Olpe/Hohenlimburg. Thyssenkrupp plant, seine komplette Produktion von Federn und Stabilisatoren in Hagen-Hohenlimburg zu konzentrieren. Die Hintergründe.
Nach zähen Verhandlungen über die Zukunft laufen im Oeger Federnwerk von Thyssenkrupp die Umbauarbeiten. Langfristig plant der Konzern, seine komplette Produktion von Federn und Stabilisatoren in Hagen-Hohenlimburg zu konzentrieren. Das heißt aber auch, dass der zweite Produktionsstandort in Olpe-Lütringhausen schließen muss.
Dort endete nun die letzte Schicht. Der Werksleiter Thomas Waldenmaier hatte während der „Abschieds-Pressekonferenz“ auch Positives zu vermelden: „Es gibt zwei Bewerber, die großes Interesse haben, das Werk zu kaufen.“
Ende des Jahres wolle Thyssenkrupp nach dem Abbau der Maschinen Hallen und Gelände übergeben. Zahlreiche der insgesamt 330 Beschäftigten in Olpe hätten mittlerweile eine Arbeit in anderen Unternehmen gefunden oder seien im Konzern an anderen Standorten untergekommen– darunter auch in Oege. Etwa 95 Mitarbeiter würden in die Transfergesellschaft wechseln.
Die Über-57-Jährigen, fügte Olpes IG Metall-Chef André Arenz hinzu, würden sozialverträglich „in die Rente begleitet“.
Trauer und Wut zum Abschied
Der Werksleiter lobte zum Abschied die Arbeitseinstellung seiner Leute, die trotz der Situation im zurückliegenden Jahr noch 1,9 Millionen Stabilisatoren produziert haben.
Emotionale und bewegende Worte fand Betriebsratsvorsitzender Ali Atasoy, der nicht nur seine Traurigkeit in Worte fasste, sondern auch seine Wut auf das Konzern-Management: „Es tut mir immer noch in der Seele weh, dass hier jetzt Schluss ist“, sagte Atasoy, der im Betrieb seine Ausbildung begann und dort nun seit fast 20 Jahren arbeitet. „Wir haben immer unsere Arbeit gemacht. Viele von uns sind in der zweiten oder dritten Generation hier vertreten.“
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Ihm half es auch nicht, dass selbst die Konzernspitze einräumte, dass Managementfehler der Hauptgrund für die Schließung in Olpe waren. Schließlich hat die Belegschaft in den vergangenen 20 Jahren insgesamt 14 Werksleiter erlebt. Immer mit neuen Ideen, neuen Konzepten und nicht eingelösten Versprechen. Auch in der Stimme von IG Metall-Chef Arenz klang Zorn mit: „Trotz aller Zugeständnisse der Arbeitnehmer ist jetzt Schluss. Das hätte nicht sein müssen. Was hier passiert ist, löst bei mir eine gehörige Portion Wut aus.“ Lediglich der letzte Kampf für die Arbeitnehmer in Sachen Sozialplan sei erfolgreich gewesen.
40 Mitarbeiter wechseln nach Oege
Laut Konzern werden insgesamt etwa 40 Mitarbeiter des Werks in Olpe künftig ihrer Arbeit im Federnwerk in Oege nachgehen. Für die ersten von ihnen startet heute die Schicht im neuen Betrieb. „Ein paar Kollegen haben hier bereits gearbeitet, man kennt sich teilweise schon“, sagt Murat Gülac, stellvertretender Vorsitzender des Betriebsrats im Federnwerk Oege. Während dort aktuell die Umbauarbeiten laufen, geht die Produktion weiter. Derzeit sei die Auftragslage relativ gut, sagt Gulac.
Ausbau zum Kompetenzzentrum für Stabilisatoren
Vor zwei Jahren hatte Thyssenkrupp die Konzernsparte Federn und Stabilisatoren als ein „Geschäft auf dem Prüfstand“ ausgewiesen. Grund waren unter anderem schlechte Zahlen aus den drei Geschäftsjahren zuvor. Mit der Restrukturierung soll die Wettbewerbsfähigkeit wieder hergestellt werden, so der Konzern.Der Geschäftsbereich „Federn und Stabilisatoren“ wanderte in die Konzernsparte „MultiTracks“ von Thyssenkrupp, gemeinsam mit Anlagenbau, dem Edelstahlwerk in Italien, der Zugtechnik, Grobblech und Batterietechnik. Thyssenkrupp sucht für diese Konzernbereiche teils noch Käufer oder Partner.Das Federnwerk in Oege soll bis Oktober 2022 umgebaut werden zu einem „Kompetenzzentrum für die Entwicklung und Fertigung von Federn und Stabilisatoren“. Das umfasst den Prototypenbau, die Fertigung von Stabilisatoren für Kleinserien und das Ersatzteilgeschäft sowie die Federnproduktion für Pkw bzw. Elektrofahrzeuge. Zudem wird auf eine stärker automatisierte Produktion umgestellt.Wegen der Umstrukturierung sollen bis zum Sommer 2022 rund 160 Stellen im Federnwerk Oege wegfallen.
Allerdings bringen Chip-Krise und Corona-Pandemie die Arbeit ins stocken, zurzeit sei die Produktion nur zu 50 Prozent ausgelastet. Und trotz Umbau sei die Unsicherheit in der Belegschaft weiter da, sagt Gulac.
Schließlich sucht Thyssenkrupp für den Geschäftsbereich Federn und Stabilisatoren weiter nach Käufern oder Partnern. Die Belegschaft vermisse hier von der Konzernspitze klare Ansagen über die Zukunft, sagt Gülac.
Dennoch: Die Bereitschaft, sich für das Werk einzusetzen, sei in den Werkshallen in Oege weiter groß. „Wir machen unsere Arbeit, liefern aus und schauen, was noch passiert.“