrimpf & Schöneberg seine Wurzeln in Hohenlimburg verlassen. Das Werk an der Feldstraße in Oege, wo über viele Jahrzehnte gebogener Draht in Form von Federn für die Automobilindustrie produziert wurde, ist geräumt, ebenso wie die Schleiferei der Firma am Klosterkamp. Seine Werksstandorte in Hohenlimburg hat die Firma zugunsten eines zentralen Standortes an der Scheffelstraße in Iserlohn aufgegeben. Dort findet die Firma das vor, was ihr in Oege fehlte: Platz zum Expandieren.
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Kein Platz zum Expandieren
„Wir waren hart an der Kapazitätsgrenze und Wachstum war dort nicht mehr möglich“, sagt Andreas Jansen, Mitgeschäftsführer der Firma Schrimpf und Schöneberg. Der Platz auf dem kleinen Betriebsgelände in Oege zwischen Bahnstrecke und Wohngebiet war längst ausgeschöpft. Schon vor zehn Jahren hatte das Unternehmen daher in dieser Zeitung angekündigt, man wolle mittelfristig nach einem neuen Standort in der Region suchen. Dieser fand sich nun in Iserlohn. Für den neuen zentralen Werksstandort an der Scheffelstraße nördlich des Seilersees wurden die bisherigen drei Werksstandorte der Firma geschlossen, konkret die Fertigung an der Feldstraße in Oege, die Schleiferei am Klosterkamp in Hohenlimburg und ein angemieteter Standort in Letmathe an der Breslauer Straße.
Mehr Fläche in Iserlohn
Insgesamt 92 Mitarbeiter hat das Unternehmen, um die 60 Mitarbeiter davon arbeiteten in Hohenlimburg. Die gesamte Belegschaft und die Maschinen sind mit umgezogen an den neuen Standort, der mit etwa 5000 Quadratmetern Produktionsfläche, rund 2000 Quadratmeter Hochregallager und rund 700 Quadratmeter für die Verwaltung aufwartet. Darüber hinaus bestehe auf dem Areal die Option, weitere rund 2000 Quadratmeter Hallenfläche anzubauen, beziffert Andreas Jansen, Mitgeschäftsführer der Firma Schrimpf und Schöneberg. „Für den ein oder anderen ist die Strecke zur Arbeit nun weiter, aber generell liegen Hohenlimburg und Iserlohn nur ein paar Kilometer auseinander, es ist keine Weltreise.“
Gespräche mit Nachnutzern
Derweil sind Hallen und Räume in der Feldstraße in Oege seit Anfang April geräumt und stehen leer. Gespräche mit potenziellen Nachnutzern laufen. „Wir haben verschiedene Interessenten und beabsichtigen, das Gelände bald zu verkaufen“, kündigt Jansen an. Details zu den Interessenten wollte er nicht nennen. Der Verkauf soll aber in den kommenden Wochen abgeschlossen werden. Bereits verkauft hat Schrimpf und Schöneberg seinen ehemaligen Außenstandort am Klosterkamp 17. In der Halle nahe des Lenneparks vermietet „Firstclassbox“ nun Lagerräume an Interessenten. Dass die Federnmacher von Schrimpf und Schöneberg ihre historischen Wurzeln in Hohenlimburg verlassen haben, betrachtet Mitgeschäftsführer Andreas Jansen – seit sieben Jahren im Betrieb – mit einem freudigen und einem weinenden Auge, wie er sagt. „Letztlich überwiegen für uns die Vorteile“, verweist er auf kürzere Wege und weniger Werksverkehr, den der zentrale Standort mit sich bringt.
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Ende für „ein Stück Oeger Geschichte“
Mit dem Wegzug der Firma, die 1921 in Oege gegründet wurde, endet für den Klaus Söhnchen „ein Stück Oeger Geschichte“. Der Ur-Oeger Söhnchen kannte den Betrieb bewusst seit etwa 1953.
„In dem Haus in der Feldstraße 20 wohnte Firmeninhaber Hans Schöneberg mit seiner Mutter und nach deren Tod dann allein. Allerdings lebte im Dachgeschoss noch ein Mieter.“ Die kleine Firma befand sich im Gebäude dahinter, wo kleine Federn, Drahtkörbe und ähnliche Materialien hergestellt wurden, beschreibt Söhnchen weiter. „Als Prokurist fingierte Willy Pohl, der sein Haus 1972 im Sonnenwinkel baute, übrigens eine Seele von Mensch.“
Fusion mit Fabrik im Klosterkamp
Da Hans Schöneberg unverheiratet war, ging die Firma auf Willi Pohl und später eine seiner Töchter über, erinnert er sich, dessen Mann den Betrieb weiter ausbaute. „Man hatte mit der Federnfabrik Maas aus dem Klosterkamp fusioniert und später auch mit einer Federnfabrik in Iserlohn. Firmenerbe Friedhelm Maas von der Schälker Landstraße arbeitete mit im neuen Unternehmen, das weiter expandierte.“
Springtec-Group seit 2007
Schrimpf & Schöneberg hat sich 2007 mit weiteren Firmen zur Springtec-Group zusammengetan. Heute gehören dazu sechs Unternehmen, die Federn, Stanz- und Biegeteile für verschiedene Branchen entwickeln und produzieren.